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Blogbeiträge

Schwarze Tage

Ich werde heute Nacht nicht gut schlafen können. Die Ereignisse in Afghanistan wühlen mich auf. Letzte Woche der IPCC-Bericht*, diese Woche Kabul – was kommt nächsten Montag? Ich hab einen Klumpen im Bauch. Fühle mich taub und überfordert. Und ich bin sehr traurig.

1992 tobt der Krieg in Jugoslawien, ein Jahr zuvor der zweite Irak-Krieg nach dem Angriff auf Kuwait. Auf der Weltklimakonferenz spricht eine junge Aktivistin vor den Delegierten. Es ist das Jahr in dem ich Abitur mache. Und ich erinnere mich, dass ich irgendwann von meinen Gefühlen überschwemmt wurde. Nein, es war nicht die Klimakonferenz, sondern die Kriege in diesen Jahren. Die Umweltzerstörung schien etwas, das sich zusätzlich dunkel am Horizont abzeichnete. Und ich musste mich abgrenzen, zurückziehen, die Nachrichten nicht mehr so dicht an mich heran lassen.

Wenn ich hier ums Haus auf dem Land heute spazieren gehe, ist die Welt in bester Ordnung. Störche suchen Futter auf der Wiese, ich sehe Rehe zwischen den Bäumen hindurch auf der Lichtung. Ja, hier ist es gerade verhältnismäßig kühl und nass. Und ich weiß, dass im Mittelmeerraum die Hitze wütet. Das ist weit weg und wenn ich nicht darüber nachdenke, wenn ich hier durch Wald und Felder gehe, muss ich mir die Zusammenhänge nicht vor Augen führen. Auch Jugoslawien lag am Mittelmeer. Damals im ersten Jahr der Belagerung von Sarajevo, die bis 1996 andauern sollte.

Ich habe auch heute noch keine gute Strategie, um mit den Krisen dieser Welt und mit dem was sie in mir auslösen, umzugehen. Ich kann versuchen, die Informationen zu verarbeiten. Ich kann versuchen die Nachrichten und Bilder zu ignorieren. Wenn es zu viel wird für mein Herz und meinen Verstand. Ich kann handeln. In dem kleinen Rahmen, der mir zur Verfügung steht.

*(engl.: Intergovernmental Panel on Climate Change, IPCC)