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Blogbeiträge

Mini Long Covid?

Als erstes vorweg: der Begriff Mini Long Covid kommt nicht von mir. Und ich bin auch sehr zurückhaltend, was die Einordnung und „Diagnose“ angeht. Selbst dies scheint Teil des Themas zu sein und das wird beim Blick auf die Ausführungen von Sascha Lobo deutlich, der den Begriff mit seiner Kolumne prägt: „Auch eine gewisse Furcht, als Hypochonder oder Wichtigtuerin verspottet zu werden, spielt bei nicht schweren Krankheiten und Störungen oft eine Rolle.“ Und weiter: „Es ist zu leicht, als dass man in Sorge wäre oder wirklich darunter litte, …, aber zu präsent, um wegignoriert zu werden.“ Und das bringt es ziemlich gut auf den Punkt: mir geht es gut. Und doch ist da etwas von der lange zurück liegenden Infektion mit Covid zurück geblieben. Etwas, das mich in meinen Möglichkeiten einschränkt, meinen Körper in Anspruch nimmt und mich nicht loslässt. Ein unangenehmes Gefühl und eigentlich möchte man auch nicht so richtig darüber reden.

Mini Long – kurz aber lang

Was stimmt also nicht? Meine Corona-Infektion kam, zwang mich ziemlich in die Knie und blieb. Irgendwie. Ich hatte schon wieder angefangen zu arbeiten, doch immer wieder gab es Tage, an denen nichts ging. Also wirklich nichts. Und dann kam die Atemnot zurück und ein unangenehmes Gefühl in der Herzgegend. Die Tasche fürs Krankenhaus schon gepackt, wurde es an dem betreffenden Abend nach ein paar Stunden langsam besser. Vier Wochen lag die akute Infektion da schon zurück und ich musste um Ostern herum nochmal deutlich kürzer treten. Jetzt, so nach zehn, elf Wochen merke ich immer wieder: da ist eine spürbare körperliche Grenze. Immer wieder greife ich auch nach dem verordneten Spray zum Erweitern der Bronchien. Ganz oft mag ich aber auch gar nicht in die Belastung gehen. Sport im eigentlichen Sinne, kann ich so kaum betreiben. Egal ob im Kletterwald oder beim Joggen: das Signal ist bald, dass es irgendwie nicht geht. Ich zwinge mich nicht, auch weil ich glaube, dass das eine schlechte Idee ist. Und so bin ich auf eine seltsame Art und Weise gleichzeitig erschöpft und sehr ausgeruht. Und vor allen Dingen verhältnismäßig bewegungslos.

Covid – gekommen um zu bleiben

Ich bin vorbelastet in die Auseinandersetzung mit dem Corona-Virus gegangen. Ich war und bin kein Risikopatient, aber seit Oktober letzten Jahres hält mich ein Reizdarmsyndrom in Schach. Das mich, ironischerweise, nicht nur infektanfälliger gemacht hat, sondern oft auch zur Ruhe zwang und körperlich belastend war. Selbst Saunagänge – eigentlich ja entspannend und gut für den gesamten Organismus – haben mich angestrengt und oft Tage danach noch beschäftigt.
Vielleicht ist es nach so langer Zeit und als aktiver Mensch eine besondere Geduldsprobe, jetzt so lange mit Covid zu tun zu haben. Vor allen Dingen die daraus resultierende Isolation hat mich bedrückt. Ich konnte einfach nicht und weil ich nicht konnte, hatte ich keine Möglichkeit in Kontakt zu kommen. Der Krieg in der Ukraine, die anhaltende Pandemie und auch die fast körperlich gespeicherte Erfahrung der letzten beiden Jahre – all das hat mich beschäftigt, ebenso wie die mangelnde Aussicht, wie viel Zeit das alles in Anspruch nehmen würde. Wann und unter welchen Umständen wird das besser? Wann ist es vorbei? Wird es wieder gut?

Im Garten zu arbeiten oder die still liegende Baustelle in Angriff zu nehmen ist manchmal schwierig. Zeitweise fehlte die Energie, um ein bisschen zu harken.

Mini Long Covid

Was hast Du denn jetzt eigentlich, mag sich manch einer fragen. Und wie schlimm ist? Es ist „unfassbar“ wenig und wie man so schön sagt „nicht der Rede wert“. Nicht darüber zu reden, war für mich und scheint für viele andere Betroffene aus verschiedenen Gründen kein guter Impuls zu sein. Die einzelnen Symptome sind wenig gravierend. Es ist die Gesamtheit der Erscheinung und vielleicht auch das ganze drumherum. Und wer will schon heute in ein Corona-Diskussion verwickelt werden. Aber Schweigen ist nicht immer Gold. Je mehr ich mich öffne, umso klarer wird mir, wie schlimm die Situation tatsächlich für mich ist. Und viele andere berichten von ganz ähnlichen, unbegreiflichen Gesundheitszuständen. Das macht mürbe und auf Dauer auch unzufrieden und wirkt sich zusätzlich negativ aus. Nicht in Bewegung zu kommen, ist auf Dauer kein guter Zustand. Weil ein gesundes Maß an Aktivität ja nicht nur den Körper, sondern auch den Geist befreit. Ich kann schon seit Monaten nur in wenigen Momenten „den Kopf frei kriegen“.

Edit: eine interessante Ergänzung erscheint mir die aktuellen Stellungnahme des Expertenrates der Bundesregierung in diesem Zusammenhang.

Mittlerweile verschiebt sich sogar mein Schlafrhythmus. Bin ich zu Beginn der akuten Erkrankung immer wieder auch tagsüber in tiefen Schlaf gefallen, kann ich jetzt oft schlecht einschlafen oder werde regelrecht zum Nachtschwärmer.