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Anna Luten – erste Fahrrad-Bürgermeisterin von Amsterdam

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Ob sie denn nicht eigentlich in Amsterdam sein müsse, frage ich Anna. Wir sitzen – natürlich – auf dem Rad und sind auf dem Weg zum Pier am Hudsonriver. Sie sei gar nicht mehr Bürgermeisterin der niederländischen Hauptstadt erklärt sie mir. Aber sie war die erste, die diesen Job inne hatte. Jetzt sei sie als Botschafter für das „Bike Major“ Programm unterwegs. Und das könne sie auch ganz gut von New York aus managen, wohin es sie aus privaten Gründen verschlagen hat. Fast zwei Stunden sprechen wir über das Programm, die Idee dahinter, das Netzwerk und vor allen Dingen übers Fahrradfahren – in den Niederlanden, im Vergleich zu Deutschland und dem Rest der Welt. Und natürlich in NYC.

Radfahren in NYC

Sie sei die erste Zeit in New York auch nicht Rad gefahren. Zu groß seien dem ersten Anschein nach die Unsicherheiten gewesen und auch sie musste sich erst nach und nach an die Verkehrsführung und Mentalitäten in der Stadt gewöhnen. Mittlerweile hat sie ihr Gazelle-Rad vor Ort und sich gut eingewöhnt. Sie mag das Radeln hier – vor allen Dingen auch an den Flussläufen.
In den letzten Jahren habe sich aus ihrer persönlichen Warte Einiges getan: neue Radwege sind entstanden und es gibt Pilotvorhaben mit drei bis vier Unternehmen zum Verleih von elektrisch unterstützten Verleihrädern. Der Wandel sei überall spürbar. Aber insgesamt gehe diese Veränderung aus ihrer persönlichen Sicht noch nicht schnell genug. Vor allen Dingen in den Köpfen der Menschen müsse sich etwas tun. Und sie müssten regelrecht auf dem Fahrrad ausgebildet werden, nachdem Radverkehr über Jahre in der Metropole, aber auch anderswo, nur eine untergeordnete Rolle gespielt habe.

Intensive Diskussion zum Thema Radverkehr und -infrastruktur

Bürgermeisterin von Amsterdam

Um den Titel als Bürgermeisterin der niederländischen Hauptstadt, musste sie sich 2016 regelrecht bewerben. Mit einem Videobeitrag, schaffte sie es in die Runde der ausgewählten Bewerber und musste sich dann in einem Pitch durchsetzen. 1 1/2 Jahre hat sie den Job gemacht – nebenberuflich. Und hat dabei viel Aufbauarbeit geleistet. In Amsterdam gibt es schon seit rund 10 Jahren einen „Night Mayor“ – ein so erfolgreiches Modell, dass man sich entschied das Ganze auf das beliebteste Verkehrsmittel der Stadt zu übertragen. Eine Fahrrad-Bürgermeisterin also, die sich um die Belange der Amsterdamer Radfahrer kümmert. Eine Stellenbeschreibung gab es nicht. Was denn einen „Bürgermeister“ von z.B. einem Radbeauftragten unterscheide, frage ich Anna. Der oder die „Bike Mayor“ sei nicht Teil der Verwaltung, beschreibt Anna die Rolle: Und damit viel unabhängiger – auch um z.B. mit privaten Initiativen und Unternehmen zusammen zu arbeiten, wo dies erfolgversprechend erscheint.

„Bike Mayor“ Programm

Und nun also New York. Die Initiative in Amsterdam wurde damals von „BYCS“  (https://bycs.org) losgetreten: deren vier radgegeisterte Gründer, etwas bewegen  wollen. Und zwar nicht nur in den Niederlanden, sondern weltweit. „Das „Bicycle Mayor & Leader Program“ ist eine globale Initiative um den Fortschritt in Sachen Fahrradfahren in der Stadt zu beschleunigen und eine weitere Milliarde Menschen aufs Rad zu bringen.“ heißt es dazu auf der Webseite. „Pretty simple, right?“ steht da weiter mit einem Augenzwinkern. Ein ambitionierter Antritt, für den Anna jetzt als Botschafterin fungiert.
Der Erfahrungsaustausch, Innovationen und Best-Practice Beispiele stehen dabei im Vordergrund. Jährlich findet das „Bike Mayor Summit“ statt – ein Treffen der über die Kontinente verteilten Fahrrad-Bügermeister und -Bürgermeisterinnen. Und auch beim Velo-City Kongress – zuletzt in Rio de Janero im Juni 2018 ist die Initiative vertreten. Jeder Menge Netzwerkarbeit also, damit die Radbürgermeister ihrer Rolle als Katalysator für den Radverkehr gerecht werden können.

