Gut eine Woche waren wir mit Elektro E-Bikes unterwegs. Eine durchaus bemerkenswerte Aktion, deren Erfolg erst im Rückblick wirklich greifbar wird. Wie man an den Followern und der Interaktion auf der entsprechenden Projektseite nachvollziehen kann (siehe unten). Aber das ist eine andere Geschichte. Ich will hier von meinen Erfahrungen beim Fahren und mit den Rädern selbst berichten. Wie gewohnt nicht mit dem Schwerpunkt Technik, sondern eher aus einer spezifischen Nutzersicht. Und ich kann schon vorweg nehmen: der Effekt nach der Tour war für mich tatsächlich am bemerkenswertesten und hatte nichts mit dem E-Antrieb zu tun.
E-Transporter von der Stange
Elektrische unterstützte Transporträder sind beileibe nichts Neues. Aber sie erleben gerade im urbanen Raum derzeit einen regelrechten Höhenflug. Ich muss zugeben: bis zu den ersten Testläufen für die Tour bin ich selbst nie E-Transporter gefahren. Und so haben ich erst jetzt frisch die Erfahrung gemacht, regelmäßig – in diesem Fall täglich – mit solch einem Rad zu fahren und sogar längere Strecken zurück zu legen. Die längste Tagestour bei unserem Ritt über die Ostfriesische Halbinsel lag bei gut 40 Kilometern. Nichts, was einen Tourenradler vom Hocker reißt. Aber doch eine Größenordnung, die es erlaubt, sich ein Urteil bilden zu dürfen. Die Räder die wir eingesetzt haben, waren von Riese&Müller. Ein deutscher Hersteller, der auf den E-Transportbike-Zug aufgesprungen ist und solide Räder in Serie anbietet. Erster Eindruck: nicht Highend in Sachen Ausstattung und Ingenieurskunst, aber gut verarbeitetete und einsatzbereite Räder.
Packster und Load
Wir haben uns entschieden, zwei unterschiedliche Modelle auf die Reise zu schicken. Das Load ist vollgefedert und neongelb. Das Packster kommt in Ausstattung und Optik etwas zurückhaltender daher. Beide haben ordentlich Zuladungskapazität. Aber vor Beginn der Reise stellt sich dann doch die Frage: wie bekommen wir alles mit? Wie befestigen wir die Ladung und wie wird sich das auf das Fahrverhalten auswirken. Letztlich findet sich für alles eine Lösung. Fotoausrüstung, Drohne usw. finden in wasserdichten Boxen im Load ihren Platz. Schwierig zu befestigen wegen der dicken Rohre, aber ein Gepäcknetz hilft. Schlafsachen, Zelte und Iosmatten nimmt das Packster auf. Und zwar in Standard Fahrradtaschen, die mit Hilfe von Spanngummis gut am Rad fixiert werden können. Es kann losgehen…
Vollbepackt an der Küste
Beladen fahren sich beide Räder noch besser als ohne Zuladung. Der Schwerpunkt liegt schön tief. An freihändig fahren ist allerdings nicht wirklich zu denken. Und immer dann wenn es anfängt Spaß zu machen, steigt der Motor aus: die Pedelecs unterstützen wie vorgesehen bis 25 km/h. Danach tritt man gegen das Gewicht des Rades, der Ladung und wohl auch den Motorwiderstand an. Trotzdem erwischen wir uns oft genug dabei, wie wir jenseits dieser Geschwindigkeitsgrenze unterwegs sind. Die Räder laufen gut und vor allen Dingen geradeaus. Ein angenehmer Fahrspaß. Und das auch auf Strecke. Bereits in der Stadt beim Test, hatte ich mich bald gefragt, warum man überhaupt noch Auto fahren sollte. Doch selbst bei längeren Strecken über Land, bei Wind und teils heftigem Regen, hat man ein angenehmes Fahrgefühl. Und es spielt tatsächlich kaum eine Rolle, woher der Wind gerade weht.
Steigungen und Wind trotzen
Es ist erstaunlich: es spielt tatsächlich rückblickend eine untergeordnete Rolle, ob der Wind uns ins Gesicht blies oder wir einer Autobahnbrücke bzw. den Deich erklommen. Das, was Dir sonst vielleicht den letzten Nerv raubt wird jetzt aus dem 500 Watt Akku eingespeist. Dabei hatten wir tatsächlich Wind genug. Ob es wirklich die angekündigten Sturmböen waren, kann ich nicht beurteilen. Und vom Regen wurden wir drei Tage lang eben nur nass und nicht entmutigt. Und waren dann dennoch stets guter Dinge. Ich wiederhole mich, aber das was mir sonst manchmal doch das Radeln vermiest und die letzte Energie raubt, kommt auf dem E-Transporter aus dem Stromspeicher.
Erstaunlicher Effekt zu Hause
Die E-Biketour durch Ostfriesland liegt jetzt schon ein paar Tage zurück. Aber erst heute habe ich wieder auf einem „normalen“ Rad gesessen. Ohne E-Antrieb und kein Transporter. Zu verlockend war die Tage die Nutzung der geliehenen Bikes. Nun gut, unproblematisch war das Fehlen der Unterstützung. Das merkt man nach so kurzer Zeit nicht. Langfristig kann ich mir schon vorstellen, dass der natürliche Trainingseffekt beim Anfahren und eben bei Gegenwind und bergauf verloren geht. Jemand Erfahrungen?
Viel erstaunlicher war für mich das Gefühl, als stimme etwas mit meinem Bike nicht. Bin sogar abgestiegen, um zu schauen ob der Rahmen oder die Gabel gebrochen ist. Denn der Umstieg vom langen Transporter mit indirekter Lenker auf das kurze sportliche Rad war echt komisch. Auch hier würde mich interessieren, ob jemand ähnliche Erfahrungen mit Bullit, Longjohn und Co. gemacht hat.
Mein Fazit nach rund zwei Wochen unterschiedlicher E-Transportraderfahrung in Stadt und Land: unbedingt empfehlenswert. Ob es genau diese Räder sein müssen, welches der beiden und ob man das Geld investieren will, muss dann jeder für sich entscheiden. Eine echte Alternative zu einem Kleinwagen ist der E-Transporter aus meiner Sicht auf jeden Fall. „Die kosten ja so viel wie ein Auto“ war ein Kommentar. Ja. aber mit einem Auto kannst Du nicht Fahrrad fahren 😉
Unsere E-Biketour ist auf Facebook dokumentiert https://www.facebook.com/energie.vernetzen/
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