Ich habe in den vergangenen zwei bis drei Jahren viel gelernt. Viel mehr als in den 15 Jahren davor im Job und auch mehr als im Studium. Das hat viel mit meiner derzeitigen Aufgabenstellung zu tun. Und vor allen Dingen mit Umgebung, die zum Lernen einlädt, ja quasi aktiv dazu auffordert. Und es ist auch kein Zufall, dass ich aus dieser Umgebung heraus angefangen habe zu bloggen. Dabei treten sich gegenseitig verstärkende Effekte auf – aus Herausforderungen, Lust und Freiheit neue Dinge auszuprobieren und intensiven Lernprozessen. Ohne „Schmerzen“ ist das Ganze nicht zu haben – mehr als einmal musste ich in dieser Zeit meine persönlichen Grenzen überschreiten und letztlich hinter mir lassen. Ein ganz persönlicher (digitaler) Transformationsprozess.
Positive Lernumgebung: was heißt das?
Was das konkret bedeutet – eine „positive Lernumgebung“ – damit hat sich Alena Müller in ihrer Masterarbeit am Beispiel des Projektes enera beschäftigt und wir haben das im Anschluss an das Barcamp in Dangast 2018 gemeinsam mit Vanessa Giese diskutiert (den Podcast dazu findet ihr hier). Wie man in dem Beitrag sehr bald merkt, hatte ich schon früh eine Idee davon, dass in diesem Projektumfeld einiges anders läuft in Sachen Lernen und Ausprobieren. Aber das war mehr ein ausgeprägtes Bauchgefühl, als quasi wissenschaftlich untermauert. Ich versuche es einmal kurz auf einen Nenner zu bringen: eine positive Lernumgebung zeichnet sich durch eine Mischung aus fördern und fordern auf der einen Seite sowie ein sowohl inhaltliches, als auch ein räumlich offenes und den Austausch förderndes Umfeld auf der anderen Seite aus. Zu theoretisch? Ich versuche es praktischer…
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Dinge ausprobieren
Ich bin ausgebildeter Zimmermann und habe Bauingenieurwesen studiert. Ich bin Ingenieur – nicht zu wissen, wie etwas funktioniert, es nicht berechnen, nicht vorausplanen zu können, kam in meiner Welt aus Projektmanagement und Planung in der Vergangenheit kaum vor. Schlecht ist, dass in Zeiten der Digitalisierung und eines sich weiter beschleunigenden Wandels, die Zeit zum Planen und zum Wissensaufbau immer kürzer wird. Zu kurz mitunter um rechtzeitig zu handeln. Aus diesem Grunde ist es mittlerweile oftmals sehr viel einfacher gleich ins Tun zu kommen. Und zwar in kleinen Schritten, das Ergebnis zu bewerten und den nächsten (kleinen) Schritt entsprechend anzupassen. Dieses „Learning by Doing“ erfordert die Bereitschaft, sich auf neue Erfahrungen ebenso einzulassen wie auf ein mögliches Scheitern. Und es erfordert das Verlassen der eigenen Komfortzone. Mehr noch: als Ingenieur musst Du zum Beispiel anfangen, ganz anders zu denken. Ein gutes Bauchgefühl ist dabei hilfreich. Dieses wird besser, je mehr man ausprobieren kann und darf. Das ist das, was ich mit „fördern und fordern“ meine: sich entwickeln zu dürfen und die notwendigen Schritte auch zu tun. Konkret zu handeln.
Im Austausch sein
Und was ist ein „sowohl inhaltliches, als auch ein räumlich offenes und den Austausch förderndes Umfeld“? Wir sind ein sehr heterogenes Team. Junge und ältere Mitarbeiter, Ingenieure wie ich und andere Akademiker unterschiedlicher Professionen. Und auch Spezialisten ganz ohne Studium. Viele nehmen das „gute Bauchgefühl“, wie ich es im Absatz zuvor genannt habe, aus ihrer intensiven persönlichen Erfahrung und ausgeprägten Leidenschaft für ihr jeweiliges Themengebiet. Und der Austausch untereinander fördert den Wissenstransfer. Das bedeutet, dass nicht in Fachbereichen, Ausbildungssträngen und Abschlüssen gedacht und gehandelt wird, sondern vielmehr problem- und aufgabenorientiert. Das räumliche Konzept eines so genannten Open Space unterstützt diese Arbeitsweise, die darauf angelegt ist, Lösungswege aus anderen Bereichen zu adaptieren und vielleicht auf eher ungewöhnliche Art und Weise zum Ziel zu gelangen. Wiederum ganz praktisch: wenn ich eine Aufgabenstellung habe, reicht diese häufig genug über meinen eigenen Bereich hinaus. Und im Projekt sitzen schon IT, Daten- und Socialmedia-Experten mit Technikern, Designern und kaufmännsich ausgebildeten Spezialisten usw. zusammen. Jeder hat andere und ganz eigene Erfahrungen und Herangehensweisen wenn es um Problemlösungen geht. Und wenn man aufgefordert ist auszuprobieren und möglichst bald umzusetzen, kann man verschiedenste Ansätze ausprobieren oder sogar kombinieren.
Barcamps, Socialmedia und verrückte Radtouren
Vieles was wir tun, passiert in einem großen Modellvorhaben ganz klassisch hinter verschlossenen Türen. Und mit vielen Dingen und Aktionen suchen wir auch die Öffentlichkeit – auch weil es Teil der Aufgabenstellung ist. Und weil tun auch von machen kommt. Und zwar wahrnehmbar machen. Dass das Gespräch mit Vanessa und Alena anlässlich des zweiten Barcamps in Dangast stattfand, ist kein Zufall: hier versuchen wir uns persönlich und das Projekt mit den Menschen in der Region und weit darüber hinaus zu vernetzen. Im Rahmen des Barcamps findet Wissenstransfer auch über die Grenzen eines Konsortiums und Professionen statt. Und um Menschen in der Region anzusprechen und Aufmerksamkeit auch online zu erlangen, ist es augenscheinlich gar keine dumme Idee, sich einfach aufs Rad zu setzen, loszufahren und zu gucken was passiert. Klappt sogar beim zweiten Versuch noch einmal. Und wenn Dein eigenes zu Hause zum Testlabor wird, bist Du in meiner Welt angekommen.
http://energie-vernetzen.de
Hier noch einmal der Link zum Podcast von Vanessa Giese (siehe oben)
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