Ich hatte immer gesagt, dass ich einen Bus fahren möchte. Denn tief in mir drin, bin ich bei allem sesshaften Anschein ein Nomade. Ich habe es schon immer geliebt, unterwegs zu sein und im Verlaufe des Tages nicht zu wissen, wo ich abends genau lande. Auf diese Art und Weise habe ich viele Radtouren quer durch Deutschland und Europa unternommen – alleine und mit Freunden.
Aber wahrscheinlich hätte ich die Anschaffung eines Campers noch bis zum Sanktnimmerleinstag vor mir her geschoben. Auch weil ich im Kern knauserig und vielleicht auch deshalb kein echter Autofreund bin: Autos sind teuer, verbrauchen Platz und sind umweltschädlich. Und doch nutze ich sie. Und dieser Einsatzzweck scheint dann auch genau der Richtige – als mobiles zu Hause. Und als ich dann das erste Mal mit dem ehemaligen Werkstattbus durch die Gegend gefahren bin, wusste ich: das ist etwas, was irgendwie zu meiner Persönlichkeit gehört. Etwas, dass es zu entdecken und auf keinen Fall zu verschieben galt.
Gemeinsame Entscheidung zum Kauf
Dabei war ich selbst nicht einmal der Treiber des Ganzen. Es war meine Freundin, die erstaunlicherweise (wie ich fand) ebenso viel Spaß am Reisen und vor allen Dingen am Campen hatte wie ich. Der Bus wurde bei meinem Arbeitgeber ausgemustert und sie drang darauf, dass wir uns bewerben. Wir hatten Glück im Losverfahren. Er ist gleichzeitig unsere erste, gemeinsame größere Anschaffung.
Alles muss raus aus dem Werkstattwagen
Der VW-Bus verfügte über eine komplette Werkstatteinrichtung. Das schien zunächst als Hindernis beim Ausbau, erwies sich aber schnell als zentraler Vorteil und Steilvorlage für den Umbau. Im Grunde war zwischen den Holzregalen rechts und links nur ein schmaler Gang. Zur Schiebetür gab es sogar eine Art Garderobe. Rechter Hand ließ sich eine Art Schreibtisch ausfahren, links ein Stuhl herunterklappen.
Augenscheinlich waren zuvor Messeinrichtungen installiert und die Einrichtung diente als Arbeitsplatz. Das ganze war irsinnig schwer, sperrig und schien hinderlich. Also alles raus? Irgendwie schade um die Funktionen und Einbauten.
Multitool ist Rettung für Inneneinrichtung
Im ersten Moment erschien es uns unmöglich, das vorhandene mit dem erforderlichen in Einklang zu bringen. Wir benötigten vor allen Dingen eine Liegefläche und weniger funktionale Schränke. Aber wie gesagt: die Regale boten nur einen schmalen Zwischenraum und waren massiv gebaut und professionell verarbeitet. Konnte man Teile verwenden und neu arrangieren? Die Lösung war so einfach wie genial: die Regaleinbauten mussten so weit angepasst und eingeschnitten werden, dass eine Liegefläche von 140 cm Platz dazwischen finden würde – ein Lattenrost (das hatten wir noch aufbewahrt). Das klang einfacher als es war: Stichsäge, Kreissäge oder ähnliches konnte man in den winkeligen Einbauten nicht ansetzen. Ich beschrieb mein Problem meinem Eisenwarenhändler (so etwas gibt es hier noch) und er schob mir ein „Multitool“ über den Tresen (auch das ist keine Metapher). Das oszillierende Werkzeug war perfekt: fast staubfrei konnte ich nach und nach (bloß nicht zu viel oder falsch trennen) die Regale auf das erforderliche Maß zurückschneiden.
Vorarbeiten sind notwendig
Nachdem das erledigt war – und das war vor allen Dingen in Bezug auf das Maß nehmen eine Herausforderung – musste die Regale tatsächlich einmal komplett raus. Sie verbargen die lackierten und unverkleideten Blechinnenseiten des Fahrzeugs. Diese wurde zunächst gründlich gereinigt und dann von Innen mit KAI-Flex isoliert. Das selbstklebende Material lässt sich leicht schneiden und verarbeiten – und zwar bis in die hinterste Ecke (obwohl einen dort der selbstklebende Charakter den letzten Nerv rauben kann). Alles verschwand dann wieder hinter den hölzernen Einbauten.
Letzter Schliff und es kann losgehen
Das Lattenrost lag im hinteren Bereich des Fahrzeug quasi auf den Radkästen. Um die Flexibilität im Innenraum zu erhalten wurde es in der Mitte zweigeteilt, wobei der vordere Teil zunächst „in der Luft hing“. Ein Auflager musste her: die Lösung war ein Tisch. Dieser wurde selbst gebaut und so konstruiert, dass er angehoben und arretiert werden konnte. Für schlechtes Wetter entstand mit dem geteilten Lattenrost eine Alternative zur Liegefläche. Geeignete zweiteilige Matratzen rundeten die flexible Lösung ab. Alles kann während der Fahrt so verstaut werden, dass im Transportraum sogar noch Fahrräder, Taschen usw. Platz finden. Auf einen entsprechenden Fahrradträger haben wir verzichtet und der zusätzliche Clou konnte uneingeschränkt genutzt werden: Für das Heck wurde ein Zelt beschafft, das über die Klappe gestreift und fixiert einen Raum hinter dem Bett schafft. Grandios!
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