Ich hatte tatsächlich nie vor, ganz mit dem Alkoholtrinken aufzuhören. Und nach einem „trockenem Januar“ ’nem Dry January (damals nannte man das hier noch nicht so und es war auch eher zufällig der Januar des Jahres 2019), habe ich dann nur noch einmal Alkohol getrunken. Und seitdem – also mittlerweile sechs Jahren – nie wieder. Und ich würde es auch nicht mehr anders haben wollen. Denn auch, wenn die gesundheitlichen Folgen des Alkoholkonsums beim Aufhören keine Rolle gespielt haben, bin ich mir der Konsequenzen durchaus schon jahrelang bewusst gewesen. Mit dazu beigetragen, hat eine entsprechende Berichterstattung und das wachsende Bewusstsein, dass es keine „gesunde Menge Alkohol“ gibt. Dass der Körper mit der Verarbeitung immer – und nicht nur bei einem fulminanten Kater – zu tun hat. Und so kommt es, dass aus einem Dry January etwas wurde, das idealerweise für den Rest meines Lebens so bleibt. Kein „Lebensstil“, sondern im besten Sinne, ein Normalzustand. Etwas, über das man bei aller Normalität auch schreiben und reflektieren kann. Weil es deutlich macht, was aus so einem einfachen Impuls dauerhaft erwachsen kann.
Ich verzichte auf nichts
Ich verzichte auf nichts, manchmal trinke ich schon morgens. Ich trinke nur keinen Alkohol. Das ständige Gerede über Verzicht und Entbehrungen, halte ich ohnehin für wenig hilfreich. Erst, als ich zum Beispiel beim Rauchen erkennt hatte, was ich durchs Aufhören gewinne, konnte ich es auch als echten Gewinn sehen. Beim Alkohol ist das ähnlich. Ich habe auch deswegen nicht vor, wieder damit anzufangen, weil ich dadurch nicht viel zu gewinnen habe. Im Gegenteil: in der Zeit, in der ich Alkohol getrunken habe, musste ich auf viel verzichten. Der Konsum hat mich eingeschränkt – ich konnte nicht überall und zu jeder Zeit Auto fahren, wohin ich wollte. Die Tage danach, haben mich oft auch ziemlich rausgehauen und mir die kostbare Freizeit verhagelt. Und nicht zuletzt, werde ich auch körperlich und gesundheitlich damit zu tun gehabt haben. Davon habe ich – im Gegensatz zum Rauchen – nicht viel gemerkt, aber auf lange Sicht und mit zunehmendem Alter, gönne ich meinem Körper lieber Regeneration als stetigen Stress. Alles unmittelbare Gewinne, mit Verzicht hat das nichts zu tun.
Dry January? – nenn‘ es wie Du willst
Am Ende geht es nicht um Trends, Vorsätze fürs neue Jahr oder fancy Namen. Es geht darum, Verhaltensmuster aufzubrechen und für eine Weile etwas anderes auszuprobieren. Einen Monat auf Alkohol zu verzichten, reicht augenscheinlich aus, um auch dauerhaft zu Veränderungen zu gelangen. Tatsächlich ist es sogar so, dass dem Körper für eine umfassende, erste Regeneration von Leber und Nieren ein Zeitraum von vier bis fünf Wochen ebenfalls ausreicht. Das habe ich festgestellt, als ich dann nach einem Dry January im Rahmen einer Feier Anfang Februar ordentlich zugeschlagen habe. Die Quittung kam prompt und so nachdrücklich, dass ich danach gar keine Lust und keinen Bedarf mehr an Alkohol in meinem Leben hatte. Eine Art heilsamer Schock.
Das braucht es sicher nicht und auch nicht das Ziel oder Vorhaben, dauerhaft keinen Alkohol mehr zu trinken. Ein Dry January kann dabei helfen. Verhalten anzupassen und zu anderen Mustern zu kommen. Vielleicht insgesamt deutlich weniger Alkohol zu trinken und für sich persönlich geeignete Alternativen zu finden. Zum Beispiel auch alkoholfreie Biere, die man gerne mag. Und es gibt auch Weine und sogar alkoholfreie Spirituosen. Die Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden. Ich trinke zum Beispiel gerne einen Gin Tonic. So oder so, ist eine alkoholfreie Zeit ein guter Anlass, etwas anders zu machen und etwas anderes auszuprobieren.
Ich mag Veränderung
Mit dem Rauchen habe ich spät angefangen und schon vor über 25 Jahren wieder aufgehört. Seit einigen Jahren mache ich Intervallfasten. Nicht dogmatisch, trotzdem durchgehend und im Schnitt 16 zu 8 Stunden (hier geht es zum Erfahrungsbericht nach 500 Tagen). Damit habe ich aus gesundheitlichen Gründen begonnen und bin, weil es mir gut tut, dabei geblieben. Keinen Alkohol zu trinken fällt mir leicht und weil ich unmittelbar davon profitiere und mir langfristige Vorteile davon verspreche, bleibt es dabei. Was als nächstes kommt? Habt ihr mal über Zucker nachgedacht? Der ist ja nun überall drin und ich merke das auch. Weil in alkoholfreien Getränken auch Zucker enthalten ist und ich trotz andauerndem Intervallfasten nach und nach wieder ein paar Kilo mehr am Körper habe. Auf Zucker zu „verzichten“ ist schwerer als man denkt. Eben, weil es in vielen verarbeiteten Lebensmitteln steckt und eine Anpassung der Gewohnheiten (selbst kochen und backen) mühselig erscheint. Bleibe da aber am Ball und werde bei Gelegenheit berichten.