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A Giant Cheerio – Reise per Rad ins Ungewisse

Einfach mit dem Rad losfahren, ohne konkretes Ziel, ohne Plan und ohne eigentlichen Anlass. In die Pedale treten, den Tag auf sich zukommen lassen und sich zuletzt nur noch um einen Schlafplatz kümmern und zwar dort, wo einen die Reise an diesem Tag hingeführt hat. Sich der Bewegung und einer neuen, unspektakulären Routine hingeben und darin aufgehen und nicht wieder damit aufhören wollen. Wer macht das schon? Und wer träumt nicht heimlich davon? Sicherlich niemand, der vorher wenig mit Rad fahren am Hut hatte.
Lara ist genau so ein Mensch. Eine junge Frau, die wie aus dem Nichts und aus einem Impuls heraus aufs Rad gestiegen ist, sich mit einem großen Tschüß – einem Giant Cheerio – verabschiedet hat und seitdem unterwegs ist. Von Süddeutschland quer durch Frankreich und  bis nach Spanien und – weil es dort unerwartet kalt wird im Winter –  auf die Kanarischen Inseln. Die dabei  innerhalb kürzester Zeit viel Aufmerksamkeit bekommt. Nicht weil sie es darauf angelegt hat. Es geht ihr nicht darum, etwas zu erreichen. Es passiert einfach. Ich begegne einer schlauen, reflektierten Frau, die nicht so richtig sagen kann oder sagen möchte, wie es dazu kam. Sich aber überzeugt zeigt, dass etwas Gutes daraus wird. 
English version at the bottom of this page

So nah, als wäre man selbst dabei

Der Instagram-Kanal von Lara ist in den letzten Monaten regelrecht explodiert. 13.500 Menschen folgen ihr auf diesem Kanal aktuell und es werden täglich mehr. Kein Wunder – sie lebt nicht nur „den Traum“, wie es ihr in zahlreichen Zuschriften gespiegelt wird – ihre Bilder, Videos, Geschichten und Gedanken sind so super ansprechend und offen, dass man das Gefühl haben darf, selbst ein Teil davon zu sein. „Dabei hatte ich bislang kaum  Socialmedia-Erfahrung und startete einen Account mit 30 Followern,“ gibt Lara unumwunden zu. Eigentlich wollte sie auf ihren Weg nur Familie und Freunde mitnehmen und auf dem Laufenden halten. Und jetzt das.
Im August hat sie sich aufs Fahrrad geschwungen. Dabei ist sie vorher nie sonderlich viel Rad gefahren oder wäre außergewöhnlich sportlich ambitioniert gewesen. Irgendetwas in ihr drängte nach Veränderung und so kam ihr in den Sinn, für ein paar Wochen Rad zu fahren. Der alltägliche Rhythmus, die Bewegung und Unabhängigkeit, gefielen ihr so gut, dass sie nur noch einmal in ihr altes Leben mit Jobs und Studium zurückkehrte. Und zwar um alles hinter sich zu lassen, ihre Sachen zu verkaufen, die Wohnung zu kündigen und ungebunden durchzustarten.

Ohne Ziel, einfach darauf los

Lara trifft einen Nerv. Innerhalb kurzer Zeit folgen ihr viele junge Menschen – überwiegend wohl zwischen Anfang 20 und Mitte 30. Die, so schätzt Lara es ein, vor allen Dingen selbst Sehnsucht nach Freiheit und Unabhängigkeit in sich tragen. In ihren offenen und gut geschriebenen Texten, aber auch in Videobeiträgen, reflektiert Lara ihre eigene Situation und die Nachrichten die sie erhält. Vor allen Dingen, so sagt sie, habe sie die Frustration und Orientierungslosigkeit am Morgen beim Aufwachen nicht mehr ertragen können. Aus den alltäglichen Zwängen auszubrechen und ihr normales Leben hinter sich zu lassen, hat sich als echter Befreiungsschlag erwiesen. Und sie macht Erfahrungen, die sie im Moment und auf Dauer nicht mehr missen möchte. Sie hat das Gefühl, dass das Rad fahren jetzt genau das Richtige ist und Gutes bewirkt. Sie deutet mehr an, als das sie bislang klar ausspricht, dass sie nicht immer nur gute Erfahrungen im Leben gemacht hat. Und sie ringt ein Stück weit mit dem Wunsch und der Möglichkeit ihre Erfahrungen zu teilen und sich selbst einen geschützten, privaten Raum vorzuhalten. „Ich habe mich selbst aus dieser Situation befreit,“ sagt sie. Und möchte ihre Erfahrungen gerne zugänglich machen. „Ich glaube, das andere davon profitieren können und ich selbst hätte mir gewünscht, so eine positive Geschichte zu lesen, damals.“ Dass sie gerne schreibt, merkt man schon beim Lesen der ersten Zeilen im Blog. Und auch, dass sie etwas zu sagen hat. 

