Ich gebe es offen zu: Ich bin anfällig für Online-Ads. In diesem Fall spülte eine App-Anzeige zum Thema Intervallfasten in die Timeline. Den dicken Bauch aus der Voransicht kenne ich nur zu gut, denn durch verschiedene Faktoren, hatte ich im Laufe der Zeit ordentlich zugelegt. Mit Fasten an sich hatte ich aber ehrlich gesagt schon länger geliebäugelt und das weniger wegen des Gewichts. Ich bin auch niemand, der auf Diäten steht und wiegen tue ich mich schon seit Jahren nur alle paar Monate. Nein, es war der Wunsch sich mit Ernährung und Gesundheit zu beschäftigen. Weil ich glaubte, etwas sei ins Ungleichgewicht geraten und könnte zum Beispiel durch eine Fastenwoche wieder in Ordnung kommen. Seit einiger Zeit hatte ich auf Weizenprodukte verzichtet und auch Zucker reduziert. Der Gedanke zu fasten, sprach mich vor dem Hintergrund der Erfahrung mit dieser Ernährungsumstellung einfach an. Die App bzw. die Anzeige trafen also einen Nerv. Ein Online-Fragebogen lockte mich weiter und am Ende installierte ich die Anwendung. Das war im August und seitdem bin ich dabei.
Fasten im Selbstversuch
Für viele scheint die Vorstellung über einen längeren Zeitraum im Verlaufe des Tages nichts zu essen, oder „nichts essen zu dürfen“, als Horror. Ich habe mir da tatsächlich bislang wenig Gedanken drüber gemacht und erst jetzt festgestellt, dass es schon Zeiten gab, in denen ich quasi gefastet habe. Das waren Zeiten, in denen zum Beispiel große persönliche Veränderungen stattfanden. Da habe über einen langen Zeitraum nur eine Kleinigkeit im Verlaufe des Tages gegessen, einfach weil ich keinen Appetit hatte. Oder auch, wenn ich mich auf Radtouren quasi den ganzen Tag bewegt hatte, habe ich insgesamt weniger gegessen und regelmäßig Mahlzeiten ausgelassen. Vor allen Dingen gerne das Frühstück, um zunächst ein paar Kilometer zu fahren. In der Erinnerung tat mir das jeweils sehr gut. In beiden Fällen, habe ich dabei auch Gewicht verloren. Aber viel entscheidender war, dass ich das Fasten selbst (auch wenn ich es damals weder so genannt, noch als solches identifiziert habe) gut fand. Es hat sich irgendwie positiv ausgewirkt und ich kann gar nicht genau sagen wie.
Intervallfasten mit App
Nun also mit App-Unterstützung. Mit Hilfe der einleitenden Online-Fragen, hatte ich schon ein gutes Gefühl, was da auf mich zukommen könnte. Mein Basis-Plan sieht zunächst 13 Stunden Fasten vor, den Großteil davon in der Nacht. Das fiel mir von Beginn an leicht und schon bald nach dem Start, lag meine Fastenzeit oft deutlich über diesem Zielwert. Manches Mal fastete ich mehr als 16 Stunden und ließ dafür einfach das Frühstück aus. Klar war auch: Die App trackt nicht nur die Zeiten und informiert über das Thema Fasten, sondern leitet auch dazu an, sich mit dem Thema Ernährung auseinanderzusetzen. Ich profitiere von Anfang an davon, weil ich mich (wie gewünscht) viel bewusster mit den Mahlzeiten und deren Zusammensetzung beschäftige. Haferflocken in Form von Porridge mit Nüssen, Früchten und auch als Müsli mit Milch oder Joghurt sind jetzt fast jeden Tag dabei. Brot esse ich fast gar nicht mehr. Und Zucker alleine deswegen kaum, weil ich verarbeitete Lebensmittel meide. Viel mehr als zuvor, esse ich aus diesem Grund tierische Produkte. Und merke jetzt nach ein paar Wochen, dass ich vor allen Dingen Fleisch wieder reduzieren möchte. Und zwar ohne auf (verarbeitete) Ersatzprodukte zurückzugreifen. Diese Auseinandersetzung gefällt mir wie gesagt gut. Ich zähle keine Kalorien, sondern finde ganz neue Ansätze und Ideen für mich.
