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New Work: wie neues Arbeiten mein Leben verändert

Neues Arbeiten – seit einiger Zeit verändert New Work mein Leben. Mit ganz praktischen und nachhaltigen Auswirkungen. Ich habe zum Beispiel meine Arbeitszeit reduziert und das hat nicht nur Folgen für meine Arbeit und mein Zeitmanagement, sondern – ebenso wie die Möglichkeit ortsunabhängig zu arbeiten – auch positive Effekte z.B. auf den Bereich Mobilität. Und war es in der Vergangenheit so, dass man mir mehr oder weniger gesagt hat, was ich zu tun habe, orientiert sich mein Wirken heute eher an meinen tatsächlichen Stärken und nicht an meinem Outlook-Kalender.  Ganz schön viele Veränderungen für jemanden, der schon über zwanzig Jahre beruflich tätig ist. Veränderungen, die ich so nicht erwartet habe und die ich nicht wieder zurück drehen möchte. Zu spannend ist die Entwicklung und die mit den Veränderungen verbundene steile Lernkurve.
Titelbild: Alexander Fanslau

Neues Arbeiten findet statt

New Work klingt in vielen Beschreibungen und Veranstaltungsbeiträgen wie eine theoretische Utopie. In meinem Leben findet Neues Arbeiten seit einigen Jahren tatsächlich statt: Ich habe die Möglichkeit beruflicher Auszeiten ebenso genutzt wie die der Reduzierung meiner wöchentlichen Arbeitszeit. Ich kann und darf ortsunabhängig arbeiten und habe auch außerhalb der heimischen vier Wände Gebrauch davon gemacht. Das alles klingt leicht und unbeschwert und ist gleichzeitig eine Herausforderung. Ich habe es nicht gelernt, meine Arbeit auf diese Art und Weise selbstbestimmt zu organisieren. Und genau genommen, wurden mir alle dafür gegebenen Voraussetzungen mühsam abtrainiert, Zunächst durch Schule und berufliche Ausbildung inklusive Studium und dann durch jahrelange angestellte Beschäftigung. New Work bedeutet auch, sich seiner Stärken bewusst zu werden, diese eigenständig zu entwickeln und Elemente selbstständiger, im Sinne von eigenverantwortlicher Arbeit, in seinen Alltag einzubauen. Das kann dazu führen, dass die Grenze zwischen Arbeit und Freizeit, persönlichen Interessen-Schwerpunkten und beruflichen Herausforderungen verschwimmen.

Neues Arbeiten: Barcamps basieren auf dem Prinzip der Augenhöhe und befreien so Gedanken- und Informationsaustausch, das Lernen insgesamt von unnötigen Hürden.

New Work: mitten im Leben

Vier-Tage-Wochen und die Möglichkeit ortsunabhängig, sprich: auch von zu Hause aus zu arbeiten, hat verschiedene Auswirkungen und ganz praktische Folgen: Ich stelle schon seit einigen Jahren meine Mobilität am, fahre seit 2006 mit Rad und Bahn statt mit dem Auto die gut 30 Kilometer zu meiner „regelmäßigen Arbeitsstätte“. Seit zwei Jahren sogar den überwiegenden Teil des Jahres gut die Hälfte der Strecke mit dem E-Bike. Die Möglichkeit Stunden zu reduzieren und von zu Hause aus zu arbeiten, bedeutet auch weniger Tage, an denen ich überhaupt lange Arbeitswege zurück legen muss. Und ich bin damit wieder häufiger in meiner heimischen Kleinstadt. New Work kehrt damit einen Trend der Vergangenheit um. Immer stärkere Zentralisierung, Effizienzsteigerung und Spezialisierung führte zu längeren Arbeitswegen und „Ausbluten“ des ländlichen Raums.

Ein Tinyhouse als „Tiny-Office“: ungewöhnliche Wege, erlauben ungewöhnliche Lern- und Erkenntniskurven. Wusstet ihr, dass das Haus auf dem Hänger quasi als Ladung gilt und nich genehmigt oder abgenommen werden muss, sondern lediglich ordentlich gesichert werden muss.

