Menu
Blogbeiträge

Ostern, Corona und 180 Kilometer auf dem Rad

Kim: „Lass mal 180 Kilometer Rad fahren als nächstes“ – okay, lass mal machen. Nachdem wir zur Jahreswende 100 Kilometer geradelt sind, jetzt also noch einmal deutlich mehr. Ich habe mir angewöhnt, ja zu sagen wenn sich Gelegenheiten wie diese bieten. Herausforderungen mit einer gewissen Ernsthaftigkeit und trotzdem Spaßfaktor. Ich bin noch nicht oft in meinem Leben 180 Kilometer gefahren. Meist auf Radreisen wenn ich dann keine Unterkunft gefunden habe und zuletzt auf dem Weg zurück von Hamburg vor mehr als zehn Jahren. Diesmal ist manches anders: die 180 Kilometer sind jetzt das Ziel, es passiert nicht einfach. Geplant bin ich noch nie so weit Rad gefahren. Irgendwie ne verrückte Idee. Und das es dann Ostersonntag ist, mitten in der Corona Zeit, ist dann doch eher Zufall. Und macht die Tour auch im Rückblick besonders. Inklusive der Begegnungen in der Region.

Ostern auf dem Rad

Die Idee ist einfach: lass mal 180 Kilometer fahren. Nicht mehr und nicht weniger. Einfach rauf aus Rad und los fahren. Die Bedingungen sind etwas besser als bei unserer 100 Kilometer Tour im Winter – vor allen Dingen die Temperaturen sind deutlich angenehmer und die Tage sind länger – das wird für uns am Ende wichtig sein. Denn wir kommen nicht ganz zeitig los morgens. Die Route führt uns in einem weiten Bogen entlang des Jadebusen bis ganz in den Norden des Landkreis Friesland nach Schillig. Einige Kilometer geht es direkt am Wasser entlang direkt gegen den Wind. Um die Zielmarke zu erreichen, müssen wir noch weiter Richtung Ostfriesland und entscheiden uns Aurich anzusteuern. Am Ende geht die Rechnung fast auf den Kilometer auf. Und die strammen Kilometer am Strand bleiben die wenigen, in denen wir die volle Kraft des Nordwestwindes abbekommen. Bin ein bisschen stolz auf diese Routenführung ohne Vorplanung. Mit den letzten Sonnenstrahlen erreichen wir nach 183 Kilometern den Ausgangspunkt in Büppel. Es wird schon kalt langsam. Und die letzten 20 – 25 Kilometer sind für mich erneut hart. Kim ist fit, ich am Rande der Überlastung. Und am Ende glücklich. 

180 Kilometer in Corona Zeiten

Wir sind in der Region unterwegs, in die uns auch unsere gemeinsam enera Roadtrips geführt haben. Eine Region, die zu Ostern normalerweise völlig überlaufen ist, in der zu den Einwohnern eine Vielzahl von Touristen und Tagestouristen hinzu kommen. Wir arbeiten schon seit Wochen von zu Hause aus. Und an den Küstenorten – in Dangast ebenso wie in Hooksiel, Horumersiel und Schillig – umkurven wir jeweils Straßensperren, teilweise weisen städtische Mitarbeiter Autofahrer an umzukehren. Die Strände, die Promenaden, die Fußgängerzonen sind verwaist, menschenleer und die Geschäfte geschlossen. Wir kommen nur mit wenigen Menschen direkt ins Gespräch, aber alle grüßen freundlich. Aus den Gärten und viele sind mit dem Rad oder Inlinern und teils der ganzen Familie unterwegs. Ab und zu brauchen wir Wasser und so kommt es zu kurzen Gesprächen „über den Gartenzaun“. Als wäre es nie anders gewesen, halten die Menschen Abstand. Aber alle sind freundlich, aufgeschlossen und neugierig. So wie wir es auf unseren Touren kennen gelernt haben. Irgendwann röhrt hinter uns sogar ein V8 und Karsten Peters alias „King Kasi“ knattert auf der B72 an uns vorbei. Wir besuchen unseren Kollegen, der in seinem Haus am See, die Wochen über fast völlig alleine ist. Wir sitzen im Garten in der schon tief stehenden Sonne, Ostern 2020.