Grüner Smoothie zwischendurch
Obst und vor allen Dingen Gemüse gehören natürlich auf den Ernährungsplan. Wenn es nicht mit der Hauptspeise ist, finden Möhren, Rote Beete und Co. ihren Weg in einen Smoothie. Besonders effizient ist die Verarbeitung von tiefgekühlten Rosenkohl und Brokkoli im Thermomix zu einem kalten und erfrischenden grünen Smoothie. Ich weiß, dass sind viele Reizworte in wenigen Sätzen, aber so sieht es aus: Nicht immer ist im Arbeitsalltag Zeit fürs Kochen, Verarbeiten oder frische Einkäufe. Unterwegs fällt es mir insgesamt deutlich schwerer, die Ernährung optimal zu gestalten. Dann kaufe ich möglichst zuckerfreie und proteinhaltige Riegel, seltener Müsli und oft tierische Produkte, also Käse oder Wurst. Oft bin ich entsprechend vorbereitet und nehme etwas mit. Auch die Zeiten sind im Arbeitsalltag manchmal ein Problem. Wenn ein Termin länger geht als das Fastenfenster geplant ist, wird es unter Umständen problematisch.
Unproblematisch hingegen, sind Feiern oder Verabredungen am Abend oder zum Beispiel zum Frühstück. Auch dadurch, dass ich seit Jahren keinen Alkohol mehr trinke, hat sich die Erwartungshaltung (auch meine eigene) gesellschaftlich „zu funktionieren“ verändert. Ich trinke dann halt Wasser oder verzichte aufs kommende Frühstück, wenn ich doch später essen oder trinken möchte. Oder überbrücke am Morgen die Zeit noch mit Kaffee, bevor ich anfange zu essen. Gedanken habe ich mir darüber in der letzten Zeit eigentlich so gut wie nie gemacht. Und ich bin froh, dass die App die Zeiten dokumentiert, die ich bis heute oft ohne Weiteres einhalte.
40 Stunden fasten
Wenn Du bis hierhin gelesen hast, hast Du hoffentlich verstanden, dass es mir nicht um Rekorde geht. 13 oder 14 Stunden zu fasten ist für mich nicht weniger schlecht oder gut als zum Beispiel 17 oder 18 Stunden. Und auch, wenn das Fasten mit Gewichtsreduzierung einhergeht, ist das nicht der eigentliche Antrieb für mich. Ich hatte ja bereits geschrieben, dass ich das Gefühl habe, etwas sei ins Ungleichgewicht geraten. Und auch nach mehreren Wochen Intervallfasten, stellte sich kein anderes Gefühl ein. Gleichzeitig hatte ich das positive Gefühl: Da geht noch mehr. Mein Körper und mein Wohlfühlgefühl ließen ein längeres Fastenfenster zu. Keine Fastenwoche, aber schon der Versuch deutlich mehr als 24 Stunden zu fasten. Ich beschäftigte mich im Netz mit dem Für- und Wider, wog das Ganze kurz ab und legte einen Tag fest, bei dem das Abendessen die längere Fastenphase einläutete. Den ganzen nächsten Tag, habe ich dann nichts gegessen, sondern nur Wasser, Kaffee und Tee getrunken. Erst am darauffolgenden Tag gegen Mittag, und zwar genau 40 Stunden später habe ich „das Fasten gebrochen“. Es bestätigte sich für mich, was ich schon gelesen hatte: Die Stunden 18 bis 24 und vielleicht sogar etwas darüber hinaus sind herausfordernd. Weniger wegen eines akuten Hungergefühls – das hatte ich die ganze Zeit über nicht – sondern wegen Schwindel, Kopfschmerzen und insgesamt unangenehm auszehrenden Körpergefühlen. Vielleicht ist es ratsam, das lange Fasten so zu legen, dass diese Phase auf die Nachtstunden fällt. Mit dem Schlaf hatte ich nämlich auch keine Probleme.
Ein erstes Fazit
Das lange Fasten tat mit gut. Ein paar Tage später, fühlte ich mich deutlich frischer und fitter als zuvor. Vielleicht kann man auf diese Art und Weise tatsächlich den Darm entlasten und Selbstheilungskräfte aktivieren? Mir hat es so gut getan, dass ich das kurze Experiment im lang angelegten Selbstversuch innerhalb von vierzehn Tagen wiederholt habe. Es war nicht ganz so unangenehm in den genannten Stunden wie beim ersten Mal. Aber auch der Erfolg war weniger deutlich spürbar.
Insgesamt gefällt mir das Intervallfasten so gut, dass ich auf jeden Fall dabei bleibe. Die Unterstützung durch die App ist super, weil man nicht nur keine Zeiten tracken muss, sondern auch Überblick über Mahlzeiten, Bewegung und Flüssigkeitsaufnahme im Zeitverlauf behält. Und kleine Bestätigungen mit Konfettiregen – zum Beispiel wenn man die geplante Zeit eingehalten, ausreichend getrunken oder sich bewegt hat – sind nett und motivierend.
Meine Erfahrungen nach einem Jahr Intervallfasten, habe ich hier aufgeschrieben.
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