Ich spiele Squash und Badminton, ja sogar Bikepolo. Aber kein Tennis. Vielleicht fragst Du Dich, was das mit graveln – Rad fahren auf einem Gravel-Bike – zu tun hat? Nun, ich fahre Rennrad und Mountainbike und verfüge über zahlreiche andere Räder (unter anderem zum Polo spielen), aber ein richtiges Gravel-Bike hatte ich noch nie. Ich fand immer gute Gründe, die dagegen sprachen in ein solches Rad zu investieren. Ein Fehler wie sich heute zeigt. Denn mein neues Gravel-Bike hat mir die Augen geöffnet. Kleiner Funfact am Rande: ich habe heute zum ersten Mal meinen Tennis-Grundkurs besucht. Und ich denke, ich habe gleich zwei neue Sportarten für mich entdeckt.
Graveln mit Mike Kluge
Insgeheim wusste ich, dass graveln genau das Richtige für mich ist. Denn ich mag Radsport auf der Straße ebenso wie im Wald und Gelände, schnell oder auch gemütlich, lange Strecken ebenso wie kurze Ausflüge. Kaum ein Rad macht das alles mit und macht auf jedem Untergrund gleichermaßen Spaß. Der leichte Renner ist auf der Straße flink und auf Schotter und im Wald ne Niete. Das Mountainbike mit Federgabel ist kopflastig und auf der Straße mit Stollenreifen behäbig. Auf unwegsamem Terrain und zum Beispiel im Winter dafür ne Wucht.
Zum ersten Mal, habe ich auf einer Art Gravel-Bike mit Scheibenbremsen und entsprechender Rahmengeometrie auf einem Blogger-Event 2016 gesessen. Mit dabei Mike Kluge, Cyclecross und MTB-Legende und seines Zeichens Gründer von Focus-Bikes. Und mit eben diesen Rädern machten wir eine ausgedehnte Ausfahrt. Schon damals merkte ich instinktiv: das ist anders, das ist geil! Und versuchte mich danach so gut es ging von Gravel-Bikes fern zu halten. Klingt komisch? Ja, jetzt kommt’s…
Großes Tennis
Ich wusste also: das ist etwas für mich. Und gleichzeitig realisierte ich, dass Gravel-Bikes einerseits teuer und andererseits schwer zu kriegen sind. Mehr als einmal, habe ich mit einem Stahlrohr-Rad geliebäugelt und fast instant die Idee verworfen. „Man muss ja nicht jeden Trend mitmachen“, habe ich innerlich zu mir gesagt. Die innere Stimme klang dabei sehr erwachsen Und: „Das Mountainbike ist ja noch gut.“ Ist ja noch gut, ist ohnehin eine tolle Redewendung, wenn es darum geht Investitionen zu vermeiden. Der kleine Bruder von „kann man bestimmt noch einmal gebrauchen“ sozusagen. Spaß beiseite: Nachhaltigkeit ist mir wichtig. Ich fahre meine Räder jahrzehntelang. Ich habe sogar ein 30 Jahre altes MTB zu einem Retro-Gravel umgebaut. Sieht schick aus und fährt sich toll. Ist aber kein Vergleich zu aktuellen Bikes.
Am Ende war es immer: „Ist aber teuer und – vielleicht mit dem Zusatz: `in meiner Größe` – schwer zu kriegen.“
Gravel: mein neuer Sport
Die ersten Kilometer mit dem neuen Rad sind gemacht. Habe scherzhaft getwittert: „Hätte mir ja mal jemand sagen können, dass das so Laune macht.“ Und damit zurecht verständnislose Kommentare geerntet. Ja, ich bin selbst schuld, dass es so lange gedauert hat. Und nein: Graveln ist nicht nur ein Trend oder weiterer Marketing-Gag der Industrie. Von denen es, dass kann ich zu meiner Ehrenrettung ins Feld führen, weiß Gott genug gibt.
Neben der Kombi aus Rennrad mit Dropbar nebst schmaler Bereifung und Crosser (MTB) mit Scheibenbremsen und Stollenbereifung, ist es vor allen Dingen die Rahmengeometrie des Gravel-Bikes, die den großen Unterschied macht. Man sitzt – dank kurzem Oberrohr und (längerem, sprich:) höherem Steuerrohr – aufrechter, als bei manch „sportlichem“ Rad. Also in meinem Fall dem Renner oder MTB. Bei mir wirkt sich das vor allen Dingen auf den Brustkorb aus, der sich bei keinem anderem meiner Räder so angenehm frei und weit anfühlt, wie auf dem Gravel-Bike. Und da gibt es sicher noch ne Menge unterschiedlicher Geometrie und Spezifika, die man mit tollen radjournalistischen Formulierungen ausschmücken könnte. Kann ich nicht, mag ich nicht. Aber um es ganz deutlich zu sagen: Graveln ist anders. Und wer Spaß am Radfahren hat, sollte es unbedingt ausprobieren.
An Bikepacking mag ich noch gar nicht denken. Man muss ja nicht jeden Trend…
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