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Blogbeiträge / Radreisen

Ich verstehe, was ich tue

English version at the bottom of this page

Manchmal, ist es gar nicht so einfach seinem eigenen Pfad zu folgen, in der „Spur“ zu bleiben und den eigenen Wegen treu. Ich hatte mich auf die Reise nach Rotterdam gemacht, nachdem ich Sommer letzten Jahres fest stellen durfte, dass da irgendetwas in mir schlummert und zur Umsetzung kommen möchte. Nach dem Aufenthalt in New York und der darauf folgenden weiteren Recherche, schien die Fortbildung zum Thema „City at Eye Level“ in den Niederlanden genau das Richtige zu sein. Am Ende war es das auch, aber weniger wegen der Spring-School oder der Stadt, als vielmehr durch die Begegnungen und witzigen Zufälle. Vielleicht sind es gerade diese Umwege und Zufälligkeiten, die auf dem Weg und der Suche nach Antworten wichtig sind. Ich jedenfalls, kann jetzt erneut viel besser einschätzen – und vor allen Dingen „wertschätzen“, was ich tue und gut kann. 

Brooklyn Navy Yard

Im Sommer in New York (fast schon poetisch) war ich die ganze Zeit unterwegs, auf dem Rad und zu Fuß, habe Geschichten gesucht und Leute befragt und ins Gespräch verwickelt. Ich war und bin neugierig, möchte Dinge verstehen und Dimensionen begreifen können. Und selbst in meiner Nachbarschaft in Brooklyn habe ich das gemacht: immer wenn ich draußen war, habe ich die Augen offen gehalten, habe Leute angesprochen, bin in Läden und Büros gestiefelt und habe die Menschen ins Gespräch verwickelt. Dabei habe ich viel über die gegenwärtige Situation des einstmals abseitigen Viertels erfahren. Aber eben auch von dem Wissen und der Erinnerung langjähriger Einwohner profitiert und die Zukunftspläne z.B. der Start-ups kennen gelernt. Ich erinnere mich gut an ein Gespräch mit einem Mann in den 60ern, der seit seiner Jugend dort gelebt hatte und zwischenzeitlich Jahrzehnte in Asien verbracht hatte. Kopfschüttelnd betrachtet er zwei vorbei laufende Mädchen mit Kaffee in der Hand, während er von der Zeit berichtet, als man Angst haben mussten, genau hier vor dieser Tür niedergeschossen zu werden.

Superhost auf dem Hausboot

Ich habe in diesem Moment die zeitliche Dimension dieser Straße, der Nachbarschaft, vielleicht sogar des ganzen „vergessenen“ Stadtteils von Brooklyn aufgetan. Der Mitten im Herzen New York zwischen Brooklyn- und Manhattan-Bridge liegt. Und doch musste ich fast jedem erklären wo ich wohne. Und zwar nicht nur, weil die Subway in alle Richtungen so weit entfernt liegt.
Als mir das bewusst wird, stehe ich mit meinem Gastgeber im ehemaligen Frachtraum des Transportschiffes, das heute sein Hausboot bzw. sein Wohnzimmer darstellt. Ich bin mit dem charismatischen Architekten in eine leidenschaftliche Diskussion über urbane Planung, öffentliche Räume und vor allen Dingen Interviews, Einbindung der Menschen und Design verwickelt. Und ich erkenne erneut, wo meine eigentliche Stärke und Passion liegt: im Forschen, Nachfassen, Verstehen und vor allen Dingen der unmittelbaren Interaktion mit Menschen. Vielleicht mit dem Ziel, besser zu verstehen und neue Wege zu beschreiten. Mein Mentor lächelt zufrieden, als er das hört. Und am Ende habe ich eine Reihe passender Bücher aus der hauseigenen Bibliothek in der Hand. Es ist vor allen Dingen diese und andere unerwartete Begegnungen und der intensive Austausch, der diese Reise so wertvoll gemacht hat.

