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Blogbeiträge / Radverkehr

Beschlossen: Radverkehrskonzept Varel

Es ist beschlossen: das Radverkehrskonzept für die Stadt Varel wurde von den Gremien der Stadt für gut befunden und insbesondere auch die veranschlagten Kosten in Höhe von 30 Euro pro Einwohner und Jahr durchgewunken. Ich hatte ja bemängelt, dass die Kommunikation bislang noch hakte und auch beim Thema Beteiligung ist meiner Meinung nach noch immer Luft nach oben. Trotzdem ist der Beschluss natürlich ein Meilenstein in der bisherigen Entwicklung, zumal dieser einstimmig gefasst wurde. Im nächsten Schritt soll ein beratendes Gremium besetzt werden, das die Umsetzung des Konzeptes begleiten wird. Andreas Thiele aus Varel, der auch einen eigenen Podcast betreibt, soll Teil dieses Gremiums werden. Ebenso wie Johanna Baumgartner-Krone. In der neuesten Folge von „Nachhaltiges Friesland“ hat Andreas den Bürgermeister der Stadt Varel Gerd-Christian Wagner zum Radverkehrskonzept, dem Budget und der kommenden Umsetzung befragt. Und ich habe Hannah und Andreas auf ein Wort gebeten.

Beschlossene Sache

Der Rat der Stadt Varel hat in seiner Sitzung am 29.06.2022 den Entwurf des Radverkehrskonzepts als informelles Planungskonzept der Stadt Varel beschlossen und fasste dazu einen Grundsatzbeschluss, heißt es sinngemäß auf der Seite der Stadt Varel. Damit ist eine Art Meilenstein erreicht, hinter dem sich die Vareler Politik geschlossen vereinigte. Etwas, dass wie viele Vorschläge und Maßnahmen im beschlossenen Konzept, lange Zeit unerreichbar schien. Der Bürgermeister zeigt sich in Sachen Bürgerbeteiligung schon hoch zufrieden. Ich behaupte: da ist noch Luft nach oben. Was sagen Menschen dazu, die in den Prozess eingebunden werden sollen.

Hannah, Du warst Teil der so genannten Vernetzungsgruppe von interessierten Vareler Bürger:innen. Wie bewertest Du die Beteiligung im Rahmen der Entwicklung des Radverkehrskonzeptes bislang?

Hannah: Bei dieser Frage habe ich meine Schwierigkeiten. Ich fühle mich da gar nicht eingebunden und ich bin auch erst später dazugetroffen. Beim Lesen des Berichts dachte ich mir: Warum wurde an den Schulen der Fragebogen nicht verteilt?? Und wann waren die Treffen und wer war dort…? Ich hab viele Sachen gar nicht so mitbekommen.

Ich glaube dieser Eindruck täuscht nicht: ich bin von vielen angesprochen worden, wie denn jetzt der Stand ist, wie es weiter geht und ob überhaupt etwas passiert. Andreas, hast Du Dich schon mit den Inhalten des fertigen Konzeptes beschäftigen können? Was hältst Du davon, was hat Dich vielleicht am meisten überrascht?

Andreas: Die Auswertung der Unfallstatistik hat mich am meisten beeindruckt. Als Vater möchte ich, dass mein Kind sich mit dem Fahrrad sicher durch den Verkehr bewegt. In der Analyse kam heraus, dass an vielen Unfällen Kinder und Jugendliche auf dem Schulweg involviert waren. Es konnten die Problemzonen ermittelt werden. Ich hoffe, dass diese schleunigst behoben werden. Das Konzept führt auch vor Augen, dass in Varel überdurchschnittlich oft das Parken auf der Fahrbahn erlaubt ist. Dies schränkt den Platz für Menschen zu Fuß und radfahrende Personen erheblich ein und setzt deren Sicherheit herab. Das Konzept ist umfänglich und kann Varel in eine Stadt verwandeln, in der Fahrradfahren die vorrangige Form der Mobilität ist. Bis dahin ist es noch ein langer, steiniger Weg, auf dem ich die Stadt Varel gern unterstützen möchte.

Hannah, was würdest Du Dir für die Zukunft wünschen, wenn es jetzt um die Abstimmung und Umsetzung des Konzeptes geht? Ihr beide sollt ja Teil eines Beirats werden.

Hannah: Ich wünsch mir, dass wir ins Handeln kommen – und die ersten Punkte die mir da einfallen sind: die „Fachgruppe Radverkehr“ einzurichten. Die muss das große Ziel „Fahrradklima verbessern- Kommunikation stärken“ ganz ganz ernst nehmen. Und direkt damit anfangen, die Verkehrssicherheit zu erhöhen – das fängt bei Mülltonnen auf den Fuß- und Radwegen an und hört bei der Baustellenplanng nicht auf. Wir müssen uns gezielt die Schulwege anschauen und die SchülerInnen an den Schulen befragen, das ist doch die Gruppe, die im Alltag am meisten Rad fährt. Und mit einfachen Mitteln, ein bisschen Farbe auf der Fahrbahn und Linien, die Abstände und Räume veranschaulichen, können wir in die Köpfe der Autofahrer bringen, dass Fahrradfahrer raumberechtigte Mitglieder im Strassenverkehr sind. Das ist für mich ein wichtiger Punkt, dass wir diese Awareness schaffen, dieses Wissen um die Belange der jeweils anderen VerkehrteilnehmerInnen. Wenn wir diese ersten Punkte erfolgreich realisiert haben, dann können wir in den Langstreckenmodus switschen und die bau- und planungsintensiveren Vorhaben angehen. Aber erst mal die „Low hanging fruits“ nach Hause bringen…

Andreas, hast Du besondere Wünsche oder Schwerpunkte bei der Umsetzung des Radverkehrskonzeptes?

Andreas: Mir ist erst einmal wichtig, dass mit der Umsetzung des Konzeptes begonnen wird und dass es „Das Thema“ der Stadt wird. Die Stadt muss sich öffentlich zu dem Konzept bekennen. Ich fände es toll, wenn zusammen mit Schulen, Bildungseinrichtungen und Firmen Fahrradaktionswochen gestartet werden. Ich bin der festen Überzeugung, wenn Menschen zusammenkommen, entstehen großartige Ideen. Wenn jede Person eine fahrradfreundliche Stadt will, ist die Umsetzung des Konzeptes nur noch ein Verwaltungsakt. 

Ich danke Euch für Eure Einschätzung!

Das Hauptradroutennetz und viele andere Inhalte des ehrenamtlich erarbeiteten Konzepts von 2007, haben Eingang in das aktuell beschlossene Radverkehrskonzept gefunden.

Bürgerbeteiligung

Wie gute Beteiligung aussehen kann, probiert die Stadt Varel gerade im Rahmen des Projektes „LOSLAND“ aus. Hier tagte bereits ein eigens eingerichteter Bürgerrat und die Ergebnisse werden am kommenden Montag, 26.09.2022 in. der Vareler Weberei erörtert. Darauf aufbauend, geht es auch online weiter.

Eine Anmeldung für Montag ist nicht erforderlich!
https://mitmachen-losland.org/varel