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Blogbeiträge

Ein Beiwagen fürs Rad

Beiwagen fürs Rad haben mich schon immer fasziniert. Einst, als Teenager, dachte ich sogar, vor mir sei noch keiner auf die Idee gekommen so etwas zu bauen. Aber weit gefehlt: Seitenwagen am Fahrrad waren schon früh ein echter Renner. Es gibt viele Bilder von Fahrrad-Seitenwagen vom Beginn des 20. Jahrhunderts. Und in den letzten Jahrzehnten, habe ich auch immer wieder Eigenbauten gesehen und sogar kleine Serienfertigungen, auch hier unmittelbar bei mir an der Küste. Als ich jetzt „Scandinavian Side Bike“ aus Dänemark gefunden habe, musste ich einfach zuschlagen. Die Beiwagen des Familienbetriebes aus der Nähe von Kopenhagen haben mich in Sachen Design und Technik schnell überzeugt. Gründer Torben hatte meinen Instagram-Post wohlwollend kommentiert. Er zeigte meinen ersten und einzigen Versuch, einen solchen Beiwagen im Rahmen eines Schulprojekts „zusammen zu braten“. Ich empfand es als großes Scheitern damals und zwar nicht nur, weil des Gestell augenfällig schief und krumm war, sondern vielmehr auch deswegen, weil das Gespann nicht gut funktionierte.

Für eine Veröffentlichung, habe ich einmal diese Patentzeichnung erfunden. Eine echte Konstruktionszeichung nach historischem Vorbild, habe ich noch nicht gesehen.

Faszination Beiwagen

Fahrrad-Beiwagen sind sicher keine Verkaufsschlager. Und trotzdem üben Seitenwagen an Zweirädern eine gewisse Faszination auf die Menschen aus. Das merkt man schnell, wenn ein solches Gespann auf Fotos oder sogar im Verkehr auftaucht. Ein Seitenwagen fürs Rad ist eher selten und obwohl ich mich für alles rund ums Rad begeistere, habe ich über die Jahre nur wenige gesehen. Dabei müssen sie schon früh in der Geschichte aufgetaucht sein. Das wusste ich nicht, als mir die Idee das erste Mal im Alter von 14 oder 15 Jahren in den Kopf kam. Und weil es damals auch kein Internet gab und die alten Bilder rar waren, hatte ich auch keine Vorlage, als ich ein, zwei Jahre später selbst zum Schweißgerät griff. Mein altes Herrenfahrrad bekam einen abnehmbaren Sozius. Ich konnte nicht so richtig gut schweißen und konstruieren. Und dass die schiefe Konstruktion an meinem 28 Zoll Fahrrad insgesamt – und erst recht mit meinem Schweißlehrer als Probanden – zu schwer, bzw. die Belastung zu hoch war, frustrierte mich sehr. Das Hinterrad verzog sich nachhaltig und am Ende reichte es für ein unscharfes Foto in der Sonne und eine unbefriedigende Erinnerung.

Mehr als ein zusätzliches Rad

Ich hatte bei diesem Versuch so ziemlich alles falsch gemacht, was man falsch machen konnte. Dies nicht als Chance zu begreifen und gleich einen zweiten oder dritten Anlauf zu wagen, war vielleicht der größte Fehler. Ich hatte versucht, einen Beiwagen zu konstruieren, der ohne Gelenk auskommt. Die Querkräfte, die auf das Fahrrad wirken, muss man aber begrenzen. In Hinblick auf das Gesamtgewicht und zum Beispiel durch die Konstruktion mit Hilfe einer Scharnierfunktion. Kleine Laufräder sind vielleicht weniger empfindlich für die seitlichen Kräfte. Eine zusätzliche Führungsstange, zum Beispiel am Unterrohr – neben der Befestigung am Hinterrad – ist gut, aber nicht unbedingt notwendig. Zumindest nicht bei geringer Zuladung. Und wenn man einen Erwachsenen im Beiwagen chauffieren können will, sollten Rahmen und Sozius wahrscheinlich von vornherein als eine Rahmenkonstruktion entwickelt werden. So haben es auch die Brüder Krapf gemacht, deren legendäres Gespann selbst im Internet nur noch mit Vorwissen zu finden ist.

Bild: MTB News (siehe Link)

Beiwagen fürs Rad in Serie

Weil Beiwagen fürs Rad sicher nie einen kommerziellen Siegeszug hinlegen werden, dürfte die Vielfalt in Einzelanfertigungen und kleinen Serien zu finden sein. Ich habe mir selbst auch einen kleinen Vorrat an geeigneten Materialien für ein schönes Winterprojekt hier bereit gelegt. Inspirationen habe ich unter anderem bei Pinterest zusammen getragen. Hier geht’s zur Pinnwand.

Vor einiger Zeit habe ich sogar einen kleinen Hersteller hier bei mir um die Ecke ausfindig gemacht, der seine Beiwagen überwiegend in Esens an der Nordseeküste konstruierte, fertigstellte und in einem kleinen Ladengeschäft verkaufte. Das ist schon einige Jahre her und die damalige Firma Velotrade scheint es so nicht mehr zu geben. Ich bin durch ein Fernsehbericht über die autofreie Insel Wangerooge auf die Gespanne aufmerksam geworden, die irgendwo im Hintergrund bewegt wurden. Ob diese Modelle nicht nur für den Kindertransport, sondern auch für Hunde genutzt wurden, habe ich mich damals nicht gefragt. Dies scheint ein Haupteinsatzzweck vieler Käufer des dänischen Herstellers „Scandinavian Side Bike“ zu sein. Ich werde jetzt einmal schauen, wie praktisch so ein Beiwagen auf Touren mit Kids, für den Einkauf oder vielleicht mit dem einen oder anderen Fotohund ist. Ich frage mich auch: wie und wo lässt sich das Teil gut verstauen, wie oft und für welchen Zweck baut man es an? Und wie begeistert werden die nächsten MitfahrerInnen sein?