Oliver Schaefer, Redakteur beim Lokalsender Oldenburg eins (O1) hatte mich schon im letzten Jahr in seine Sendung eingeladen und zu den Plänen rund um die Tankstelle befragt. Damals standen die ersten Veranstaltungen kurz bevor und ich habe mich über das Interesse aus der unmittelbaren Nachbarschaft – das Sendehaus ist quasi fünfzig Meter die Straße runter – gefreut. Und wie das in der Nachbarschaft so ist, steht man sich dann irgendwann im Rahmen einer Veranstaltung gegenüber, schwupp ist das Jahr vorüber und das Pop-up-Geschichte. Grund genug für Olli mich noch einmal einzuladen und nachzufragen, wie das denn so war. Die Transkription des Audiobeitrags lest ihr unten. Oder ihr ladet Euch das Interview, das heute im Lokalsender lief einfach runter, bzw. folgt dem Link am Ende der Seite.
Wir wollen uns an dieser Stelle nochmal ein bisschen unterhalten über dein Pop -Up hier in Oldenburg. Wir haben uns ja vor ungefähr einem Jahr hier getroffen, haben die Radstelle hier in der ehemaligen Tankstelle Bleicherstraße, Kaiserstraße vorgestellt, seitdem ist viel passiert. Und nun ist da auch schon wieder Schluss. Zum Ende des Jahres, im November, hat der Pop-Up-Shop da dicht gemacht und du gehst jetzt neuen Abenteuer entgegen, nehme ich mal an. Vielleicht magst du uns zu Beginn des Gesprächs mal ein bisschen erzählen, wie ist das Jahr aus deiner Sicht gelaufen hier in Oldenburg für dich?
Das war tatsächlich ein sehr krass abwechslungsreiches Jahr für mich. Das ging ja schon los im November, kurz nachdem wir gesprochen haben mit den ersten Veranstaltungen, die so ein bisschen dazu gedient haben den Ort und die Idee dahinter bekannt zu machen. Und als wir dann im Dezember und dann auch im Januar auch schon die Radstelle da hatten, haben wir ab Februar richtig Programm gemacht. Und seitdem ist fast jede Woche etwas gewesen – eigentlich immer so zwei bis drei Veranstaltungen. Also der Veranstaltungskalender war rappeldicke voll und es sind viele, viele Leute auf die Radstelle aufmerksam geworden und haben sich ganz intensiv damit beschäftigt. Und ganz viele Leute sind auch richtig traurig jetzt, dass es vorbei ist.
Ich hatte es in einem Blog nachgelesen, das waren irgendwie so um die 170 Veranstaltungen, wenn ich das mal so als Durchschnitt nehme, dann komme ich auf locker drei Veranstaltungen pro Woche. Das ist ein relativ gut belebter Veranstaltungsort gewesen, würde ich mal sagen, in diesem Jahr.
Ja, es ist tatsächlich so, dass natürlich der Ort immer dann geöffnet war, wenn was los war. Also es war ja kein klassisches Einzelhandelsgeschäft. Das heißt, die Erfahrungen, die viele gemacht haben, dass sie gesagt haben: „wenn man da war, war es zu“, hat sich auch in der Wirklichkeit bestätigt. Aber ganz viele Veranstaltungen haben ja auch unter der Woche stattgefunden und am Wochenende halt teilweise 2 oder 3 direkt nacheinander oder sogar parallel.
Du bist ja angetreten hier einen Raum zu schaffen, an dem in irgendeiner Form Begegnung stattfindet, an dem auch nicht nur über Fahrräder gesprochen wird, sondern auch alles, was das Fahrrad fahren betrifft. Das ist ja nicht zuletzt auch die Verkehrsentwicklung und die Stadtentwicklung. Hast du das Gefühl, dass du da das, was du dir vorgenommen hast, nämlich auf die Gruppen in Oldenburg zuzugehen, Stichwort Critical Mass, Stichwort Inliner und Skaternacht und andere. Hast du das Gefühl, dass du da auch eine gute Verbindung hattest und dass das auch den Austausch gegeben hat, so wie du ihn dir gewünscht hast?
Ich glaube, es ist kaum eine Rad -Community in Oldenburg nicht auf diesen Ort aufmerksam geworden. Wir haben wirklich von Gravelern über Liegeradler, über Transportrad-Leute eigentlich alles da gehabt. Die sich dort auch dann regelmäßig getroffen haben und untereinander verzahnt. Das ist ja gar keine Selbstverständlichkeit. Mein Anspruch war und ist ja auch noch ein bisschen breiter und größer, also auch wirklich Kultur, Kunst dazu zu holen. Was wirklich super war, war, dass das Stadtmuseum nicht nur das mit einer Ausstellung begleitet hat, sondern auch zum Kiezfest, das ja auch erstmalig stattgefunden hat, die Tankstelle regelrecht gekapert hat. Das war so ein Highlight-Wochenende, neben vielen anderen, wo wirklich ganz viele Veranstaltungen parallel da waren, wo so eine Waschhalle zu einem Museumsraum umfunktioniert wurde, wo Verkehrsthemen dann durch das Stadtmuseum auf dem Vorplatz diskutiert wurden und wo eben auch Party und Begegnung möglich war, auch zwischen den Radcommunities, aber auch weit darüber hinaus. Das war sehr spannend zu beobachten.
