Büppel und Bikepolo ist eine bemerkenswerte Kombination. Die deutsche und die europäische Bikepolo-Gemeinde ist nicht groß – vielleicht einige hundert Spieler. Der Vareler Ortsteil Büppel ist winzig. Nur rund 2.500 Menschen leben hier und doch hat der örtliche Sportverein – der SV Büppel – eine eigene Sparte für die Trendsportart Bikepolo. Seit 2010 wird hier gespielt, seit 2011 regelmäßig an internationalen Turnieren teilgenommen und eigene Veranstaltungen ausgerichtet. Die Büppelmania, das Indoor-Turnier findet im März 2018 bereits zum sechsten Mal statt. Bikepolo-Büppel ist „Kult“ – ich glaube das darf man so sagen. Und es ist unsere Spielwiese, um Dinge im Netz auszuprobieren. Spätestens nachdem anlässlich der Deutschen Meisterschaft in Hannover 2017 unser Banner geklaut wurde.
Ortsteil Büppel ist namensgebend
Varel ist eine Kleinstadt am Rande des Jadebusens an der Nordsee. Büppel ist ein kleiner Ortsteil am südlichen Rand, in dem etwa ein Zehntel der Vareler Bevölkerung lebt. Von Anfang löste der Name des Dorfes etwas bei den meist großstädtisch geprägten Sportlern der Bikepolo-Community aus. Für Büppel war alleine der Begriff „Community“ unpassend. Und doch war es Liebe auf den ersten Blick: die Büppeler Jungs und Mädels liebten den Bikepolo-Sport und die weltoffene Gemeinschaft nahm auch die dörflichen Spieler in ihrer Mitte auf. Von da an, wurde rein- und weg- „gebüppelt“ und Büppel selbst zum Schlachtruf und Synonym für die Underdogs, die doch ein ums andere Mal zeigen konnten, dass sie Bikepolo spielen konnten. Und das auch das Dorf weltoffen kann.
Die Welt zu Besuch in Büppel
Und vielleicht ist das auch das eigentlich erstaunliche an dieser Geschichte: dass nicht nur die Bikepolo-Gemeinschaft bereit war, die buntesten Vögel und eben auch die Büppeler aufzunehmen, sondern dass auch die „Menschen vom Dorf“ sich weltoffen präsentierten. Und so kam es, dass seit 2012 die „Büppelmania“ internationale Mannschaften anzieht. Und die Gäste aus Polen, Litauen, den Niederlanden, Belgien, Ungarn, Tschechien, UK, Österreich und wer weiß woher, bei diesem Indoor-Turnier in der „Alten Vareler Weberei“ gegeneinander spielen. Und des Nachts bei den Familien der Mitspieler und ihren Freunden schlafen und die familiäre Atmosphäre atmen. Unvergessen, als ein Berliner Mitten in der Nacht Mitten im Nirgendwo aus dem Auto springt und ruft: „Dat is so schön hier! Man kann sogar die Sterne sehen. Dat geht ja in Berlin gar nicht mehr!“ Entschuldigung, ich schweife ab. Und habe auch keine Namen genannt.
Die Geschichte mit dem Banner
Schon früh hatten die Büppeler ein – zugegebenermaßen extravagant großes – Banner. Auf leuchtend oranger LKW-Plane, mit Ösen und allem was dazu gehört. Auf der Rückseite stand etwas, das nichts mit Bikepolo oder Büppel zu tun hatte. Aber das tut hier nichts zur Sache. Im Jahr 2017 reiste dieses Banner mit zur Europameisterschaft in Perpignan und wurde von den zwei antretenden Büppeler Mannschaft zwischen Palmen aufgespannt. Zur Deutschen Meisterschaft in Hannover im selben Jahr waren es sogar drei Mannschaften und man fand geeignete Laubbäume – ich nehme an es waren Eichen – um das Banner aufzuspannen. Gut sichtbar von hinten dabei der Schriftzug, der nichts mit Bikepolo oder Büppel zu tun hatte. Aber auch in diesem Zusammenhang spielt das keine Rolle.
Entführung und Forderungen der Erpresser
In der Nacht wurde das Banner in Hannover geklaut. So weit so unspektakulär. Weil klar war, dass eines der anderen Teams dahinter steckt. Es blieb bis zum Ende des Turniers verschwunden und auch lange danach. Bis ein Erpresserschreiben auftauchte – Buchstaben aus der Zeitung ausgeschnitten und auf einem weißen Blatt Papier zu „abstrusen“ Forderungen zusammen gefügt. Schon hier waren Analogien zum so genannten „Deutschen Herbst“ erkennbar und spätestens als uns auf Facebook schwarz/weiß Bilder des Banners erreichten, mit dem Hinweis auf einem Pappschild „seit 59 Tagen in der Gewalt von…“ waren diese auch nicht mehr weg zu diskutieren. Wie reagieren? Unser Facebook-Kanal ist öffentlich und das Ganze – sagen wir einmal – auch ein bisschen heikel.
Bemerkenswerter Schlagabtausch
Was sich dann entspann, war wohl aus Sicht der der Bikepolo-Community ein recht unterhaltsamer Schlagabtausch. Die Bilder des „entführten“ Polobanners wurden ebenso wie der Erpresserbrief veröffentlicht. Die Antwort in Form einer „Büppelpressekonferenz“ als Video auf Facebook erreichte knapp 2.500 Menschen. Dem Credo folgend: „Wir verhandeln nicht mit Verbrechern“ ergab sich eine Patt-Situation. Die Erpresser produzierten ihrerseits ein Drohvideo, aber die Situation schien verfahren. Noch vor der Büppelmania musste eine Lösung her. Die Verbrecher sollten am besten verurteilt werden – eine Teilnahme an dem Turnier unter der Bedingung der Rückgabe des Banners, war nur vor dem Hintergrund einer „Resozialisierung“ vorstellbar. So entstand ein weiterer Filmbeitrag – mittlerweile ganz ohne Bezug zur RAF – der die Verurteilung der Entführer in Abwesenheit zum Inhalt machte. Das vorerst letzte Kapitel in einer lustigen, kreativen aber durchaus auch herausfordernden Geschichte.
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