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Blogbeiträge / Magazin

BÜPPELMANIA – Bikepolo

Wo ist denn dieses Büppels? Zugegeben, die Frage kam nicht aus dem Kreise der Bikepolo-Community. Der Ortsname löst wohl bei fast jedem etwas aus. Ein kleiner Ort vor den Toren einer Kleinstadt. Eine Handvoll Menschen, denen keiner gesagt hatte, dass der Trendsport Bikepolo irgendwie mit Fixie-Szene, Großstadt und Messengern (den Radkurieren, nicht den digitalen Anwendungen) zu tun hat, fangen einfach an zu spielen. An einem Sonntagnachmittag rund um Ostern 2010. Und jetzt Jahre später findet zum fünften Mal die „Büppelmania“, ein internationales Bikepoloturnier statt. Alle freuen sich, keinen wundert´s und doch ist dies eine bemerkenswerte Geschichte. Eine Geschichte davon, dass so etwas wie „Bike-Culture“ nicht nur in der Großstadt, sondern auch auf dem Dorf statt finden kann. Und über die verbindende Wirkung des digitalen, sozialen Netzwerks.

Weggebüppelt

Manche nennen sich Kurt. Und werden „weggebüppelt“. Der Ortsname Büppel (nicht Büppels – das ist eine unzulässige Verunglimpfung) wurde schnell zum Programm. Es war der Hartplatz der örtlichen Grundschule, auf dem das erste Mal die Schläger geschwungen wurden. Im Schatten eines Backsteingebäudes, dass vor nicht einmal einhundert Jahren irgendwie vom örtlichen Ziegeleibesitzer finanziert wurde. In einem Dorf mit rund 2.500 Einwohnern, vor den Toren einer Stadt die auch nur insgesamt 25.000 Bürger hat. Ein „Kaff“ würde man sagen, irgendwo am Rande der Republik und nur wenige Kilometer von der Nordsee entfernt. Hier haben wir Holzschläger zusammen gebaut und auf verschiedene Bälle eingeschlagen. Die meisten gingen kaputt. Erst später haben wir die gängige Streethockey-Variante für uns entdeckt. Da hatten wir auch schon bessere Schläger und zarte Kontakte in die „Community“: das waren zu diesem Zeitpunkt wohl rund 200 Spieler in Deutschland. Im nahen europäischen Ausland vielleicht noch einmal so viele.

Erste Turniere in Büppel

Bereits 2011 wurde ein erstes eigenes Turnier ausgerichtet. Mit gehörigem Respektdsci6180 vor den anderen Spielern und noch geringer Beteiligung. Im gleichen Jahr eine eigene Mannschaft auf der Deutschen Meisterschaft in Hannover. Im Jahr 2012 waren es dann drei(!) Büppeler Teams. Väter und Söhne, die in der unangepassten und jungen Bikepologemeinschaft auffielen. Nicht nur wegen der Altersunterschiede und des ländlichen Ursprungs (der Ursprünglichkeit). Aber die Bikepolo-Familie ist anschlussfähig. Beiderseitig. Genau genommen mehr als das: die Trendsport-Community ist weltoffen und kommunikativ und das Gegenteil von nationalistisch. Oder habt ihr schon einmal nationale Meisterschaften im Sport erlebt, wo die Nationalität der Spieler eine untergeordnete Rolle gespielt hätte? Die weltoffene und liberale, internationale Pologemeinschaft bildet vieles ab, was sich m. E. im Netz an Positivem entwickelt: Offenheit in Hinblick auf Herkunft, Geschlecht, sexuelle Orientierung, Status.

Büppelmania wird Kult

Diese Gemeinschaft haben wir zu „zu uns aufs Dorf“ eingeladen. Und sie sind gekommen. Es war ein Wochenende Anfang Dezember 2012, es hatte zentimeterhoch geschneit, was die Anreise nicht gerade einfacher machte. Und sie kamen aus ganz Deutschland. Hannover, Hamburg, Nürnberg, Berlin und aus Belgien, Polen, Tschechien… Das, was noch vor Kurzem unvorstellbar war, war jetzt Realität: die kleine, vor allen Dingen digital vernetzte Gemeinschaft, hatte sich in einer Mehrzweckhalle in Varel „materialisiert“ und spielte an zwei Tagen die erste „Büppelmania“ aus. Draußen war es meist dunkel, der Schnee hüllte uns ein und drinnen wurde gespielt, gelacht und gefeiert. Die Welt zu Gast bei diesen Vätern und Söhnen (samt Töchtern und Müttern). Eine große Familie und ein unglaubliches Ereignis. Ich hatte nicht zu hoffen gewagt, dass sich das wiederholen ließe. Und habe jeden Moment ausgekostet.

Und das tue ich seither jedes Jahr aufs Neue: denn im Februar steht die fünfte Büppelmania vor der Tür. Sie ist so etwas wie der heimliche Saisonstart der Szene. Nirgendwo sonst konnte so regelmäßig und beständig eine Indoor-Veranstaltung etabliert werden. Das internationale Interesse hat sich sogar noch verstärkt. Regelmäßig bevölkern Spieler aus ganz Europa die Vareler Weberei (so heißt der Veranstaltungsort) und machen den kleinen Ort zu einem Siedepunkt dessen, was sich sonst an vielen Orten und im digitalen Netz abspielt. Für mich ein Paradebeispiel dafür, was heute – ganz ohne sportliche Verbands- und Ligastrukturen – mit den Möglichkeiten des digitalen, sozialen Netzwerks möglich ist. Da treffen sich Menschen, unterschiedlicher Herkunft, frei von Statusdenken und -allüren, ohne vernichtende Vorurteile und lassen etwas entstehen. Etwas, dass vielleicht so in der Vergangenheit unmöglich gewesen wäre.

Büppelmania, 04. und 05. Februar 2017, Alte Weberei Varel
http://bikepolocalendar.com/event/buppelmania-2017/

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