Umwege und Störfeuer

Warum ist es so schwer, den einmal eingeschlagenen Weg konsequent weiter zu beschreiten und „bei sich“ zu bleiben. Nun, einerseits hat das sicher mit dem alltäglichen Wahnsinn zu tun: ich mag meinen Hauptjob und in den letzten Monaten, war er auf eine Art herausfordernd, die weniger bis gar nicht das bedient und das benötigt hat, was ich gut kann und auf meinem Weg liegt. Das konnte ich sehr deutlich merken und habe effektive Schritte unternommen, genau das zu ändern. 

Und es wäre zu kurz gegriffen, alleine darin die Ursachen zu suchen. Denn es wäre nicht nur einfach, sondern auch bequem. Die unbequeme Wahrheit ist, dass die Suche nach einem eigenen Weg, eigenen Stärken und Lösungen ein mühseliger und oft anstrengender Transformationsprozess ist. Es ist viel leichter das zu tun, was von einem erwartet wird und womit man sich den Großteil seines Lebens (wenn auch mehr recht als schlecht) identifiziert hat, als das was in einem steckt zu identifizieren und an die Oberfläche zu befördern.
Insofern war die Entscheidung den Weg nach Rotterdam anzutreten, trotz aller Umwege die damit verbunden waren, genau die richtige.

Englisch version

Sometimes, it is not easy to follow your own path, stay in the „lane“ and be true to your own ways. I was on my way to Rotterdam, after I decided last summer that something in me was slumbering and wanted to be implemented. After the stay in New York and the following further research, the training on „City at Eye Level“ in the Netherlands seemed to be exactly the right thing. In the end it was, but less because of the spring school or the city, than by the encounters and funny coincidences. Maybe it’s just these detours and coincidences that are important on the way and finding answers. Anyway, I can now rate much better again – and, above all, „appreciate“ what I’m doing and doing well.

Brooklyn Navy Yard

In the summer in New York (almost poetic) I was on the road all the time, on the bike and on foot, looking for stories and interviewing people and involved in conversation. I was and am curious, I want to understand things and understand dimensions. And even in my neighborhood in Brooklyn, I did that: whenever I was outside, I kept my eyes open, I talked to people, I booted in shops and offices, and I got people involved in conversation. At the same time, I learned a lot about the present situation of the once hidden quarter. But it is also profited from the knowledge and memory of long-standing residents. And the future plans for example by getting to know the startups. I well remember a conversation with a man in his 60s who had lived there since his youth and spent decades in Asia. Shaking his head, he looks at two passing girls with coffee in their hands while reporting on the time when you had to be afraid to be shot down right here in front of his door.

Superhost on his houseboat

At that moment I have opened up the temporal dimension of this street, the neighborhood, maybe even the whole „forgotten“ part of Brooklyn. Located in the heart of New York between the Brooklyn- and Manhattan-Bridge. And yet I had to explain to almost everyone where I live, and not just because the subway is so far away in all directions.

When I realize this, I stand with my host in the former hold of the transport ship, which today is his houseboat and the living room. I am involved with the charismatic architect in a passionate discussion about urban planning, public spaces and above all interviews, human involvement and design. And I recognize once again where my real strength and passion lie: in research, follow-up, understanding and most of all the direct interaction with people. Perhaps with the aim of understanding better and breaking new ground. My mentor smiles contentedly when he hears that, and in the end I have a bunch of matching books of his private library in my hand. It is above all these and other unexpected encounters and the intensive exchange that has made this trip so valuable.

Detours and coincidences

Why is it so difficult to consistently follow the path we have taken and to stay „at one’s own“? Well, on the one hand certainly has to do with the everyday madness: I like my main job and in recent months, he was the less or has operated and requires the in a way challenging thing I’m good and is on my way. I could see that very clearly and took effective steps to change that.

And it would not be true to put it all on this. Because it would not only be easy, but also to comfortable. The uncomfortable truth is that finding your own path, your own strengths and solutions is a tedious and often exhausting transformation process. It is much easier to do what one is expected to do, and to identify most of his life than to identify and bring to the surface what is in one.
In this respect, the decision was to make the way to Rotterdam despite all detours here just the thing.