Neues Arbeiten jenseits der Komfortzone

Homeoffice und Arbeitszeitreduzierung, berufliche Auszeiten und dann noch Barcamps, New Work-Formate, Arbeiten im Open Space – das alles klingt nach Zuckerschlecken und zu schön um wahr zu sein. All´ jenen für die das so klingt sage ich: täuscht Euch nicht. Die mit New Work verbundenen Veränderungen haben mich, nachdem ich schon über zwanzig Jahre beruflich tätig war, sehr schnell an die Grenzen der eigenen Komfortzone geführt. Vieles von dem, was ich gelernt hatte und  das dazu nützlich war im beruflichen Alltag klar zu kommen, musste ich grundsätzlich überdenken oder gleich ganz über Bord werfen. Das Arbeiten mit Profilen und Personas klingt spielerisch und wirkt ähnlich leichtfüßig wie das Beschreiben von bunten Post-Its oder das „kritzeln“ von Sketchnotes. Im Kern handelt es sich aber um die Adaption ganz neuer Arbeitsmethoden anderer, fremder Professionen. Das Überwinden innerer Widerstände, erscheint mir dabei heute geringfügiger als die eigentliche Herausforderung: man muss die Arbeitsmethoden lernen und sinnvoll einsetzen. Und zwar so, dass sie einer professionellen Überprüfung der Arbeitsergebnisse standhalten. Selten findet Neues Arbeiten im geschützten oder theoretischen Raum statt. Es ist ein bisschen so, als würde man ein Flugzeug zum Hubschrauber umbauen. Und zwar während das Gerät fliegt.

Ich habe gelernt, mit Profilen und Personas zu arbeiten und für meine Arbeit das Thema Human Centered Design adaptiert. Mittlerweile gebe ich Schulungen zu diesem Thema.

Leben und Arbeiten – Life-Life-Balance

Die Grenze zwischen Arbeit und Freizeit verschwimmt fast zeitgleich mit meinen ersten New Work Erfahrungen. Ich bin sehr begeisterungsfähig und die Möglichkeit mich und meine persönlichen Interessen in die Arbeit einzubringen führt schnell dazu, dass ich auch in meiner Freizeit arbeite. Auch beginne ich zu bloggen und fast zeitgleich ziehen wir in einen Open Space. Ich schreibe über Veränderungen und berufliche Herausforderungen. Die Erfahrungen mit neuen Arbeitsmodellen und -methoden sind auch meine unmittelbaren persönlichen Erfahrungen mit Veränderung. Wenn wir einen Roadtrip per Rad unternehmen oder erstmals ein Barcamp im Nordwesten veranstalten, hat das auch und vor allen Dingen mit meinen persönlichen Stärken und spezifischen Know-How zu tun.  Auch in diesem Zusammenhang sieht vieles leicht und spielerisch aus, was im Kern jedoch einen jeweils persönlichen Entwicklungsprozess und Herausforderung für das Team darstellt.

Als ausgebildeter Zimmermann, blieb ich beim Tiny-Office Bau nicht lange untätiger Zuschauer. New Work bedeutet für mich auch: praktisch anpacken, Dinge ausprobieren und greifbar zu machen.

Erfahrungen sammeln und einbringen

Ich hatte bereits über die Tatasche reflektiert, dass 80 Prozent Arbeit 100 Prozent oder mehr Leistung bedeuten kann.* Ich sammle neben der angestellten Arbeit und durch Formate und Initiativen auch jenseits klassischer Arbeitszeiten ganz neue Erfahrungen und erhalte wichtige Impulse. Durch New Work sind neue, sehr vitale persönliche Netzwerke entstanden. So durfte ich das Innovation Cycle kennen lernen und selbst mit prototypisieren. Barcamps und Meetups sind ebenso wie klassische Fort- und Ausbildungsformate eine wichtige Quelle für Inspiration, Know-How-Aufbau und zur Entwicklung von Methodenkompetenz. Ich habe dieses Jahr an einem Tiny-House mitgebaut, Schulungen gegeben, Prototypen-Workshops angeleitet, Graphik Recording gemacht und Vorträge gehalten, recherchiert, geschrieben und meine eigene Garage zu einer Art Workspace für Ideation und inspirierend praktisches Arbeiten umgebaut. Neues Arbeiten ist für mich persönlich weit mehr als eine neue Herangehensweise und schon gar keine Worthülse. New Work entwickelt sich für mich innerhalb kürzester Zeit zu einer lang ersehnten Wende in meinem beruflichen Alltag, der es mir erlaubt in einer stark beschleunigten (Arbeit-)Welt Schritt zu halten.

*Mittlerweile, hat das Thema 4-Tage-Woche auch Fortsetzungen gefunden. Nicht ganz ernst gemeinte Gründe gegen die 4-Tage-Woche und etwas konkretere Ausführungen auf der persönlichen Handlungsebene.

Ich liebe diesen Ort: meine Garage und das ganze Haus bieten jetzt Platz und Möglichkeiten zu arbeiten, zu entwickeln und kreativ zu werden. In der heutigen Arbeitswelt spielen scheinbar überholte Fähigkeiten wie illustrieren oder handwerkliches Geschick wieder zunehmend eine Rolle.