Anna Luten und ihr Gazelle-Bike am Hudsonriver in Manhattan

Wie geht´s weiter in Sachen Radverkehr

Anna Luten ist eine aufgeschlossene und sehr engagierte Persönlichkeit. Ich habe das Gefühl, dass die Initiatoren in der „ehemaligen“ Bürgermeisterin eine richtig gute Botschafterin für ihre Sache gefunden haben. Wir diskutieren noch lange über Radverkehr und Radfahrer, welche Veränderungen noch anstehen und welche Unterschiede es z.B. zwischen den Niederlanden und Deutschland oder den USA gibt. Zu „der einen Wahrheit“ gelangen wir dabei naturgemäß nicht. Einig sind wir uns aber darin, dass es vor allen Dingen Geschichten und gute Beispiele braucht, um mehr Leute aufs Rad zu bringen. Zahlen, Daten und Fakten vor allen Dingen zur Fahrradtechnik sind in diesem Zusammenhang nur eine Randnotiz.

Wer mer über das „Bicycle Mayor Program“ erfahren möchte, findet diese hier: https://bycs.org

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English version

If she does not have to be in Amsterdam, I ask Anna. We are – of course – on the bike and on the way to the pier on Hudsonriver. She is no longer the mayor of the Dutch capital, she explains to me. But she was the first to do this job. Now she is an ambassador for the „Bike Major Program“. And she could manage that quite well from New York, where she ended up for private reasons. We talk about the program for almost two hours, the idea behind it, the network and above all about cycling – in the Netherlands, compared to Germany and the rest of the world. And of course in NYC.

Cycling in NYC

At first she did not cycle in New York. At first sight, the uncertainties were too great and she also had to gradually get used to the traffic management and mentalities in the city. Meanwhile, she has her Gazelle bike on site and well acclimated. She likes biking here – especially on the rivers.
In recent years, a lot has changed from her personal point of view: new bike paths have been created and there are pilot projects with three to four companies for the hire of electrically supported rental bikes. The change is noticeable everywhere. But overall, this change does not go fast enough from her personal point of view. Above all things must be done in people’s minds. And they would have to be trained on the bike, after years of cycling in the metropolis, but also elsewhere, played only a minor role.

Mayor of Amsterdam

For the title of mayor of the Dutch capital, she had to really apply in 2016. With a video post, she made it into the round of selected candidates and then had to prevail in a pitch. 1 1/2 years she did the job – part-time. And has done a lot of construction work. In Amsterdam, there has been a „Night Mayor“ for about 10 years – a model so successful that they decided to transfer it to the most popular means of transport in the city. A bicycle mayor who cares about the needs of Amsterdam cyclists. There was no job description. What a „mayor“ distinguisches from some kind of commissioner, I ask Anna. The „Bike Mayor“ is not part of the administration, Anna describes the role: And thus much more independent – also for example. to work with private initiatives and companies where this seems promising.

And now New York

The initiative in Amsterdam was started by „BYCS“ (https://bycs.org), whose four bicycle driven founders want to make a difference. And not only in the Netherlands, but worldwide. „The Bicycle Mayor & Leader Program is a global initiative to accelerate the progress of cycling in cities and help get another one billion people onto bikes. Pretty simple, right?“  You can read on the website. An ambitious start, for which Anna now acts as ambassador.
The exchange of experiences, innovations and best practice examples are in the foreground. Every year, the „Bike Mayor Summit“ takes place – a meeting of bicycle mayors distributed over the continents. And also at the Velo-City Congress – most recently in Rio de Janero in June 2018, the initiative is represented. A lot of network work, so that the cycling mayors can fulfill their role as a catalyst for cycling.

Intense discussion

Anna Luten is an open-minded and very committed personality. I have the feeling that the initiators have found in the „former“ mayor  a really good ambassador for their cause. We discuss for a long time about cycling and infrastructure, what changes are still pending and what differences there are e.g. between the Netherlands and Germany or the USA. Naturally, we do not arrive at „the one truth“. However, we agree that it needs above all stories and good examples to bring more people on the bike. Numbers, data and facts, especially about bicycle technology, are only a side note in this context.

If you want to know more about the „Bicycle Mayor Program“, you can find it here: https://bycs.org