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Blogbeiträge / Menschen Unternehmen

Partizipation, Beteiligung oder gar Akzeptanz

Ich stehe vor einer Herausforderung und ich versuche sie erneut so zu lösen, wie ich es am besten kann: durch konkrete Umsetzung. Ich habe in den letzten Jahren viel gelernt – über den Einsatz von Personas und Human Centered Design und auch über die Themen Partizipation, Beteiligung und Akzeptanz. Mit dem Problem, diese Begriffe voneinander abzugrenzen und gleichzeitig mit meinen praktischen Erfahrungen in Einklang zu bringen, beginnt die Herausforderung. Ich möchte den Themenkomplex „Beteiligung“ fachlich aufarbeiten und mir fehlt es noch an Überblick. Und ich stehe mir vielleicht auch selbst im Weg. Also fange ich einfach an. Das Titelbild, zeigt den Versuch, das was in den vergangenen Jahren stattgefunden hat so plastisch wie möglich abzubilden. Vielleicht steht da noch nicht alles, vielleicht muss auch nicht alles mitgenommen werden. Es ist ein erster Versuch.

Partizipation oder doch „nur“ Beteiligung

Es beginnt schon mit der Begriffsabgrenzung: Beteiligung ist im Sinne von „Bürgerbeteiligung“ für mich ein fest stehender Begriff. Er beschreibt, dass Menschen in ihrer Rolle als Bürger – also Anwohner, Anlieger bzw. mehr oder weniger Betroffene – an einer Sache, einer Planung oder Entwicklung in geeigneter Form beteiligt werden. So wie „Träger öffentlicher Belange“ in ein Verfahren einbezogen werden. Der Begriff der Bürgerbeteiligung, ist daher für das was ich betrachten möchte, tatsächlich mehr oder weniger ungeeignet. Zum einen, weil es den Menschen nicht in seiner Gesamtheit (seinen unterschiedlichen Rollen) einbezieht und zum anderen, weil die Art und Weise der Beteiligung ziemlich fest gelegt ist. Es handelt sich um öffentliche Veranstaltungen, Befragungen (online wie offline) und im weitesten Sinne Korrespondenz. Vielleicht zählt man noch eine Art öffentlichen Diskurs‘ unter Einbeziehung der oft örtlichen Medien hinzu (inklusive Leserbriefe). Damit jedoch hat die klassische Bürgerbeteiligung ihre Schuldigkeit getan. Liege ich da falsch? Und mit Akzeptanz muss das Ganze dann noch gar nichts zu tun haben. Nur weil ich (als Bürger) beteiligt werde, muss das ja nicht automatisch zu einem positiven Ergebnis – der Akzeptanz – führen. Im Gegenteil: häufig wird die mangelnde Akzeptanz gerade großer Projekte und Entwicklungen in der Bevölkerung beklagt.

Akzeptanz ist mehr?

Der Begriff der Partizipation, scheint das auf den ersten Blick doch einen Schritt weiter zu gehen. Da geht es nicht mehr nur um Information und Austausch, an deren Ende hoffentlich Akzeptanz steht. Partizipation erweckt den Eindruck, dass tatsächlich mitgewirkt wird. Vielleicht sogar zum eigenen Nutzen. Sorry, ich könnte auch Fachbücher wälzen und vielleicht werde ich das auch noch tun. Aber es fällt mir hier und jetzt schwer einen Begriff, einen Zusammenhang, ein Narrativ zu finden und zu bedienen, dass tatsächlich das beschreibt wonach ich suche: eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe, die die Bedürfnisse des Einzelnen ebenso berücksichtigt, wie sie tatsächlich Möglichkeiten zur Mitgestaltung eröffnet und Nutzen stiftet. Warum das so wichtig ist?
Nunja, wenn es darum geht, das zu beschreiben, was wir in unserem Projekt versucht haben und dessen Fehlen häufig genug zu Kontroversen und Auseinandersetzungen führt, dann wäre es schon gut, dies benennen und beschreiben zu können, oder nicht? Zu theoretisch? Okay, ich gebe einen Einblick.

Besuch in Oxford

Wir waren in Oxford und haben uns an der örtlichen Hochschule und haben zu verschiedenen Initiativen informiert. Bei einer davon, ging es um den Ausbau der Photovoltaik (PV) in Neuseeland. Und zwar war es nachvollziehbar so, dass überall in Neuseeland – ganz ohne staatliche Förderung – auf Basis privater Initiative PV-Anlagen gebaut wurden. Und zwar im Norden wie im Süden und immer in Form von Clustern: zusammenhängenden Gebiete, Nachbarschaften, Ortsteile, ganze Gemeinden. Bei den Untersuchungen zeigte sich: der Ursprung dieser Cluster lag meist nachvollziehbar bei einer einzelnen Person. Die hatte sich über die Technik informiert und die Wirtschaftlichkeit errechnet. Und ist in die Umsetzung gegangen.
Jetzt wird’s spannend: wie sind die Cluster entstanden und gewachsen? Nachbarn – meist ebenfalls Einzelpersonen – wurden auf die Initiative aufmerksam oder hörten davon. Sie informierten sich und profitierten von dem Wissensvorsprung. Sie prüften für sich Wirtschaftlichkeit und technische Realisierbarkeit und gingen wiederum in die Umsetzung. In dem einen oder anderen Fall, kam es zum strukturierten Informationsaustausch und selbst organisierten Veranstaltungen.

Soziale Interaktion

Zweifelsfrei kann man hier von Beteiligung, Partizipation und Akzeptanz sprechen. Aus dieser Warte passen zumindest sprachlich alle Begriffe. Das Prinzip der Augenhöhe ist gegeben und die Menschen werden als Ganzes mit einbezogen. Sie investieren nicht nur, sondern sie kümmern sich auch um Technik, Installation und andere Zusammenhänge. Nicht zuletzt spielen soziale Aspekte eine wichtige Rolle: die Information findet im nachbarschaftlichen oder erweiterten sozialen Netzwerk statt. Es geht und Vertrauen und um Kommunikation. Versteht ihr worauf ich hinaus will? Das, was ich oben theoretisch-sprachlich nicht zu fassen kriege, findet in dem beschriebenen Beispiel ohne Weiteres statt.
Schlüssel für diesen Erfolg. liegen wohl in der Freiwilligkeit, dem örtlichen Zusammenhang und den niedrigen Einstiegshürden. Die Begegnungen, die zum Austausch und letztlich zur Handlung führen, finden im „halböffentlichen“ Raum statt. Dieser Bereich in unserem Leben, der nicht ausschließlich privat aber eben auch nicht komplett öffentlich ist. Und in dem wir selbst über ein hohes Maß an Vertrauen verfügen, weil Fragen des Status und der sozialen Interaktion relativ klar beantwortet sind.

Ich komme fürs Erste zu dem Schluss, dass ich mit dem Begriff Beteiligung nichts falsch mache, so lange man nicht „Bürgerbeteilgung“ darunter versteht. Habt ihr Bock in die Diskussion einzusteigen? Ich werde den Themenkomplex „Beteiligung“ hier im Blog eine kleine Serie widmen und versuchen mich dabei einer fachlichen Aufbereitung anzunähern. Und ich freue mich über Anmerkungen und Einschätzungen.

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