Fahrräder und Radverkehr sind im Kommen: schon seit einigen Jahren ist das Rad auf dem Vormarsch und wird im städtischen Individualverkehr ebenso wie im bei Transport und Logistik zu einer ernst zu nehmenden Größe. Denn längst sind Lastenräder im Innenstadtbereich unterwegs oder dienen als Alternative für individuelle Transporte im Nahbereich. Und Radverkehrsanteile jenseits von 20 Prozent sind keine Utopie mehr. Mancherorts geht man schon sehr viel weiter. Kopenhagen will beispielsweise in naher Zukunft rund die Hälfte des innerörtlichen Verkehrs aufs Rad verlagern. Stehen wir an dem Punkt der Geschichte, an dem sich diese Entwicklung beschleunigt? Oder braucht es noch einige Zeit? Kommt dieser Zeitpunkt überhaupt? Ich bin mittlerweile überzeugt davon.
Blick 10 Jahre zurück
Als ich vor rund zehn Jahren für eine Radmagazin schrieb und über Berlin berichtete lag der Radverkehrsanteil dort deutlich im einstelligen Bereich. Eine Verdopplung schien ambitioniert. Der damalige Titel einer Reportage „Steht das Transportrad vor einem Comeback“ war schon fast provokativ: fristeten doch Hersteller ein Nieschendasein und die Lastenräder selbst eines auf so manchem Betriebshof. Heute sind sie auch in Deutschland schon fast fester Teil des urbanen Lifestyles. In Dänemark und Holland sind sie bereits mehr als das: echte Alternative zum automobilen Individualverkehr.
„Lifestyle“ ist ohnehin so ein Phänomen, bei dem Räder augenscheinlich mitspielen können. Schon einmal darauf geachtet, wie viele Buchcover, Zeitungstitel usw. ein Fahrrad ziert? Dass das nicht immer so war wir erkennbar, wenn man noch weiter zurückschaut: ich nenne ein Buch zum Thema Fahrräder mein Eigen, in dem Ende der Siebziger „prognostiziert“ wurde, dass man bald Träger am Auto habe, wie man es zu diesem Zeitpunkt schon „…von Skiern oder Surfboards…“ kenne.
Blick in die Zukunft des Rades
Transport und Logistik stellen uns zunehmend vor Herausforderungen. Nach der Energiewende steht auch eine „Verkehrswende“ an. Dem Fahrrad scheint man dabei nicht überall viel zuzutrauen: ein Rad ist kein LKW und einmal quer durch die Republik fährt man damit auch eher selten. Abgehakt. Abgehakt? Ist die Lösung der örtlichen Verkehrsprobleme wirklich in autonom fahrenden Elektroautos zu suchen? Oder ist es nicht vielmehr so, dass wirklich nachhaltiger Verkehr mit geringem Flächenverbrauch anders aussieht. Und dass das Fahrrad auf die meisten Frage die einzig sinnvolle Antwort ist. Viele Städte haben bereits eine Art Verkehrswende eingeleitet. Kopenhagen ist so ein Beispiel. In Groningen ist das Stadtzentrum schon seit über dreißig Jahren in vier Quadranten aufgeteilt. Hier im Nahbereich ist es nicht möglich mit dem Auto von einem Quadranten direkt in einen benachbarten zu fahren. Die positive Folge: der Auto-Verkehr findet überwiegend außerhalb des Stadtkerns statt. Dort fährt man überwiegend Rad. Nach Paris und anderen Städten beschleunigt gerade London seine Bemühungen den Radverkehr zu fördern. Verleihsysteme überall: New York, Washington, Kaunas in Litauen…
Indizien einer Neuordnung
Das alles sind nur Hinweise darauf, dass sich etwas ändern könnte. Weder die Geschwindigkeit eines Schwenks hin zum Rad, noch das Ergebnis, dessen Qualität oder der Zeitpunkt des Erreichens lassen sich ernsthaft abschätzen. Trotzdem bin ich überzeugt davon, dass das Rad eine zentrale Rolle im Verkehrssystem der Zukunft spielen wird. Und ich würde mir auf die Zunge beissen, wenn ich beim Blick zurück und mit dem Gespür für das was kommt, nicht der Überzeugung Ausdruck verleihen würde: der Tipping-Point fürs Rad wird kommen. Und es wird nicht mehr lange dauern, bis sich die Entwicklung rund ums Rad beschleunigt. In einer Welt in der Mobilität auch bedeutet, dass man sich nicht persönlich von A nach B bewegen muss, sondern das auch das Netz und die Digitalisierung viele Wege überflüssig macht, werden ursprüngliche Fortbewegungsformen – Rad fahren und Laufen – einen neue Stellenwert bekommen. Der Trend zur Urbanisierung wird dies noch beschleunigen.
Tellonym
Deine Meinung würde mich interessieren. Zum Thema Fahrrad, aber auch zum Start meines Blogs. Gefallen Dir Themen und Stil? Findest Du es albern auf diese Art ins Blogger-Leben zu starten? Was kann ich Deiner Meinung nach besser machen? Was sollte ich lassen? Einfach auf den Link klicken und Meinung hinterlassen. Ich freu mich.
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