Nach dem Unfall mit einem Erdgasfahrzeug, bei dem die korrodierten Tanks schuld waren, muss man sich jetzt quasi entschuldigen, wenn man Erdgas tanken will. Letzthin bekam ich mit Hinweis auf den Vorfall gar keinen Kraftstoff – obwohl unser Bus nicht einmal zu den als möglichen gefährdeten VW Typen gehört. Auch dass die Tanks im Innenraum liegen und dort sicher nicht korrodieren hat nicht zur Einsicht beim Stationsleiter der Tankstelle geführt. Die Mineralölkonzerne – nach meiner Erfahrung allen voran ARAL – nutzen das Ganze für sich, um Unsicherheit zu schüren. Warum mich das ärgert? Weil fest gefahrene Strukturen betoniert werden. Nur damit sich nichts ändert. Das passiert immer wieder und so lange wir dabei zugucken und nicht bewusst nach Alternativen suchen und diese dann auch wählen, werden diese nur Nischen bedienen und die dringend erforderliche Verkehrswende bleibt aus.
Als wäre nichts passiert
Eigentlich sollte der Vorfall mit dem Erdgasfahrzeug nicht für viel Aufmerksamkeit sorgen. Ist ja nicht so, dass mit Benzinfahrzeugen in 100 Jahren nicht auch genug Unfälle passiert wären. Aber man hat gleich gemerkt: hier ist irgendetwas anders. Gleich von Beginn an, wurde bewusst die Unsicherheit geschürt, die – in diesem Fall – Erdgas als Kraftstoff entgegen gebracht wird. Und zwar von den Mineralölkonzernen, denen das Business mit dem umweltfreundlicheren Treibstoff, an dem sie nichts verdienen, ein Dorn im Auge ist. Macht doch nichts, könnte man meinen. Wir wollen ja nicht nur weg vom Öl, sondern von allen fossilen Brennstoffen. Also letztlich auch vom Gas. Ein Thema weniger. Und ich sage: Stopp!
Gefühlte Unsicherheit
Das was da passiert ist immer dasselbe Spiel. Alles, was neu ist, scheint tendenziell unsicher. Alles, was anders ist, wird gerne von vorneherein in Zweifel gezogen. Soweit so schlecht, aber so ist das nun einmal. Änderungen (auch zum Positiven) werden so aber Keim erstickt. Ein Beispiel? Radfahren ohne Helm ist in der öffentlichen Wahrnehmung quasi Selbstmord. Ich sage: die subjektiv empfundene Unsicherheit im Straßenverkehr wird bewusst genutzt, um Stimmung gegen Radverkehr zu machen. Eine Frage der Zeit, bis Batterie betriebene Fahrzeuge – und zwar egal ob E-Bikes oder E-Autos – ähnlich wie jetzt Erdgas als Kraftstoff aufgrund von Unfällen mit den Batterien in ein schlechtes Licht gerückt werden.
Auf einmal ist alles anders
Sonntagmorgen. November 2016. Zwölf Zapfsäulen mit Erdgas und alle sind besetzt. Dahinter stehen Fahrzeuge in Schlangen und warten darauf, auch die günstige Alternative tanken zu dürfen. Ich träume nicht: ich bin in Italien. Außer meinem Bus handelt es sich bei allen anderen Fahrzeugen um serienmäßig ausgestattete Fiat.
Ich blicke an meinem Fahrzeug hininter und wundere mich über die bemerkenswerte Konstruktion der „Zapfpistole“ (siehe Bild). Sieht irgendwie „gebastelt“ aus und bei dem Gedanken, dass ich das als unsicher empfinde, muss ich schon fast schmunzeln. Auch ich kann mich nicht davon frei machen, nach Unsicherheiten zu suchen und böses zu erahnen. Mit Helm fahre ich aber trotzdem nicht. Und bei ARAL tanke ich schon gar nicht mehr
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