Fühle mich im Moment wie Jim Carrey im Film der „Ja-Sager“ (fürchterlicher Deutscher Titel, OT: YES MAN): immer wenn sich eine Gelegenheit ergibt, sagte ich „ja“. Auch in Fällen in denen ich früher oft „nein“ gesagt, viele Fragen gestellt oder innere Barrieren aufgebaut habe. Dieser Blog ist so ein Beispiel, das im Grunde nach dem Prinzip „Warum eigentlich nicht?“ funktioniert. Und das vergangene Wochenende war auch beispielhaft. Obgleich ich was den Bericht darüber, was passierte zurückhaltend bin. Warum? Weil mir ins Stammbuch geschrieben wurde, nicht eitel und selbstverliebt zu sein.
Sonntagmittag in Dangast am Strand
Es ist kalt, die Sonne scheint und es ist bereits um die Mittagszeit. Wir sitzen in der Sonne und genießen den freien Tag, als mich Facebook an eine Veranstaltung erinnert: „Fotomeeting in Dangast“. Eine Freundin hatte die öffentliche Veranstaltung geteilt, ich hatte mich angemeldet, aber den Termin längst vergessen. Aus dem Einladungstext ging hervor, dass sich Fotografen und Models am Strand zum Shooting treffen wollten. Kurzentschlossen machte ich mich fertig und auf den Weg nach Dangast.
Dort angekommen traf ich eine kleine Gruppe Leute mittleren Alters vor dem Kurhaus. Menschen wie Du und ich, die mich nach der kurzen Erklärung, dass ich einfach nur neugierig sei, in ihrer Mitte aufnahmen. Wir machten uns gemeinsam auf den Weg.
Fotoshooting
Auf dem kurzen Weg zum Hafen, erfuhr ich dass Hermann (einer der Fotografen) eigentlich „Astro-Fotografie“ macht. Also überwiegend nachts fotografiert und in den Anfängen auch noch selbst entwickelt hat. Personenfotografie sei jetzt erst hinzu gekommen. Wir diskutieren in der Gruppe über iPhone-Fotografie, über die Zurückhaltung beim modeln – auch vor dem Hintergrund der eigenen Biografie. Sind wir nicht alle irgendwie dazu erzogen worden, zurückhaltend und nicht zu selbstverliebt zu sein? Sind wir alle entmutigt worden, frage ich mich heute? Und können uns nur mühsam davon befreien. Ich jedenfalls spüre bis heute, dass eine innere Stimme mir sagt, ich solle mich nicht in den Vordergrund drängen. Und darum wollte ich auch zunächst gar nicht davon schreiben. Tue es jetzt aber nun offensichtlich doch.
Sag nicht „nein“
„So, jetzt bist Du dran. Hast Du auch Lust?“ Schon die ganze Zeit über hatten die Jungs Fotos auch von den Umstehenden gemacht und nicht nur von den posierenden Models. Ja und jetzt war ich an der Reihe und es entstanden im Laufe des Nachmittags ein paar schöne Shots von mir. Durch die kalte, klare Luft und die (später tief stehende) Sonne – teils in Verbindung mit Blitzeinsatz – mit tollen „Stage-Effekten“, aber auch ganz natürliche Bilder.
Und ich sagte noch häufiger „ja“ an diesem Nachmittag. Zu Veranstaltungen und Freundschaftsanfragen, zur Teilnahme an einer Facebook-Gruppe mit „Best-Ager-Models“. Und diese Woche hat sich bereits eine junge Fotografin bei mir gemeldet, die Bock auf ein Shooting hat. „Fashion“ wäre das Thema…Ich bin dabei. Ja!
Gelernte Zurückhaltung
Eine kleine Anekdote dieses Tages macht klar, wie Entmutigung funktioniert. Als wir da so standen, schlenderten Bekannte und Freunde an uns vorbei. Wir kamen ins Gespräch und ich erläuterte was passierte. Verwunderung und echtes Interesse. Im Weggehen sagt der eine: „Aber fotografieren lassen muss Du Dich ja nicht. So hübsch bist Du ja nicht.“ Haha. Warum hat er das gesagt? Ein Spruch, ja. Aber das Gegenteil von Ermutigung. Bis dahin hatte ich noch nicht vor der Kamera gestanden an diesem Nachmittag. Vielleicht hätte der „Spruch“ genau dieses Gefühl ausgelöst, dass wir alle gut kennen: So jetzt bist Du dran. Hast Du auch Lust? Nein, lieber nicht. Ich bin so schüchtern (und außerdem nicht hübsch/fotogen genug). Keine Fotos, keine Kontakte, keine neue Erfahrung, sondern vielmehr die Reproduktion des bereits Erlebten. Ich sage jetzt immer häufiger ja.
No Comments