Allem voran, muss ich anmerken, dass ich ein absoluter Cannondale-Fan bin. Ich fahre eines der ersten Bikes des kanadischen Aluminiumrad-Pioniers, dass sogar noch eine Stahlgabel hat. Weil damals noch keine Aluminiumgabeln gebaut wurden. Ja, so alt bin ich und das Rad ist auch schon richtig alt. Über 30 Jahre.
Nun aber zum Eigentlichen: was soll ich Bitteschön von einem Rad halten, das zu Recht alle Aufmerksamkeit auf sich zieht, super schön und stylisch aussieht, in funktionalen Fragen aber klaren Nachholbedarf aufweist. Muss ich nicht, wenn ich über ein Produkt schreibe meinen Bewertungsmaßstab anpassen und sagen: ja, das löst etwas bei mir (und augenscheinlich auch bei anderen) aus. Es funktioniert hervorragend. Und ist das nicht alles, worum es geht?
Zahlen, Daten und Fakten: uninteressant
Dies ist ein weiterer Versuch, einen ganz anderen Testbericht zu verfassen. Und zwar aus folgendem Blickwinkel: fährt das Rad gut, ist es für den Einsatzzweck geeignet und mehr noch: macht es Spaß damit zu fahren? Habe ich das Gefühl, dass es mehr ist als ein technisches Gerät. Wie zum Beispiel ein Staubsauger. Ein Staubsauger kann gut oder schlecht saugen – abhängig von den Leistungswerten und der Konstruktion. Aber hat ein Staubsauger irgendjemandes Herz schon einmal höher schlagen lassen? Wurdet Ihr auf Euren Staubsauger angesprochen, das dieser toll und leistungsfähigkeit aussieht und Lust aufs Staubsaugen macht? Nein? Jetzt sind wir am Punkt: bei diesem Rad ist das so.
Als hätte Batman es designed
Anastasia steht neben dem Rad und sagt: „This is a cool bike. If Batman would design a bike, he would do it like this.“ Ich kenne Anastasia genau so lange wie sie das Bike: 30 Sekunden. In manchen Straßen New Yorks kann man nicht mit dem Bad Boy entlang gehen, ohne alle 50 Meter darauf angesprochen zu werden. Junge Männer, Familienväter (und am Essenstisch entsteht dann sogar eine angeregte Diskussion zwischen den Generationen). Im Fahrstuhl dasselbe: ein Päarchen, Arbeiter: „Is this a belt drive?“ What brand is it?“ Definitiv; dieses Rad löst etwas aus. Gleich nach dem ersten Bild, das ich gepostet habe, erreichen mich Anfragen. Was das für ein Rad sei, was es mit der Gabel auf sich hat. Dieses Rad ist mehr als ein Funktionsgerät.
Und funktioniert es auch?
Ja, es fährt sich umwerfend. Es ist leicht, wendig und man hat eine gute Sitzposition. Man sitzt etwas aufrechter, als z. B, auf einem Mountainbike, hat dadurch guten Aus- und Überblick im Verkehr. Der Lenker ist sehr breit – vielleicht für manchen zu breit, aber man hat durch den größeren Hebel, sehr gute Fahrkontrolle, der Brustkorb ist weit und man kann frei durchatmen. Kein Quatsch. Das Licht ist toll designed: eine durchgehende Leuchte im einzigigen Gabelarm und die Rückleuchte in der Sattelstütze. Ein Augenschmaus. Der Riemenabtrieb ist leichtgängig und wartungsarm. Könnte ich mich entscheiden, ich würde mittlerweile immer einen Riemen nehmen. Den Bad Boy gibt es auch in verschiedenen Varianten. Die Nabenschaltung funktioniert einwandfrei. Einziger Wehrmutstropfen hier: man kann immer nur einen Gang zurück schalten. Muss ich mich – vor allen Dingen an Kreuzungen – erst dran gewöhnen. Der Bad Boy von Cannondale macht absolut Spaß!
Nachholbedarf
So und nun kommt´s. Das Teil ist ein Hingucker und fährt sich super. Über die Verarbeitung brauchen wir bei Cannondale nicht zu sprechen: erste Sahne. Was meint er denn nun mit „Nachholbedarf im funktionalen Bereich“?