Das Bahnhofsviertel in Oldenburg ist ja nicht so ein klassischer Kiez. Das heißt, tatsächlich kommen hier viele Leute zum Arbeiten her, fahren aber auch wieder weg. Viele Leute kommen her, um an Veranstaltungen teilzunehmen, gehen dann aber auch wieder weg. Das hat immer sowas von so ein bisschen Durchlauf, der hier stattfindet und viel Bewegung. Gibt es denn auch einen Moment oder gibt es auch Ideen, wo du gesagt hast, da hätte ich mir mehr von Oldenburg oder von dem Ort von der Gegend versprochen?
Ja, das gibt es tatsächlich. Also ich glaube, dass dieses Label Kiez auch ein guter Stück weit vor sich hergetragen wird. Also Du hast das gerade schon ganz richtig berschrieben, da sind ganz viele Arbeitgeber, der DGB ist gegenüber, die Barmer um die Ecke und man hat das Gefühl, das ist total kietzig hier. Und wenn man dann auch mal guckt, wie viele Leute da aktivierbar sind, dann merkt man, das sind gar nicht so fürchterlich viele. Und das hatte ich, glaube ich, auch damals gesagt, dass ich mir vorstellen kann, die Nachbarschaft einzubinden. Mir ist gestern noch eine Postkarte in die Hand gefallen, die ich gleich nach dem Start gedruckt habe und die ich auch in der Nachbarschaft verteilt habe. Und wir haben es insbesondere gemerkt, es gab auch einen Masterranden, der die Tankstelle und den Werdegang zum Frankys begleitet hat. Und in dem Kontext haben wir auch die Nachbarn zusammengeholt und das ist nur in Anführungsstrichen eine Hand voll Leute. Und die leiden natürlich auch nicht unter Langeweile. Das heißt, die Möglichkeit vor Ort Menschen zu aktivieren, auch über so ein Kiezfest hinaus, was ja wirklich sehr großen Anklang gefunden hat, aber das sind ja auch Leute, die von außen dazu kommen, das ist halt relativ schwer.
So ein Pop-up-Store oder so ein Pop-up-Gedanke hat ja auch immer was von „Ich bin da und ich bin auch wieder weg“. Von daher war das ja auch irgendwo klar – durch die ganzen Stadtentwicklungen und Umbaupläne, die es hier auch in der Gegend gibt, dass das nur in der Geschichte auf Zeit sein wird oder würde. Was passiert denn jetzt mit der Tankstelle und mit dem Ort, an dem du warst und noch viel wichtiger, was machst du als Nächstes?
Also die Tankstelle wird jetzt im kommenden Jahr überbaut, wie man so schön sagt. Also das Dach wird zur Seite gelegt, um dann nachher in einen Neubau integriert zu werden. Der wird insgesamt sechsgeschossig, also ein echter Klopper auch auf der Ecke. Da hat es jetzt schon die ersten Probebohrungen gegeben, da wird jetzt eine Statik gemacht, Angebote eingeholt. Ich habe das gestern noch verbrieft, ich darf das auch so erzählen. Ich habe da ja unmittelbar nichts mit zu tun, aber die wollen jetzt in die Umsetzung gehen. Das zieht sich ja auch schon eine ganze Weile und damit werden da Wohnungen, relativ kleine Wohnungen entstehen, aber auch ein Gastrobereich im unteren Bereich mit diesem Flugdach, das dann integriert wird. Ja, und Po-pup, du hast es gesagt, ich wusste ja, was auf mich zukommt. Das erstaunt immer wieder die Leute, dass das jetzt schon vorbei ist und dann kommt die Frage, hat das denn nicht funktioniert? Das hat alles funktioniert, so wie es sein sollte, aus den zwölf, sind vierzehn Monate geworden. In Anbetracht der Tatsache, dass jetzt über den Winter sehr gruselig da wird und kalt, habe ich gesagt, da plane ich jetzt nicht bis ins nächste Jahr noch rein um dann in Konkurrenz zu so einem Bauvorhaben zu treten.
Und wie es bei mir weitergeht, das ist tatsächlich völlig unklar. Also für mich war und ist immer wichtig, einen Ort zu finden, an dem diese Ideen in die Umsetzung gehen können. Das ist ja ein sehr vielschichtiges Angebot. Oldenburg hat das gut an – und aufgenommen. Ich bin mir aber gar nicht mal sicher, ob ich eine ähnliche Aktivität wieder in Oldenburg mache oder ob ich beispielsweise an meinen Wohnort Varel zurückkehre, der auch sehr, sehr rege ist, was die Beteiligung angeht. Und für mich natürlich sehr viel einfacher zu erreichen. Aber das muss alles nicht jetzt und sofort sein. Da darf man sich auch ruhig einen Moment Zeit nehmen, um zu gucken. Und dann plane ich eher langfristig. Also diese Pop-up Geschichten sind schön, aber man ist ja auch bei zwölf Monaten oder vierzehn Monaten mehr am Aus – und Umräumen, als dass man wirklich irgendwo statisch vor Ort ist.
Wer sich dafür interessiert, kann ja weiterhin auf deinen Blog gehen, da bist du ja zu erreichen und hast auch immer die neuesten Geschichten parat, wenn sie dann nächstes Jahr passieren. Also auf Frankys Blog einfach mal vorbeischauen und da gibt es dann immer die neuesten Infos und auch vielleicht die neuen Ideen fürs nächste Jahr. Vielen Dank, dass du hier bei unserem Studio warst und vielen Dank, dass du hier in Oldenburg warst dieses Jahr. Das hat auf jeden Fall das Bahnhofsviertel sehr bereichert und belebt und viel Erfolg fürs nächste Jahr. Dankeschön.
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