Auch im Netz auf den Weg gemacht

Der unerwartete Erfolg auf Instagram führte zum eigenen Blog. Alles nicht so einfach, ohne Erfahrungen, Plan und konkretes Ziel im Netz den eigenen Weg zu finden, meint Lara. Auch die dazugehörigen Storys und Beiträge sind unterhaltsam und sehr witzig.  So habe ich auch geguckt, als ich die ersten Tage mit WordPress gerungen habe. Dass sie es nicht darauf angelegt hat, sich öffentlich darzustellen, hatte ich ja geschrieben. Der große Abschied – Giant Cheerio – hat entsprechend nichts mit dem Rad zu tun, auf dem sie fährt. Lara hat keinen Sponsor, möchte sich selbst treu bleiben und nicht am Fuße eines Hügels einen Haferriegel in die Kamera halten und beteuern, dass sie nur mit dessen Hilfe die Höhen bezwingt. Und doch möchte sie lernen und aus der Geschichte etwas entwickeln, vielleicht auf diese Art und Weise Geld verdienen. Weil Lara nicht geplant hatte, einfach darauf los zu radeln, hat sie dafür auch keine Rücklagen geschafft. Und ist überzeugt, dass sie sich überall auf der Welt helfen kann, Arbeit findet und über die Runden kommt. Nein, sagt sie, Zukunftsangst habe sie nicht.
Und alleine ist sie auch nicht. Immer wieder trifft sie andere Radfahrer, mit denen sie einen Teil des Weges zurücklegt. Und durch die Reichweite im Netz, hat sie viele Kontakte. Mittlerweile müsse sie sich fast einen Plan machen, weil das Bearbeiten, Schneiden und Hochladen der Beiträge durchaus Zeit in Anspruch nimmt. Aber es macht ihr Spaß und das merkt man dem Content auch an. Wohin die Reise geht – im Netz und auch im realen Leben auf dem Rad – man weiß es nicht. Überwintern wird Lara zunächst auf Teneriffa, sich vielleicht zwischenzeitlich häuslich einrichten und dann wieder durchstarten, Rad fahren und am Strand übernachten. Hauptsache das Gefühl am Morgen ist das richtige. 

Hier geht es zu Laras Instagram-Profil.
Und hier findet Ihr Laras Blog.
Und über den eingebetteten Link unten kommt ihr auf das YouTube-Profil.

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English Version – Giant Cheerio

Simply set off on your bike, without a specific destination, without a plan and without an actual reason. Pedal, let the day come to you and finally only worry about a place to sleep and where the journey has taken you that day. Surrendering to the movement and a new, unspectacular routine and getting absorbed in it and not wanting to stop again. Who does that? And who doesn’t secretly dream about it? Certainly no one who had little to do with cycling before.
Lara is just such a person. A young woman who, as if out of nowhere and on impulse, got on her bike, said goodbye with a big bye – a Giant Cheerio – and has been on the road ever since. From southern Germany across France and to Spain and – because it gets unexpectedly cold there in winter – to the Canary Islands. She gets a lot of attention within a very short time. Not because she has set out to do so. It’s not about achieving anything. It just happens. I meet a smart, reflective woman who can’t really say or doesn’t want to say how it happened. But she is convinced that something good will come of it.

As if you were there with her

Lara’s Instagram channel has really exploded in recent months. 13,500 people currently follow her on this channel, and the number is growing every day. It’s no wonder – she’s not just „living the dream,“ as she’s been mirrored in numerous posts – her pictures, videos, stories and thoughts are so super appealing and open minded that you can’t help but feel like you’re a part of it yourself. „Yet I had hardly any social media experience so far and started an account with 30 followers,“ Lara admits. Actually, she only wanted to take family and friends along on her journey and keep them up to date. And now this.
In August, she got on her bike. She had never ridden a bike very much before, nor had she ever been particularly ambitious in terms of sports. Something in her urged for change and so it occurred to her to go cycling for a few weeks. The everyday rhythm, the movement and independence, appealed to her so much that she returned to her old life of jobs and studies only once. And that was to leave everything behind, sell her things, quit her apartment and start out unbound.

Just start

Lara hits a nerve. Within a short period of time, many young people follow her – most of them between their early 20s and mid-30s – who, according to Lara, have a longing for freedom and independence. In her open and well-written texts, but also in video contributions, Lara reflects on her own situation and the messages she receives. Above all, she says, she could no longer bear the frustration and disorientation in the morning when she woke up. Breaking out of her everyday constraints and leaving her normal life behind has proven to be a real liberating blow. And she is having experiences that she wouldn’t want to miss at the moment or in the long run. She feels that riding a bike now is just the right thing to do and is doing good things. She hints more than she clearly states so far that she has not always had only good experiences in life. And she wrestles a bit with the desire and possibility of sharing her experiences and holding out a protected, private space for herself. „I got myself out of that situation,“ she says. And would like to make her experiences accessible. „I believe that others can benefit from it, and I myself would have liked to read such a positive story, back then.“ That she enjoys writing is evident from reading the first lines in the blog. And also that she has something to say.

Even on the internet

The unexpected success on Instagram led to her own blog. It’s not easy to find your own way on the web without experience, a plan and a concrete goal, says Lara. The associated stories and posts are also entertaining and very funny. That’s how I looked when I wrestled with WordPress for the first few days. That she did not set out to present herself publicly, I had written. The big farewell – Giant Cheerio – has accordingly nothing to do with the bike on which she rides. Lara has no sponsor, wants to stay true to herself, and doesn’t want to hold an oat bar up to the camera at the bottom of a hill and affirm that she can only conquer the heights with its help. And yet she wants to learn and develop something from the story, maybe make money that way. Because Lara didn’t plan to just start cycling, she didn’t create any reserves for it. And is convinced that she can help herself anywhere in the world, find work and make ends meet. No, she says, she is not afraid of the future.
And she is not alone either. Time and again, she meets other cyclists with whom she travels part of the way. And thanks to the reach of the network, she has many contacts. In the meantime, she almost has to make a schedule, because editing, cutting and uploading the contributions definitely takes time. But she enjoys it and it shows in the content. Where the journey will take her – on the web and in real life on her bike – you never know. Lara will first spend the winter in Tenerife, maybe settle in at home in the meantime and then take off again, cycling and spending the night on the beach. The main thing is that the feeling in the morning is the right one.