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Blogbeiträge / Popup

Rad-Café: ein erstes Fazit

Das Ende des Pop-Up-Zeitraums im Vareler Rad-Café nach gut zwei Monaten, mit einem eigens dafür organisierten öffentlichen Veranstaltungsprogramm und einer Art regelmäßigen Café-Betrieb, erlaubt ein erstes Fazit. Wie ist das wenn Träume wahr werden? Neben Zahlen, Daten und Fakten, habe ich eine ganze Reihe wertvoller Erfahrungen gesammelt. Um diese abschließend zu bewerten und ein gutes Stück weit auch zu verdauen, wird es sicher noch einige Zeit brauchen. Das hat auch damit zu tun, dass in diesem vergleichsweise kurzen Zeitraum wirklich viel passiert ist. Das war so gewollt: die Idee war, in dem durch die Förderkulisse vorgegebenen Zeitraum so viel wie möglich auszuprobieren. Eine Art konzentriertes Experiment. Es war nie eine echte Option, das Rad-Café an dieser Stelle und vor dem Hintergrund der städtischen Initiative zu verstetigen. Ob und in welcher Form ein längerfristiger Ansatz möglich erscheint, sollte dieser Testbetrieb für mich zeigen.

Über 30 Veranstaltungen

Im Zeitraum zwischen der Eröffnung am 3. Februar 2023 und dem Abschluss am ersten Aprilwochenende, fanden in und rund um das Rad-Café gut 30 Veranstaltungen statt. Lesungen, Filme, Radreiseberichte, Workshops, Ausstellungen, Musik, Figurentheater und Radsport. Sogar eine kleine Podcast-Serie haben wir aus der Taufe gehoben. Ein bunter Mix mit Bezug zum Thema Fahrrad und Radkultur. Nicht alle Veranstaltungen waren von Anfang an geplant. Viele haben die Möglichkeit sich aktiv zu beteiligen, mehr oder weniger spontan ergreifen. So kam es, dass an manchen Tagen mehr als eine Veranstaltung stattfand und von dem vorgeplanten Programm, wurde bis auf wenige Ausnahmen alles umgesetzt. Die hohe Dichte an Veranstaltungen ist ein echtes Ausrufezeichen, dass das Rad-Café an dieser Stelle – wir sprechen von einer Kleinstadt – funktionieren kann. Und das es angenommen wird, zeigen zahlreiche Besucherinnen und Besucher.

>> Mehr als 1.000 Menschen haben das Rad-Café in der Innenstadt
von Varel in einem Zeitraum von gut acht Wochen besucht <<

Dabei reichte die Bandbreite von einigen wenigen Interessierten bis zu über 120 Leuten (Titelbild), die den Radreisebericht von Antje und Hauke über ihre Schottland-Tour am Abschlusswochenende hören wollten. Die Menschen standen bis vor die Tür und im Regen. Damit konnte keiner rechnen und es war echt beeindruckend.

Die Kombination aus Rad und Café fand ich Varel schnell viele Freunde. Vor allen Dingen war es aber das Veranstaltungsprogramm, das viele Besucher:innen lockte.

Café-Betrieb

Ein wesentlicher Baustein des Konzepts, ist der Betrieb eines Cafés oder einer Art Espresso-Bar. Das Angebot in gemütlicher Atmosphäre einen Kaffee oder Cappuccino zu trinken und auch ohne konkreten Anlass den Ort als offenen Begegnungsraum zu nutzen, bedeutet geringe Einstiegshürden. Es war gut, dass wir an dieser Stelle gar kein reguläres Café betreiben konnten. Die Tatsache, dass wir die Getränke nur gegen Spende abgaben, senkte etwaige Hürden noch weiter ab. Gleichzeitig kann man aus der Spendenbereitschaft und den konkret erzielten Einnahmen natürlich Rückschlüsse ziehen. Ebenso wie daraus, dass das Angebot sehr gut angenommen und die Kaffee-Getränke für gut befunden wurden. Danke an dieser Stelle an „Käthe Kaffee“ aus Oldenburg für die Lieferung, die freundliche logistische Unterstützung und Leihgabe der Profimaschine. Wir haben in acht Wochen ziemlich gut vier Kilogramm Kaffee verarbeitet. Dazu Kaltgetränke – vor allen Dingen an den Abenden. Und manche geschlossene Gesellschaft bzw. Netzwerkveranstaltung (ich nenne sie Eigenversorger), hat sich komplett selbst versorgt. Aus diesem Grunde sind auch die Spendenzahlungen nur eingeschränkt aussagefähig. Im Schnitt über alle Besucherinnen und Besucher, sind Einnahmen von rund 1,35 Euro pro Person zusammen gekommen. Diese sollen übrigens den Bands, die aufgetreten sind, zugute kommen.

>> Zählt man die „Eigenversorger“ hinzu, ist ein kleinerer
vierstelliger Betrag umgesetzt worden. <<

Das ist ein Umsatzumfang, von dem man dauerhaft die bestehenden Kostenblöcke (Miete, ggf. Lohn, Einkäufe, Strom, Gas, Internet, Versicherungen, Gebühren und Abgaben) nicht ansatzweise finanzieren könnte. Sprich: zur Entwicklung eines dauerhaften Business-Cases, müssten weitere Einnahmen generiert werden. Oder es braucht eine fortgesetzte Unterstützung.

Während der Februar und März für Filme und Lesungen super gut geeignet waren, blieb es in Sachen Außenaktivitäten bei Sport und zarten Versuchen.

Learnings und Fortführung

Die nackten Zahlen und Fakten sind ernüchternd. Und gleichzeitig wenig aussagekräftig. Denn der eigentliche Erfahrungsschatz, liegt jenseits dieser Analyse. Ich habe eine Reihe von persönlichen Highlights und Learnings für mich aufgeschrieben. Qualitative Bewertungen und Einblicke, deren Verarbeitung wie gesagt Zeit braucht. Dazu dann an anderer Stelle mehr. Und die Umsetzung Sio eines persönlichen Traums, ist auch eine echte emotionale Achterbahnfahrt. Ich unfassbar dankbar und möchte mich auch ganz explizit bedanken. Bei allen, die das möglich machen und auch bei Euch, die ihr mit Eurem Zuspruch und mit Begeisterung und Freude dabei seid. Danke!

Oft taucht die Frage auf, wie es jetzt konkret weiter geht. Kurzfristig steht das Rad-Café zumindest den April über als Infrastruktur in seiner jetzigen Form zur Verfügung. Es sollen noch verschiedene geschlossene Netzwerkveranstaltungen stattfinden und eine Veranstaltung zur öffentlichen Beteiligung der Barthel Stiftung am 20. April 2023 zur Gestaltung der so genannten Börse. Wir werden auch den Schottland-Vortrag nochmals zeigen, wegen der überwältigenden Resonanz. Das Rad-Café hat einige Menschen zusammen gebracht und Viele auf neue Ideen. Es deutet sich an, dass es zum Beispiel auch noch weitere Gravelausfahrten geben könnte. Und ich wurde gebeten, die Termine in meinen Veranstaltungskalender aufzunehmen. Das mache ich natürlich gerne. Und dann schauen wir, was die kommenden Wochen und Monate bringen und auf welche Art und Weise es mit der Rad-Café-Idee weiter gehen kann.

Noch am Abend waren wir uns einig. Aufgrund der überwältigenden Resonanz, wird es eine Neuauflage des Vortragsabends geben.