Nachdem wir das Bilberry auf Herz und Nieren getestet haben, steht jetzt ein weiteres Ampler in der Garage. Und das aus einem einfachen Grund: beim Stellar handelt es sich um das aktuelle Damenrad des estnischen Herstellers und meine Freundin Tina hat auch Blut geleckt. Verspricht ein modernes und leichtes, fast unscheinbares E-Bike doch mehr Spaß selbst bei Steigungen, Gegenwind und langen Touren. Bislang waren das genau die Faktoren, die ihren Radius beim Radfahren deutlich begrenzt haben. Nun also mit E. Und was passiert? Schon auf den ersten Kilometern radelt sie der Elektro-Unterstützung davon; das Rad ist so leicht und läuft so gut, dass das Abschalten der E-Unterstützung bei exakt 25 km/h gar nicht auffällt.
Neue Anleitung, neue Werkzeuge
Im Grunde ist am Anfang alles wie immer. Karton wird geliefert – der ist aber kleiner als beim Bilberry, das im Gegenzug die Garage verlässt. Den soliden Bruder habe ich jetzt viele Kilometer gefahren. Immer wieder gerne auch lange tägliche Strecken (16 Kilometer zum Bahnhof und abends wieder zurück). Keine Anmerkungen. Läuft…
Also, der Karton ist deutlich kleiner, die Räder werden kompakter verpackt, der Lenker zum Transport jetzt seitlich am Rahmen fixiert. Auf der Innenseite des Deckels gibt es eine Aufbauanleitung. Die ist witzig und für alle vier aktuellen Modelle abgebildet. Wirklich nötig ist sie m.E. nicht, das meiste versteht sich von selbst: Lenker dran, gerade stellen, Pedale montieren und los geht´s. Neu ist auch das handfestere Werkzeug – es gibt richtige Schraubschlüssel, statt eines flachen Knochens. Inklusive des bemerkenswerten 18ners für die hinteren Achsmuttern.
App und los
Meine Freundin installiert die App auf ihrem Smartphone. Das Fahrrad verbindet sich nicht sofort, aber nach kurzer Zeit kennen sich Anwendung und Ampler und sie kann zur ersten Runde starten. Ihr erstes Eindruck: wow. Nicht mehr und nicht weniger. Das Rad fährt sich leicht und angenehm, die Unterstützung ist sofort und gut spürbar. Einfach gut.
In den kommenden Tagen sind wir viel mit den Ampler-Bikes unterwegs. Kurze Strecken ebenso wie Touren von bis zu 60 Kilometern. Den lustigsten Effekt, habe ich oben schon beschrieben. Wir haben bewusst die Unterstützung bei den klassischen (aber punktgenauen) 25 km/h und 250 Watt belassen. Und in den Momenten, in denen es läuft, merkt Tina keinen Unterschied.
Gangschaltung – wofür eigentlich?
Als wir das erste Mal die neue Konfiguration des Ampler-Damenrads angeschaut haben, war Tina zurückhaltend. Kettenschaltung fuhr sie sonst nicht und fand das auch unnötig. Diese erste Einschätzung hat sich im weiteren Verlauf bestätigt. Klar kann man beim Anfahren auf diese Art und Weise hochschalten. Aber schon bei mäßigen Geschwindigkeiten ist man schnell im größten Gang unterwegs. Vielleicht ist die Übersetzung insgesamt zu gering ausgelegt und die Trittfrequenz ist jenseits der 30 km/h nicht aufrecht zu erhalten. Aber ganz deutlich: die Gangschaltung braucht es aus ihrer Sicht eigentlich nicht.
250 Watt Motivation
Der E-Antrieb erweist sich hingegen als sehr praktisch. Gerade Gegenwind, lange oder kurze Steigungen und ausgedehnte Tourenverläufe lassen auf jedem normalen Rad bei Tina die Motivation rapide sinken. Hier springen jetzt die 250 zusätzlichen Watt ein, wenn es quasi mal nicht so läuft. Ich wage schon nach kurzer Zeit zu prognostizieren: auch bei dieser Nutzerin werden sich die Radkilometer durch den E-Antrieb vervielfachen. Na gut: vielleicht liegt das auch ein bisschen an mir – weil ich so viel und gerne fahre. Aber das nur nebenbei.
Inter-Stellar
Bei Ausstattung und Verarbeitung muss man bei Ampler mittlerweile keine Abstiche machen. Und da macht das Stellar keine Ausnahme. Beim Hawk hatte ich noch Griffe und Sattel bemängelt – hier ist jetzt alles gehobener Standard. Wer mehr will, sollte bei diesem Preis nicht meckern und einfach umrüsten. Natürlich ist das Ampler Stellar ein Rad „von der Stange“. Beim Thema Gangschaltung muss man sich was überlegen, wenn man das wirklich für unnötig hält. Aber auch ein passender Vorbau, ein anderer Lenker usw. muss eigenständig und im Zweifel auf eigene Kosten getauscht werden. Für individuelle Anpassungen ist Estland zu weit weg und ein online erstandenes Rad eben keines vom Fachhändler. Anmerkungen zur Zulassung und Grenzen der Unterstützung z.B. über die für dieses Bike erlaubten 25 km/h hinaus gelten analog zu meinen Ausführungen zum Ampler Hawk. Kurz: man sollte wissen, was man tut.