Es ist Samstagabend und ich bin noch einmal ans Wasser gefahren. Der Tag war wolkig und ein wenig regnerisch. Es ist warm und ein spätsommerliches Gewitter liegt in der Luft. Bin dann am Dangaster Strand und über dem Jadebusen türmen sich unfassbar schöne und spannende Wolkentürme auf. Das Gewitter entlädt sich über dem Norden der Meeresbucht. Die Formationen verändern sich nahezu minütlich. Komme mit dem Fotografieren gar nicht hinterher. Mal erhellt die untergehende Sonne den Horizont mit ihrem orangeroten Licht und dann wieder schiebt sich ein schwarzer Trichter vor den hellen Horizont und es scheint frühzeitig Nacht zu werden.
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In diesen Tagen im August, gehe ich – wann immer es des Hochwasser zulässt – schwimmen, setze mich aufs Rad und radle zum Vareler Hafen oder weiter nach Dangast; atme die frische Luft über den Feldern und Wiesen, die die bevorstehenden Ernte bereits erahnen lässt. Ich mache lange Spaziergänge, bevor die Dunkelheit über die Bäume und Häuser hereinfällt. Die Schwalben scheinen ständige Begleiter – wenn ich an der Schleuse schwimme sind sie dicht über der Wasseroberfläche. Wenn ich radfahre oder laufe, schwirren sie mir über den Kopf und durch die Wipfel der Bäume. Ein ereignisreicher Sommer neigt sich dem Ende zu und nach unruhigen Monaten komme ich wieder zu Hause an. Und es ist schön hier zu sein.
Nachts ist es still und dunkel
Nach meiner Rückkehr aus New York, hatte ich ja schon geschrieben was man hier erleben kann. Wie anders es hier ist in meiner Heimat. Stille ist ebenso dabei wie dunkle Nächte, in denen man die Sterne sehen kann und die Luft frisch ist. Und man das Gefühl hat, man könne die Landschaft samt Meer und Bäumen einatmen und in seinen Lungenflügeln speichern. Im ersten Moment der Rückkehr habe ich gedacht, es läge an dem starken Kontrast. Aber es ist mehr dahinter: dieser Landstrich hält etwas bereit, was meiner Seele gut tut. Ich mag das wuselige Leben in der Großstadt, die vielen Kontakte, Geschichten und die Intensität des sozialen Lebens einer Metropole. Und die spontanen Ausflüge hier mag ich auch – ans Wasser, durch Wälder und über Wiesen und Felder. Wie habe ich es vermisst, im Meer schwimmen zu gehen. Den Wind in den Bäumen, die Weite über den Äckern. Mittlerweile sind die ersten Maisfelder abgeerntet und dort wo eben noch ein schmaler Gang mannshoch gesäumt war, hat man jetzt wieder freien Blick bis zum Horizont.
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Zu Hause ankommen
Das war ein spannendes und abwechslungsreiches Jahr bislang. Und zwar in vielerlei Hinsicht. Die Wochen in New York waren dabei sicher entscheidend. Aber auch sonst ist viel passiert – vieles davon vor der heimischen Kulisse des Oldenburger Landes und Ostfrieslands. Wir waren erneut mit dem E-Lastenrad auf Tour in der Region und das nächste Barcamp in Dangast steht vor der Tür. Über unsere Arbeit ist sogar ein Film entstanden. Ich habe für einige Monate in einer Wohngemeinschaft in meiner Heimatstadt Oldenburg und wir als Paar in einer Fernbeziehung gelebt. Ich habe mich und meine innere Mitte noch einmal ganz anders kennen gelernt. Und erlebe auch die Region in der ich lebe und arbeite auf eine ganz neue Art und Weise. Vielleicht muss man manchmal weggehen, wieder kommen und Dinge ganz anders und neu machen, um das schätzen und bewerten zu können was einen tagtäglich umgibt.
Die Tage werden kürzer
Ich gebe zu: ich mag es nicht, wenn die Tage kürzer werden. Im Moment erleuchtet morgens wie abends oft die Sonne den Horizont. Manchmal purpurrot am Abend hinter dem Haus. Oder am Morgen strahlend hell, wenn der Nebel noch über den Wiesen und in den Bäumen hängt. Dann ist die Luft kalt und feucht und ich denke daran, dass dies die Vorboten kurzer, dunkler Tage sind. Dann besinne ich mich und genieße den Moment. Es ist Mitte September und ich war heute viel draußen – mit dem Rad am Meer, bin geschwommen und wir haben unter imposanten Wolken im Mondschein Lagefeuer gemacht. Innere und äußere Ruhe breitet sich aus und wo hat man diesen Luxus sonst auf so einfache Art und Weise?