Menu
Radverkehr

Together We Cycle

Der Film Why We Cycle der beiden Regisseure Gertjan Hulster – Arne Gielen hat mich so tief bewegt, dass er den Ausschlag gegeben hat für ein eigenes Buch zu schreiben und zu recherchieren. Jetzt ist ihr neuer Film Together We Cycle erschienen und feiert auf dem Bicycle Film Fest (BFF) online Premiere. Der Film lohnt sich, auch weil BFF Initiator Brendt Barbur es schafft, das Werk in diesen Zeiten mit Kinoflair auszustatten. Wir hatten einen tollen Filmabend mit Kurzfilmen vor dem Hauptfilm, Begrüßung durch den Festivalleiter aus New York und einem intensiven Gespräch zum Film mit den beiden Regisseuren im Anschluss.

Why We Cycle

Why We Cycle ist ein „Must-See“, wenn man sich für Radverkehr und Bike-Culture interessiert. Die Dokumentation gehört zu den Meilensteinen der Aufarbeitung jüngerer Fahrradgeschichte – nicht nur für die Niederlande. Zusammen mit dem Buch Building The Bicycle City, des Autorenpaares Melissa und Chris Bruntlett und auch Liz Cannings Motherload, gehört die Doku zu den Überraschungen der letzten Jahre. Und liefert Erklärungen und Eindrücke, wie ungewöhnlich die Entwicklung in den Niederlanden ist und wie alltäglich Rad fahren demgegenüber empfunden wird.
Der aktuell Film zeigt, dass verschiedene Faktoren und Einflüsse zusammen kamen, dass es alles andere als vorbestimmt war, das sich diese Entwicklungen vollziehen und das sie an vielen verschiedenen Orten im Land unabhängig und doch zeitgleich vonstatten gingen.

Brend Barbur hat vor 20 Jahren unter dem Eindruck eines Fahrrad-Unfalls mit einem Bus das internationale Bicycle Film Festival aus der Taufe gehoben.

Cycle Together

Einer der Schlüsselerkenntnisse für mich war, dass das Rad fahren in den Niederlanden vor allem deswegen so umgewöhnlich ist, weil man es auf diese Art und Weise zur Zeit fast nur dort erleben kann. Ich habe versucht, diesen Zusammenhang in dem Beitrag „Erleben und Bewegung“ zu fassen zu bekommen. Und in der aktuellen Doku gehen verschiedene Interviewpartner auf eben diese Aspekte im Detail ein. Im Kern geht es dabei auch um die Frage: was war zuerst da – die Infrastruktur, oder die Fahrrad-Kultur.
Der Film zeichnet die Entwicklung in den Niederlanden mindestens seit Anfang der 70iger Jahre – eigentlich sogar seit der Nachkriegszeit – nach. Die Ölpreiskrise, die „Stop den Kindermord“-Proteste, Pilotprojekte in Den Haag, Amsterdam, Groningen und Houten, die als quasi autofreie Satelitten-Stadt vor den Toren Utrechts geplant und gebaut wurde.

Bicycle Film Festival

Die Dokumentation greift dabei auf eindrucksvolle historische Filmdokumente zurück. Die Autoren beschreiben die Recherche und die dabei aufgefundenen Originaldokumente im Interview als Schlüsselmomente. Vor allen Dingen die Originaltöne einstmaliger Aktivisten und Menschen auf der Straße ergeben heute mit den aktuellen Stimmen ein spannendes Gesamtbild. Und im gleichen Maße, ergänzen sich die Szenen von damals mit den Filmsequenzen von heute. Mark Wagenbuur, Blogger aus Utrecht kommt zu Wort und bringt es auf den Punkt: es entstehe der Eindruck und selbst viele Niederländer glaubten dies, als sei die Situation schon immer so gewesen. Weil Infrastruktur und Fahrradkultur so allgegenwärtig und selbstverständlich erscheinen. Dabei sei die Entwicklung bis zum heutigen Stand im Wesentlichen in rund zwei Jahrzehnten vollzogen worden.

Tickets für den Film gibt es hier. Er läuft im Rahmen des Bicycle Film Festivals noch bis zum 4. April 2021.