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Blogbeiträge

Liebeserklärung an die „Große Freiheit“

Immer wieder hatte ich Udo Lindenbergs Reeperbahn-Lied im Ohr, als ich „Große Freiheit“ von Rocko Schamoni gelesen habe. „Kulisse für nen Film der nicht mehr läuft – ich sag Dir das tut weh.“ Im Urlaub hatte ich endlich mal wieder Lust zu lesen und Schamonis Roman war hervorragend geeignet, um dabei eine ganz eigene Reise zu unternehmen: in die Geschichte auf Sankt-Pauli und rund um den Protagonisten „Wolli“, der die Freiheit sucht und nach seiner Flucht aus der Enge in Sachsen nach einigen Umwegen in Hamburg Anfang der 60iger Jahre findet.

„Ganz langsam sickert St. Pauli in Wolli ein, durchdringt sein Wesen und Handeln und füllt jede Pore von ihm aus, …“

„Wolli“ alias Wolfgang Köhler erinnert mich dabei literarisch ein bisschen an Sven Regeners Herrn Lehmann. Und zwar in einer gesunden Mischung mit dem „Hundertjährigen, der aus dem Fenster stieg und verschwand“: Wolli ist unglaublich sympathisch. Nie hat man das Gefühl, dass man sich von diesem Antihelden distanzieren müsste. Im Gegenteil – er bleibt sich und der Menschlichkeit bei allen Umwegen und Unwägbarkeiten treu. Und erlebt dabei verschiedene historische und politische Gegebenheiten und lernt die eine oder andere Größe aus dem Showgeschäft kennen bzw. teilt ein Stück des Weges mit ihnen. Schamoni schreibt und beschreibt beherzt und mit angenehmer Sprache. „Alabonör“ würde ich nach der Lektüre des Buches sagen.