First of all: das Rad hat kein Licht. Die „Neonröhre“ vorne sieht toll aus, sehen kann man damit selbst nix. Vielleicht wird man gesehen. Weil man kein Licht nachrüsten kann, bleibt nur (zusätzliche) Batteriebeleuchtung. Ach ja: hinten gibt es ja auch Licht. Wenn man aber einen Gepäckträger montieren will (was schwer genug sein dürfte), wird die Leuchte u. U. verdeckt. Thema schwierig nachzurüsten: An der Monofork aber auch im hinteren Bereich, wird es schwer mit Schutzblechen. Sieht auch bestimmt übel aus dann. Weiß nicht, was Batman geantwortet hätte bei diesen Kritikpunkten. Wahrscheinlich hätte er (mit dunkler Stimme) gesagt: „Ich bin Batman.“ Und etwas kleinlauter nachgeschoben: „Und kein Produktdesigner.“
Den Maßstab verändern
Eigentlich müsste man sagen: sieht schön aus, gibt aber Abstiche in der B-Note. Ich sage heute: lasst uns mehr solche Räder bauen und auf die Straße bringen. Räder, die etwas bei den Menschen auslösen, die toll verarbeitet sind und sich super fahren. Man wird ohnehin nicht ein Rad für alle Einsatzzwecke finden. Diese Idee kommt vom Auto, das angeblich immer alles auf einmal können muss – Kombi, Sportwagen, große Reichweite, Beschleunigung usw. Dieses Rad ist nicht für den großen Einkauf gedacht, nicht für schlechtes Wetter oder gar den Kindertransport. Und ja: dieses Rad ist ein Stadtrad – trotz der „Kritikpunkte“. You know what I mean?
English version
First of all, I have to say that I’m an absolute Cannondale fan. I drive one of the first bikes of the Canadian aluminum-bike pioneer that even has a steel fork. Because at that time no aluminum forks were built. Yes, I am that old and the bike is already really old. But now to the real thing: what should I think of a bike that rightly attracts all attention, looks super nice and stylish, but has a lot of catching up to do in functional matters. When I write about a product don´t I have to adjust my rating scale and say: yes, that will trigger something for me (and apparently others). It works great. And is not that all it’s about?
Numbers, dates and facts: uninteresting
This is another attempt to write a completely different review. And from the following point of view: does the bike ride well, is it suitable for the purpose and even more: is it fun to drive? Do I have the feeling that it is more than a technical device. Such as a vacuum cleaner. A vacuum cleaner can work good or bad – depending on the performance and design. But has a vacuum cleaner ever made anyone’s heart beat faster? Have you been addressed on your vacuum cleaner that looks great and powerful and makes you want to use it? No? Now we are at the point: with this bike it is like that.
As if Batman designed it
Anastasia stands next to the bike and says, „This is a cool bike. If Batman would design a bike, he would do it like this.“ I know Anastasia as long as she has the bike: 30 seconds. In some streets of New York, you can not walk the Bad Boy without being addressed every 50 meters. Young men, fathers of families (and at the dinner table there is even an animated discussion between the generations). In the elevator the same thing: a couple, workers: „Is this a belt drive?“ What brand is it? „Definitely, this bike triggers something – just after the first image I posted, I get requests – what kind of bike is it, what’s up with the fork. This bike is more than a functional device.
And does it work too?
Yes, it is amazing. It is light, agile and has a good sitting position. You sit a little upright, as e.g. on a mountain bike, has good visibility and overview in traffic. The handlebar is very wide – maybe too wide for some, but you have the greater lever, very good driving control, the chest is wide and you can breathe freely. No nonsense. The light is beautifully designed: a continuous light in the only fork arm and the tail light in the seat post. A feast for the eyes. The belt drive is smooth and requires little maintenance. Could I decide, I would always take a belt drive. The bad boy is available in different variants. The hub gear works perfectly. Only downside here: you can always switch back only one gear. I have to get used to it – especially at intersections. The Bad Boy Cannondale is absolutely fun!
And otherwise?
So and now it comes. The part is an eye-catcher and drives great. We do not need to talk about workmanship at Cannondale: it´s super. What does he mean by pent-up demand in the functional area?
First of all: the bike has no light. The „neon tube“ front looks great, you can almost see nothing with it. Maybe you will be seen. Because you can not retrofit light, only (additional) battery lighting remains. Oh yes: in the back there is also light. But if you want to mount a luggage rack (which might be hard enough), the light would be possibly hidden. Difficult to retrofit topic: At the monofork but also in the rear area, it is difficult with mudguards. Looks certainly bad then, as well. Do not know what Batman would have answered in these criticisms. He probably would have said (in a dark voice), „I’m Batman.“ And added a little more complacently: „And no product designer.“
Change the scale
Actually, one would have to say: looks nice, but gives taps in the B-note. I say today: Let’s build more such bicycles and put them on the road. Cycles that trigger something in the people, which are excellent workmanship and drive great. You will not find a bike for all purposes anyway. This idea comes from the car, which supposedly always has to be able to do everything at once – station wagon, sports car, high range, acceleration, etc. This bike is not intended for large purchases, not for bad weather or even children’s transport. And yes: this bike is a city bike – despite the „criticisms“. You know what I mean?
