Ich schreibe ein Buch. Ich hatte nie vor ein Buch zu schreiben und selbst wenn jemand mal den Vorschlag machte, tat ich das lächelnd ab. Und doch hat mich die Idee ein Buch zu schreiben so angesprungen, dass ich jetzt nicht mehr davon lassen kann. Kennt ihr das? Ich glaube es wird eine echte Herausforderung und wegen der Ernsthaftigkeit kam auch bald die Verunsicherung, die Angst zu scheitern. Ein gutes Zeichen finde ich. In den letzten Tagen habe ich dann meine Fühler ausgestreckt, mit mir bekannten Autoren und Aktiven gesprochen und mit einem Lektoren. Selbst Kontakt zu einer Übersetzerin habe ich schon aufgenommen, weil ich glaube das eine Übersetzung ins Englische Sinn macht. Und das Thema des Buches wird sicher „special interest“. Ich möchte eine unterschiedliche Verbindungen schaffen. Zwischen verschiedenen persönlichen Erfahrungen und Recherchen und auch zwischen (rad-)planerischen Aspekten und Mensch zentrierter Entwicklung . Das wird kein Kassenschlager, das ist mir bewusst, Das wird ein Herzensprojekt. Das ist wichtig sich vor Augen zu halten. Und auch dass ich glaube einen Beitrag leisten zu können.
Why We Cycle
Den entscheidenden Anstoß hat ein Film gegeben. Ich war auf die Dokumentation „Why We Cycle“ schon vor einiger Zeit aufmerksam geworden. Ein Film, der in Holland in den Kinos rauf und runter lief und der den Holländern erklärt, warum Radfahren so etwas besonders sein soll. In Holland kam ich nicht ins Kino und in Deutschland fand ich keine Aufführung. Hatte sogar schon den Plan gefasst, ihn selbst im Rahmen einer Veranstaltung aufzuführen. Und jetzt ist er bei Vimeo für kleines Geld verfügbar. Und mehr noch als das Buch „Building the Cycling City“ von Melissa und Chris Bruntlett, hat mich dieser Film in den Bann gezogen. Als er zu Ende war, dachte ich: ich kann ein Buch schreiben mit dem Titel „Why we don´t cycle“. Ich habe über die Jahre so viele Dinge ausprobiert, begleitet, Erfahrungen gesammelt und vor allen Dingen viel über Mensch zentrierte Entwicklung gelernt, dass ich glaube etwas entschlüsseln und beitragen zu können. Mittlerweile glaube ich, ich muss auch noch weiter „forschen“, aber die Idee gewinnt an Kontur.
Buch-Titel: Life Cycle
„Warum wir nicht Rad fahren“ ist natürlich kein Buchtitel. Es taugt nicht einmal als Arbeitstitel für ein Buch, sondern nur als Idee dahinter. Und vor allen Dingen will ich nicht in der Negativität gefangen werden. Ich habe mich mein Leben lang mit Fahrrädern beschäftigt und dachte immer, es ginge dabei um Test & Technik. Aber das hat mich in Wirklichkeit gar nicht interessiert, sondern alles drumherum. Die Begeisterung am Radfahren, das gemeinsame Erleben, Bewegung und die Begegnungen. Beim Sport ebenso wie im Alltäglichen. Das hat auch nur bedingt mit Radverkehr und dessen Planung zu tun. Und doch habe ich auch dort nach Lösungen gesucht. Weil wohl auch hier ein Teil der Antwort liegt. Wie gerne würde ich in meiner Heimat so wie der Blogger Mark Wagenbuur (bicycledutch.nl) in seiner Heimatstadt Utrecht erleben, wie sich über Jahrzehnte Veränderungen vollziehen. Aber leider verändert sich nichts. Seit über 40 Jahren bin ich mit dem Rad unterwegs und alles zieht sich wie ein Kaugummi. Sitze dann Stunde um Stunde auf einer Brücke in Kopenhagen und freue mich über Frauen, Kinder, Jugendliche, Arbeiter, Angestellte und viele mehr in einem nicht enden wollenden Strom von Radlern. Sehnsüchtig und ich verstehe es nicht: warum fahren hier mehr Frauen als Männer Rad und in Deutschland (und anderswo auf der Welt) gilt Radfahren als gefährlich.
Cycle Dutch
In den Niederlanden ist also etwas anders und auch in Dänemark, insbesondere in Kopenhagen. Die Bruntletts haben sich dieser Thematik in ihrem Buch angenommen und zum Beispiel auch Vergleiche zu Vancouver, New York und anderen großen Städten gezogen. Sie schreiben jetzt ihr zweites Buch. Letzte Woche fand ein erster weltweiter digitaler Fahrradkongress statt. Im Rahmen von „Digital Worldbike“ kam „Fietsprofessor“ Marco te Brömmelstroet zu Wort, der auch im Film „Why We Cycle“ für mich entscheidende Hinweise auf die Zusammenhänge gibt. Liz Canning widmet in ihrem Crowfounding-Film „Motherload“ (ebenfalls bei Vimeo) dem spirituellen und körperlichen Aspekt des Radfahrens viel Raum. Und darüber hinaus den Themen Gleichberechtigung und Emanzipation. Ich habe angefangen zu schreiben und ich höre so schnell nicht wieder auf.