Wenn mir jemand gesagt hätte, dass ich vor lauter Begeisterung morgens um vier Uhr anfange zu arbeiten, oder am Samstag bis in den Abend und am Sonntag gleich weiter – ich hätte es wohl nicht geglaubt. Aber genau so ist es. Und der Grund dafür ist einfach: ich bin überzeugt von dem was ich tue und ich tue es freiwillig. Ich definiere meine persönliche Komfortzone mittlerweile völlig neu. Und es sind Spitzen – ich weiß andere fangen regelmäßig am frühen Morgen an zu arbeiten (sonst hätte es ja auch für uns keinen Grund gegeben) und auch Schicht- und Wochenendarbeit ist bei vielen an der Tagesordnung. Aber darum geht es mir gerade nicht. Es geht mir um die Tatsache, dass einen ein Projekt, eine Idee, ein Job so begeistern kann, dass man aus freien Stücken heraus seine Komfortzone verlässt. Weil man sich innerlich aufgefordert fühlt, sich einzubringen und neue Wege zu finden. Aber der Reihe nach…
Dann werd´ doch Bäcker…
…dann hast Du es schon Morgens warm. So oder so ähnlich ging der blöde Spruch in meiner Zimmerer-Lehre, wenn es morgens draußen kalt war und ich mir die Hände rieb. Als ich an diesem Morgen gemeinsam mit meinem Kollegen aufbreche, um Fotos zu machen, muss ich daran denken. Unseren Dorfbäcker kenne ich schon eine halbe Ewigkeit – seit meiner Lehrzeit vor fast 25 Jahren. Der ist hier in Büppel eine Institution und auch weit darüber hinaus einer der letzten, die eine klassische Backstube betreiben. Ein Handwerker. Eine Geschichte, wie für uns gemacht: in der Region, authentisch, echt. Und weil ich genau diese Geschichte erzählen will und Fotos vom Backen der Brötchen in eben dieser Backstube und von „Kappo“ dem Bäcker haben will, stehe ich um kurz nach drei Uhr auf. Mitten in der Nacht quasi und sehe zum ersten Mal zu, wie die Brötchen gemacht werden. Dabei entstehen zahlreiche Bilder und Eindrücke, die wir auf unserer Projektseite verarbeiten. Es macht unfassbar viel Spaß. Meine Idee, mein Kontakt – da steckt so viel von mir drin und das ist irrsinnig schön!
Spaß bei der Arbeit
Darf das sein? Darf einem Arbeit so viel Spaß machen, dass es die Aufmerksamkeit anderer auf sich zieht. Für mich ist das kein Widerspruch. Im Gegenteil: ich kann mir schon nach wenigen Monaten in unserem Projekt nicht mehr vorstellen, anders zu arbeiten. Als wir am Samstagabend im Juni spät am Großen Meer in Ostfriesland sitzen und noch Fotos machen, Filme, Posts und Pressearbeit nachbearbeiten, sieht das im Ergebnis aus, wie Bilder aus dem Urlaub. Wie wir da sitzen im Sonnenuntergang, kurz bevor wir zum Abschluss des Tages noch einmal bei Facebook live gehen. In den letzten Tagen haben wir weit über 25.000 Menschen über diesen Kanal erreicht. Dafür haben wir quasi von früh morgens bis abends durchgearbeitet. Und so fühlt es sich auch an. Und zwar nicht nur, weil das Wetter uns einen ganz erheblichen Strich durch die Rechnung gemacht hat, sondern weil wir quasi vom Rad aus alles auf einmal machen. Content produzieren, Nutzeranfragen beantworten sowie Presse- und Öffentlichkeitsarbeit in den Orten durch die wir fahren.
Erfolg gibt uns recht
Als wir nach rund einer Woche die Bikes in den Bus laden und nach Hause fahren, ist der Facebook-Kanal der wachstumsstärkste in und um Oldenburg. Und zwar des ersten Halbjahres – quasi innerhalb weniger Tage. Verschiedenste regionale Zeitungen sind auf die Aktion aufmerksam geworden und haben umfangreich berichtet. Wir haben mit Printredakteuren ebenso gesprochen wie mit Radiostationen. Tropfnass sind wir in die Redaktionen gestiefelt und haben unsere Geschichte erzählt. Auch das bin ich. Und das nicht nur weil es bei der ganzen Aktion auch um Fahrräder ging. Sondern um´s ausprobieren, anders machen und sich selbst einbringen. Und ja: auch das hat Spaß gemacht und ich habe viel gelernt. Aber es war auch anstrengend und mehr als einmal habe ich im Vorfeld mit mir gerungen und an der Aktion gezweifelt. Und dann doch alle Widerstände beiseite geschoben.
Arbeit und Freizeit
In der Lehre damals, habe ich wahrsten Sinne des Wortes „den Hammer fallen lassen“, wenn ich Feierabend hatte. Das war gut und richtig so, denn die Lehrjahre waren alles andere als „Herrenjahre“ und auch in der Zeit seither, habe ich mich immer bemüht, eine klare Grenze zwischen Arbeits- und Freizeit zu definieren. Mittlerweile ist das anders. Es gibt immer noch Tätigkeiten, die ich eindeutig nebenbei und in meiner Freizeit mache. Das habe ich immer getan. Aber viel mehr als in der Vergangenheit lösen sich die zeitlichen Grenzen auf und fließen ineinander. Und auch inhaltlich merke ich Verschiebungen. Da, wo immer mehr von mir persönlich in die Arbeit einfließt, macht eine strikte Trennung letztlich kaum noch Sinn. Ich muss im Gegenteil dafür Sorge tragen, nicht ständig „beschäftigt“ zu sein – tatsächlich oder sei es nur in Gedanken.
Du willst wissen, um welches Projekt es geht? Besuche unsere neue Webseite – bin ich richtig stolz drauf!
www.projekt-enera
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