Entstanden sei die Idee auf einer Weihnachtsfeier, erläutert einer der Beteiligten, als wir den Flugzeugzulieferer APWorks bei München besuchen. Und damit beantwortet sich auch die Frage, warum man ein Motorrad aus dem 3-Drucker herstellen sollte: weil man es kann. Was aus einer Laune heraus entstand, ist ein formschönes superleichtes Aluminium-Motorrad geworden. Lediglich 35 Kilogramm bringt das Geschoss auf die Waage. Und ist damit kaum schwerer als ein klassische E-Bike. Aber vor allen Dingen finde ich es richtig schick.
3-D Druck
Hinter uns in der Werkhalle stehen meterhohe Drucker. Durch die Scheiben in der Tür kann man erkennen, wie beim 3-D-Druck Schicht für Schicht aufgebracht wird. In diesem Fall ist das Ausgangsmaterial Aluminiumpulver, dass mit einem geeigneten Kleber verbunden wird. Aber auch viele andere Werkstoffe lassen sich auf diese Art und Weise verarbeiten, z. B. auch Titan.
Was man beim 3-D-Druck erreicht, sind vorzugsweise Formen, die auf andere Art und Weise – z. B. durch schweißen oder gießen – gar nicht oder nur sehr aufwändig herstellbar wären. Prototyopen wie der „Lightrider“ der nur in kleiner Stückzahl aufgelegt wurde, oder Leichtbauteile.
Leicht und stabil
Man kann an der Formgebung der Bauteile erkennen, was mit dem Druckverfahren möglich ist. Letztlich können von einer Gesamtform am Computer die wesentlichen, stabilisierenden Elemente errechnet werden. Den Rest „radiert“ man einfach aus. Fertig ist nach zwei Tagen Druckvorgang das Leichtbaumotorrad. Wäre da nicht die Begrenzung in der Größe: die meterhohen Drucker erstellen vergleichsweise kleine Teile. Das Motorrad kommt nicht aus einem Stück aus der Fertigung – die einzelnen kleineren Bauteile müssen miteinander verbunden werden. Es entstehen wenig schöne Verbindungsnähte, um die einzelnen 3-Drucke zu einem Rahmen zu verbinden. Auch vor dem Hintergrund des Preises der Kleinserie von rund 50.000 Euro pro Bike ein Hinweis auf den prototypischen Charakter. Der 6 kW Elektromotor beschleunigt den Lightrider auf rund 80 Stundenkilometer. Der Akku soll für 60 Kilometer reichen. Randnotizen, der Vollständigkeit halber.
Mein eigenes Bike aus dem Drucker
Ich spinn´ einmal: wenn ich in
Zukunft meinen eigenen Fahrradrahmen konstruieren und optimieren will, setze ich mich an den Rechner. Ich gebe Parameter und Bauform ein und optimiere das Gefährt auf Stabilität und Leichtigkeit. Mit der fertigen Druckdatei gehe ich zum „Copy-Shop“ um die Ecke (erinnert sich noch jemand daran, dass man früher Farbausdrucke in solchen Dienstleistungszentren erstellt hat?) und lasse die Einzelteile ausdrucken. Alu oder Titan? Nach ein bis zwei Arbeitstagen kann ich den Bausatz abholen und zusammen fügen lassen. Ein Einzelstück nach meinen Vorstellungen wird fertig gestellt. Denn genau dafür sind 3-D-Drucker gut – komplexe Einzelanfertigungen, Prototypen. Kein Mensch würde ein einfaches, rechteckiges Bauteil im 3-D- Druck erstellen. Schon heut
e haben Künstler das Verfahren für sich entdeckt. Ist es doch möglich die unmöglichsten Formen zu geringen Stückkosten anzufertigen.
Die Fertigungsdatei lade ich ins Internet hoch. Vielleicht will sich jemand etwas Ähnliches drucken. In einer Sharing-Economy ja nichts Ungewöhnliches. Da jeder für sich selbst etwas herstellt, entfallen auch Herstellerhaftung sowie teure und aufwendige Zulassungsverfahren usw. Rauf aufs Bike und los geradelt.
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