Wir stehen zusammen im Lager der kleinen Fahrradmanufaktur von Frank Patitz in Leipzig. Vor uns steht der Prototyp des aktuellen „Ponyjohn“ – einem kompakten Transportrad mit E-Antrieb auf der Basis des „Ponyvelo – Otto“ von RETROVELO. Ein Rad mit kleinen, breiten Laufrädern, inspiriert von der BMX- und letztlich auch der Ballonrad-Kultur. Ohne Analogien, ohne Geschichte, ohne Bezug zur bisherigen Fahrzeugentwicklung entsteht bei Frank nichts, so scheint es. Habe das Gefühl, hier werden keine Bikes gebaut, sondern es entstehen Geschichten. Es wird Geschichte geschrieben. Seit 2003 ist das schon so. Seit der Gründung des kleinen Unternehmens. Bereits kurz danach hatten wir uns kennen gelernt und ich hatte über einen Bruder von „Otto“ geschrieben: „Max“ – den „vanillegelben Wolf im Schafspelz“. Der E-Transporter vor uns hat sich im Laufe der letzten Monate immer wieder verändert. Zusammen gesetzt, auseinander gebaut, modifiziert und erneut zusammengeschweisst. Zuletzt wurde die Lenkung mit einer flexiblen Welle ausgerüstet. Warum das alles? Weil es so etwas noch nicht gibt und die Geschichte fortgeschrieben werden will.
Motorisiert mit e
Frank Patitz hat „Benzin im Blut“. Autos und der Kult rund ums rollende Blech faszinieren ihn. Etwas, dass man von einem Fahrradkonstrukteur nicht unbedingt erwarten würde und doch der Ursprung für die Begeisterung für´s Rad. Und dieser „Motor“ ist so stark, dass die Fahrzeuge selbst eigentlich keinen eigenen Motor brauchen. Und doch ändert sich genau das mit dem aktuellen Projekt. Das alles sei kein Widerspruch, findet Frank, auch weil er selbst die Kontinuität aus Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft in seiner eigenen, schaffenden und kreativen Arbeit empfindet. Mit hohem Anspruch an Qualität, Gestaltung und Haltbarkeit – und damit Nachhaltigkeit – setzt Frank seine Ideen um. Fängt er an davon zu berichten, fällt es schwer etwas dagegen zu setzen, geschweige denn überhaupt zu Wort zu kommen. „Ihr müsst mich einfach ausschalten, wenn es zu viel wird“, sagt Patitz schmunzelnd. Er spricht ruhig, eindringlich, hat eine Passion und gestikuliert in angenehmen, großen Bewegungen. Man mag kaum glauben, dass man mit einem Fünfzigjährigen spricht: Frank versprüht jugendlichen Enthusiasmus. Immer funkeln die blauen Augen unter seiner Cap.
Pony – kleines Pferd, weisste?
Wie es genau dazu kam, lässt sich also nicht mehr genau sagen. War es jetzt Sören der Rahmenbauer, der ihn dazu angestiftet hat, den E-Transporter zu konstruieren, oder hat sich die Idee einfach aufgedrängt? Werde das Gefühl nicht los, dass das was da vor uns steht und immer noch immer Werden begriffen ist, tatsächlich der Ausdruck ungebremsten Umsetzungswillens ist. Einfach, weil es eben geht und es keinen vernünftigen Grund gibt es nicht zu tun. Einfach machen.
So entstand ein Bike mit „virtueller“ bzw. verlorener Gabel, einem extrem kleinen Wendekreis, hoher Agilität. Kein Long- sondern eben ein „Pony“-John, auf dem man sogar freihändig fahren und geschätzte 120 Kilogramm transportieren kann. Mit E-Antrieb und ein wenig elektronischen „Schnickschnack“. Auf den Frank auch gerne verzichten würde. Denn um Displays und elektronische Automatikschaltungen geht es ihm wirklich nicht. Seine Bikes fahren gerne mit fast unzerstörbarem Zweiganggetriebe. Nur Spezis wissen etwas mit dem Begriff „Schlumpf“ anzufangen. Der Getriebenabe, die auch als Mountain-Drive vermarktet und auch schon im „Max“ verbaut war. Und mich damals die Stirn runzeln ließ.
Das Pony-Transportrad ist extrem steif. Vor Zerstörungsversuchen auf der Testanlage hat Frank keine Bange: Neben dem Newcomer steht das 140 Kilo schwere „Soundbike“, dass er über die Jahre ebenfalls immer weiter entwickelt hat. Auch dieser Hingucker, hat so manchen Umbau, aber auch schon Crashs hinter sich. Erfahrungen, die in den Bau des Ponyjohn eingeflossen sind. Und darum ist Frank auch von er Haltbarkeit des kleinen Pferds überzeugt.
Und so geht´s weiter
Anders als das Soundbike soll das Ponyjohn-Transportrad in Serie gehen. Dann, wenn das Zusammen- und wieder Auseinanderbauen erfolgreich abgeschlossen ist. Eine Art Vorserie ist schon in Planung und neben den Rahmen braucht es dazu vor allen Dingen auch die Laufräder, Schutzbleche und weiteres Zubehör. Teile, die man nicht in kleinen Anzahlen beziehen kann. Frank ist aber dann doch Unternehmer und kein Geschichtenerzähler und weiß, dass das nicht nur Kapitalbindung bedeutet, sondern dass die Räder auch Abnehmer finden müssen. „Im ersten Jahr nach der Gründung von RETROVELO haben wir mit Mühe und Not 50 Räder an den Mann gebracht, die Jahre danach mit dem Aufbau von geeigneten Produktionskapazitäten und Vertriebskanälen verbracht“, so Patitz. Das Pony-John sei so speziell, dass man im Grunde schon jetzt seine zukünftigen Kunden kennen müsste. Crowdfunding sei daher eine nahe liegende Idee.
4 Kommentare
Carsten Sturm
13. August 2019 at 0:06Hallo, da muss ich sagen… haben will.. sieht sau geil aus das bike! Suche so was und würde gerne 1 haben. Wann Wo und Was soll es kosten 🙂
franky
18. September 2019 at 17:42Hallo Carsten,
das Rad kostet in der aktuellen Version und je nach Ausstattung ab 7.000 Euro. Mail an order@retrovelo.de und/oder Infos unter https://retrovelo.de/lastenrad-ponyjohn
Grüße
Frank
Eugenio Imbert
27. September 2020 at 1:49Beautiful cargo bike!! Congratulations
Carmel Worsnop
18. August 2024 at 15:36This was a very good post. Check out my web page FQ7 for additional views concerning about Data Entry.