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Neues Arbeiten bodenständig erklärt

Häufig sagen wir: ich kann das nicht. Dabei müsste es eigentlich heißen „ich kann das noch nicht.“ Man kann sicher nicht alles ohne Weiteres erlernen. Zum Beispiel würde ich gerne einen Flickflack können, aber ich glaube das Alter und körperliche Voraussetzungen nicht die besten sind, um sich solch einer sportlichen Herausforderung zu stellen. Aber zum Beispiel kann ich einen Kopfstand auch NOCH nicht (richtig). Und das wäre doch schon einmal ein Anfang. Vielleicht würde dafür auch die Motivation reichen. Denn neben rein körperlichen „Hindernissen“ ist es meines Erachtens die Motivation, die uns meist einen Strich durch die Rechnung macht. Und dann bleibt es beim „hätte“, „würde“ und „könnte“.

Eingetretene Pfade

Wir alle machen gerne das, was wir gut können und ohne Mühe ausführen können. Das ist gut so und menschlich. Aus anthropologischer Sicht betrachtet, ist es nur konsequent, dass uns das was wir besonders gut können, leicht „von der Hand“ geht und wir immer besser darin werden. Denn Neues zu lernen ist aufwendig und anstrengend und wir sind zunächst schlecht darin. Eingetretene Wege zu beschreiten ist hingegen leichter und das Ergebnis in aller Regel immer besser. Diese eingetretenen Wege – das wissen wir heute – gibt es nicht nur im übertragenen Sinne, sondern wir finden sie auch in unseren Gehirnen. Wenn wir Fahrrad fahren lernen, eine neue Sportart oder ähnliches, werden im Gehirn neue Verbindungen aufgebaut, die dauerhaft bestehen bleiben und immer besser „befahrbar“ sind, umso häufiger wir sie benutzen. „So etwas verlernt man nicht,“ heißt es dann. Diese Wege anzulegen ist die eigentliche energetische Herausforderung.

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Kopfsache: meist macht uns unser Unterbewusstsein einen Strich durch die Rechnung, wenn wir etwas Neues ausprobieren wollen

Das kann ich noch nicht

Etwas Neues zu lernen ist also mit Aufwand verbunden. Sprichwörtlich von Kindesbeinen an, verwenden wir viel Zeit (und Energie) darauf, neue Dinge zu lernen. Würden wir früh damit aufhören, könnte man uns wahrscheinlich alle krabbelnd auf der Straße beobachten. Die Entwicklungskurve nähert sich aber schon vor dem Teenageralter einem Scheitelpunkt, dem sie sich dann nur noch langsam annähert. Ich meine, Vieles können wir bis dahin schon und natürlich lernen wir auch danach noch viel dazu. Aber gerade im Erwachsenenalter scheint es zunehmend weniger Anreiz zu geben, den Aufwand zu betreiben etwas ganz neu zu erlernen. Und es ist wohl aus verschiedenen Gründen auch schwieriger. Aber nicht unmöglich, wie es sich zum Beispiel beim Radfahren immer wieder zeigt.

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Klappt nicht immer: auch beim Autofahren muss es vielleicht erst einmal „krachen“ um daraus zu lernen…

Große Sprünge

Nun darf man wenn es darauf ankommt alles erwarten, aber nicht dass wir als „Meister vom Himmel“ fallen. Meiner Meinung nach stellen wir uns seltener Herausforderungen, wenn wir älter werden. Zumindest beobachte ich das (auch an mir) und vielleicht würde ich auch Belege dafür finden. Aber nehmen wir das mal als Annahme: mit zunehmenden Lebensalter ist der Impuls wirklich viel Neues zu erlernen und den damit verbundenen Aufwand zu betreiben, geringer ausgeprägt. Trotzdem stehen wir immer wieder vor neuen Aufgaben und Herausforderungen. Beruflich, oder auch auf persönlicher Ebene. Wir wollen uns aber auf gar keinen Fall „die Blöße“ geben. Dafür haben wir verschiedene, ausgeklügelte Strategien parat – aber das ist ein anderes Thema. Worauf ich hinaus will ist: wenn man sich darauf einlässt, etwas Neues zu lernen und sich zu erarbeiten, darf man vieles erwarten. Außer das es von Anfang an klappt!

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Zurück in die 80iger: als Kind probiert man sicher mehr und häufiger einfach aus…

Lernen heißt scheitern

Eine Binsenweisheit? Mitnichten. Teil der nicht näher ausgeführten Strategien, sich nicht die Blöße zu geben ist, so zu tun als würde man etwas lernen oder bereits können. Weil wir nämlich ungern schlecht in etwas sind, wenig erfolgreich oder langsam. Hätten wir alle auf diese Art und Weise versucht, Rad fahren zu lernen? Ich kann das schon. Ich steig hier mal auf, schauen Sie und dann düse ich los. Kein Problem, nächste Woche Tour de France. Trial? Kann ich auch, geben sie mir zwei Tage Zeit. Das ist Unsinn! Wenn wir uns wirklich auf etwas Neues einlassen, dann werden wir Zeit brauchen, um zu ersten Erfolgen zu kommen. Bis dahin werden wir einige Male auf den Bart fliegen und letztlich ist es nicht mal garantiert, dass wir das was wir erreichen wollen auch tatsächlich schaffen. Ein gutes Stück weit liegt es eben auch daran, ob wir Spaß daran haben. Also am Lernen selbst und nicht so wie beim Beschreiten eingetretener Wege.

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Andere Töne: Newcomer führen die Etablierten häufig genug vor…

Perfomance kommt später

Wenn man dies berücksichtigt und sich darauf einlässt, hat man wirklich eine Chance Neues zuzulassen, neue Erfahrungen zu machen und zu lernen. „Lernende Organisationen“ sollten das berücksichtigen – auch Schulen zum Beispiel sind ja keine börsennotierten Aktiengesellschaften, von denen man profitables Wachstum erwartet. Natürlich kann man, wenn man etwas lernt auch Einiges anders und neu machen. Junge Unternehmen machen das eindrucksvoll vor, weil sie Hemmschuhe des etablierten Business ablegen. Ich finde Musik ist dafür ein eindrucksvolles Beispiel: gerade „junge“ Bands zeichnen sich häufig nicht gerade dadurch aus, dass die Bandmitglieder ihre Instrumente hervorragend und virtuos beherrschen. Häufig machen sie aber einfach vieles anders. Spielen Crossover, wo ansonsten enge Genregrenzen bestehen, experimentieren und finden so neue Wege.

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