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Mein Highlight: Fahrrad-Picknick

Auf den ersten Blick ist vielleicht nicht viel dabei: ein frühlingshafter Sonntag, leckere Kaffeespezialitäten vom örtlichen Barista, selbstgemachte Pizza, Live-Musik auf einer mini Bühne unter dem kleinen Vordach der historischen Tankstelle. Dazu ein paar entspannte Menschen, Nachbarinnen und Nachbarn, eine Radtour am Morgen und jetzt kalte Getränke. Das ist mein persönliches Highlight bislang an dieser Stelle, einer der größeren Veranstaltungen dieser Art, die ich selbst je organisiert habe. Die meisten Menschen sind spontan hier, die Band hat sich erst vor Kurzem von sich aus zu diesem Auftritt bereit erklärt, die Pizza backt Ismet – der einfach gerne außergewöhnlich gute Pizza backt. Er ist ein Nachbar aus dem Kiez, den ich auf einer Feier kennen gelernt habe. Stammkunde bei Achim, der in derselben Straße in der auch die ehemalige Tankstelle steht, sein kleines „Käthe Kaffe“ betreibt. Dass an diesem Tag die Sonne scheint, hatte ich gehofft als ich diesen Termin gewählt habe. In dieser Woche Ende April, hat es bislang nur geregnet und es war kalt. Jetzt sind es um die zwanzig Grad. So hatte ich mir das vorgestellt, als ich im Oktober wach lag, mit dem Mietvertrag in der Tasche und überlegt habe, was ich da veranstalte. Ein Fahrrad-Picknick könnte man machen, war ein Gedanke, kurz bevor ich dann doch endlich einschlief.

Fahrrad-Picknick-Traum

Ich bin damals tatsächlich noch einmal aufgestanden und habe mir Ideen aufgeschrieben. Denn an Schlafen war für mich nicht zu denken, als ich versucht habe zu begreifen, was das bedeuten könnte mit der alten Tankstelle. Was mir dabei in den Kopf kam, konnte man bald hier im Blog lesen und das Picknick war tatsächlich schon damals ein zentraler Gedanke. Die Vorstellung eines kleinen Kiez-Festes, mit Beteiligten aus dem unmittelbaren Umfeld, Besucher:innen, die sich vor allen Dingen selbst versorgen und den Ort als Begegnungsstätte nutzen, Nachbarinnen und Nachbarn, die sich aktiv einbringen, Kooperationen mit Gastronomen und einer aktivierten Fahrrad-Szene – all das fügte sich in meinem Halbschlaf-Traum zusammen und wurde jetzt auf so wunderbare Art und Weise Wirklichkeit. Quasi am ersten Tag mit wirklich dafür geeigneten Temperaturen und dazu passenden Wetter. Den ich deswegen ausgewählt hatte, weil ich aus jahrelanger (teils leidvoller) Erfahrung mit Fahrradtagen im April wusste, dass die Chancen Ende des Monats dafür gut stehen. Und ich hatte schon früh damit begonnen Mitstreiter:innen zu gewinnen. Es ist zum Beispiel auch kein reiner Zufall, dass die Ausstellung des Stadtmuseums zu diesem Zeitpunkt frei zugänglich auf dem Hof zu sehen ist. Und die alte Tanke heute bereits vielerlei Funktionen hat.

Flohmärkte, Musik, Werkstatt, Shop

An manchen Tagen ist dieser Ort kurz nacheinander oder zugleich Vortragsraum, Werkstatt, Shop und Kino. An anderen Offenes Museum, Konzert- oder Videodrehort und Kreativ- und Netzwerkwerkstatt. Das Fahrrad an sich spielt bei vielen, aber längst nicht allen Aktionen und Aktivitäten eine Rolle. Und zum Glück war ich in all der Zeit nie oder ausschließlich alleine verantwortlich und Initiator. Von Anfang an hatte ich aktive Mitstreiterinnen und Mitstreiter, mit denen es sehr viel Spaß macht zusammen etwas auf die Beine zu stellen. Und viele andere verstehen bereits die ausgesprochene Einladung, sich aktiv einzubringen und zu beteiligen, ihre Ideen zu formulieren oder die Umsetzung in Angriff zu nehmen. Das Picknick stellt auch in dieser Hinsicht noch einmal einen markanten Punkt dar. Jetzt, wo wir nicht mehr nur überwiegend drinnen aktiv sein können, oder man bei geöffnetem Waschhallen-Tor frösteln muss, öffnet sich der Begegnungsort noch viel stärker nach außen. Menschen, die zufällig vorbei kommen, können stehen bleiben und spontan teilnehmen. Die Spontanität ermöglicht zufällige Begegnungen und erlaubt es, vorhandene Zurückhaltung aufzubrechen, sich einzulassen. So einen Ort hatte ich mir gewünscht und dieser Wunsch scheint in Erfüllung zu gehen mit diesem an sich unspektakulären Nachmittag. An einem Sonntag Ende April.

Öfter mal was Neues

Das Fahrrad-Picknick ist auch deshalb mein persönliches Highlight, weil es dann doch etwas Neues darstellt. Die Idee an sich ist wie gesagt nicht ungewöhnlich. So oder so ähnlich machen wir das regelmäßig, gerne vor allen Dingen an Feiertagen (im Mai), als Gruppe oder zu einem bekannten Ausflugsziel. Und genau hier liegt der Unterschied: die alte Tankstelle in der Kaiserstraße ist kein bekanntes Ausflugsziel und wird auch kein gastronomischer Treffpunkt. Weder als Café, noch als Kneipe oder Ort vor allen Dingen für den Konsum. Ich möchte, dass das Frankys zu einem Treffpunkt und Begegnungsort auf Gegenseitigkeit wird. Menschen investieren Zeit und Engagement in Werkstätten, Ausfahrten, einen Flohmarktstand, machen Musiik, zeigen einen Film oder halten einen Vortrag. Andere unterstützen mit Waffelbacken, Kuchenspende, Pizza oder in dem sie die Aktion begleiten. Oft weiß ich am Morgen nicht, was der Tag so bringt. Denke dann im Zug auf dem Weg nach Oldenburg, dass sich so gar keiner gemeldet hat, zum 3. Fahrradflohmarkt. Und auf dem Weg, die Kaiserstraße zum Hafen hinunter sehe ich, wie aus einem Sprinter ein Fahrrad nach dem nächsten ausgeladen wird. Und alle sind schon da. Ein älteres Pärchen mit spannenden Rädern und Sachen, die Jungs von Friesenfiets und viele weitere tolle Menschen. Dann merke ich, dass ich mir umsonst Gedanken gemacht habe. Und zwar nicht erst, wenn die ersten Käuferinnen und Käufer kommen. Und trotz allem ist es am nächsten Tag wieder genauso spannend, ob die Idee mit dem Fahrrad-Picknick funktioniert. Hat sie dann und darum machen wir das noch einmal. Der Termin, den wir für die 2. Auflage des Fahrradpicknicks ins Auge gefasst haben, ist Sonntag, der 16. Juni 2024.

Der Terminkalender füllt sich übrigens gerade merklich. Es lohnt sich sicher da ab und an rein zu schauen oder den am besten gleich zu abonnieren.