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Blogbeiträge

Broadcast yourself vs. German „Dünkel“

Das gute alte Wort Dünkel bringt es auf den Punkt, wie der Duden übersetzt: „übertrieben hohe Selbsteinschätzung aufgrund einer vermeintlichen Überlegenheit; Eingebildetheit, Hochmut.“ Jede Form von übertriebener Selbstdarstellung ist mir fremd und umso unangenehmer ist es mir manchmal in der Öffentlichkeit und im Zentrum zu stehen. Und doch habe ich einen Blog, in dem es vor allen Dingen um mich und meine Erfahrungen geht. Wie passt das zusammen? Sind wir nicht alle in der heutigen Zeit aufgefordert, uns mehr oder weniger öffentlich darzustellen? Ich jedenfalls empfinde es mehr und mehr als sinnvoll und notwendig und im Sinne der Vernetzung auch sehr hilfreich. Ein Selbstdarsteller, will ich aber nicht sein.

Kürzlich beim Aufzeichnen eines Podcasts

Als mich ein Freund letzthin als „Fotomodel, Blogger und Socialmedia-Experte“ in seinem privaten Podcast ankündigte, war mir das echt unangenehm. Ich bin weder Model noch Experte im Bereich digitaler, sozialer Netzwerke. Da ich einen Blog habe, kann ich mich mehr und mehr mit der Bezeichnung „Blogger“ anfreunden. Auch und weil ich den für mich frei interpretieren kann und selbst die Entwicklung des Blogs kritisch reflektiere bzw. mir Gedanken zu Reichweite und Zugriffszahlen und ihren Stellenwert für mich persönlich mache. Aber auch dabei, überprüfe ich mich die ganze Zeit in Hinblick auf Gefühle und Intentionen: mache ich dies oder das aus selbstdarstellerischen Gründen? Ist für mich die Resonanz und Reichweite wichtiger, als der Inhalt? Finde das spannend zu beobachten und auch dies öffentlich mit mir auszutragen. Ganz ohne „Dünkel“, denn ich weiß nicht mehr oder weniger als manch anderer, bin nicht besser, hübscher oder toller. Ich bin ich.

Nimm Dir den Raum der Dir gehört

Unabhängig davon, dass ich jedem Anschein von Selbstüberschätzung oder gar -überhöhung vermeiden will: es gibt einen Raum – im Netz und auch im normalen Leben – der mir gehört. Und viel zu oft habe ich mir den in der Vergangenheit nicht genommen. Bewusst geworden ist mir das natürlich beim Radfahren. Ich war mit eine Freund unterwegs – jemandem der keine Probleme damit hat, sich seinen Raum zu nehmen – und der fuhr ganz selbstverständlich auf der Mitte des Fahrstreifens auf der Straße. So wie aufgeweckte und selbstbewusste Radler das tun. Nur das der sonst kein Rad fährt, sondern sich den „Raum“ mit Abstand zum Bordstein und aufspringenden Fahrzeugtüren und gut sichtbar für den Verkehr hinter uns, ganz selbstverständlich nahm. Das ist nicht nur im übertragenen Sinne „gesund“, sondern sichert einem Radler tatsächlich verschiedene Vorteile.

Im digitalen Netz ist Platz genug

 

Ich war laufen – wer will das wissen? Ich habe Instagram-Storys für mich entdeckt und habe jetzt schon positive Erfahrungen mit den 24 Stunden Beiträgen gemacht.

Jeder der sich traut und entscheidet, sich im digitalen Netzwerk darzustellen und ein Stück weit öffentlich zu machen, hat meines Erachtens die Freiheit sich dabei ein wenig breit zu machen. „Zuerst ignorieren sie dich, dann lachen sie über dich, dann bekämpfen sie dich und dann gewinnst du.“ soll Mahatma Gandhi einst gesagt haben. Mir ist wichtig, mein Ding zu machen. Ich behaupte nicht, dass ich die Weisheit mit Löffeln gefressen habe. Glaube aber daran, dass jeder etwas „darstellt“ und sich das Raum nehmen sollte, sich frei und und vor allen Dingen frei von Urteilen anderer oder Selbstbeschränkung zu präsentieren.

„Warum sollte ich jemandem ein Foto schicken wollen?“

…das habe ich mich tatsächlich vor rund 15 Jahren gefragt. Da saß ich in einer Telekommunikationsschulung, Mobiles Internet war mehr oder weniger Utopie und statt SMS sollte man angeblich MMS – Bilder also – verschicken. Habe ich bis heute tatsächlich nur sehr wenige mit dieser Technik. Und auch Bilder von meinem Essen sieht man nur in Ausnahmefällen. Aber immer wieder entdecke ich heute neue Kanäle und immer kurzfristigere Darstellungen. Auch bei Snapchat, bzw. Storys auf Facebook oder Instagram und Co. habe ich mich lange gefragt: brauche ich das? Braucht das jemand von mir? „Brauche ich mehr, als ein 56k-Modem“ habe ich mich vielleicht 1998 gefragt. Als AOL mich noch lautsprachlich darüber informierte, dass ich „Post“ habe. Ja, ich brauche das und ich mache mit und probiere aus und mache mir selbst keinen Vorwurf daraus, dass dazu führt das ich immer „selbstdarstellerischer“ werde. Das ist okay für mich. Und für jeden anderen sollte es das auch sein.

Den Podcast gibt´s übrigens hier: http://sofahocker.net

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