Menu
Blogbeiträge

Andere Erfahrungen machen

Wie ich gemerkt habe, dass das Socialweb weit mehr ist, als eine weitere Option, mehr als das digitale Abbild der „realen“ Welt? Im Grunde ist diese Erkenntnis eng verbunden mit meinen Erfahrungen im Bikepolo-Sport. Als wir 2010 im kleinen Ortsteil Büppel im Friesischen Varel anfingen Bikepolo zu spielen, wussten wir nicht, dass nur wenige Monate später die Weltmeisterschaft in Berlin stattfinden würde. Und wir ahnten schon gar nicht, dass wir schon bald Teil einer kleinen, aber sehr internationalen Gemeinschaft sein sollten. Und viele Freunde rund um den Globus finden würden…

Bikepolo hat mich in Bewegung gebracht

Von all´ dem ahnten wir nichts, als wir zu Ostern 2010 mit selbst gebauten Holzschlägern auf dem dörflichen Schulhof gegeneinander antraten. Den Ausschlag gab ein Buch (ja, ein richtiges analoges Buch): „Fixies“. Ein tolles Sachbuch, dass den vermeintlichen Starrgangtrend bei Fahrrädern mit ansprechenden Bildern historisch richtig einordnete. Und ganz nebenbei auch die wesentlichen Infos lieferte, was es mit Bikepolo auf sich hat. Von den Ursprüngen in Seattle und der Messenger-Szene bis hin zu einer globalen Trendsportbewegung.

Ich baute sechs Schläger aus Holz, wir spielten – große Jungs und deren Söhne – und haben bis heute nicht wieder damit aufgehört. Nächste Woche fahren wir zu den Euros nach Turin (ich werde davon berichten).

Soweit so gut, könnte man meinen. Aber eigentlich ging die Geschichte jetzt erst richtig los.

Facebook vernetzt und öffnet Horizonte

Während in der ersten Zeit noch ein Deutsches Bikepolo-Forum zum Austausch unter den Aktiven diente, oder eine internationale Webseite (leagueofbikepolo.com), kristallisierte sich bald Facebook als Drehscheibe für Kontakte und Veranstaltungsplanung heraus. Für mich war das neu. Die Nutzung von Facebook einerseits, aber auch die Form der Vernetzung. Hatte ich bis dahin immer soziale Online-Netzwerke bei meinen Söhnen, allerhöchstens bei jüngeren Bekannten verortet, nutzte ich nun selbst die Möglichkeiten vor allen Dingen von Facebook und fand Freunde rund um den Globus.

Und ich fand noch mehr: meinen ganz persönlichen „Newsfeed“. Ich habe mich schon immer für alles rund um Fahrräder sowie auch Verkehr und Mobilität interessiert. Man kann von den digitalen Algorithmen halten, was man will. Viele haben dabei vor allen Dingen personalisierte Werbung im Kopf. Aber auf meine Interessen zugeschnittene Informationen zu erhalten, mich mit meinen „Macken“ nicht alleine fühlen zu müssen, ist ein echter Mehrwert.

Fahrräder im Wohnzimmer und überall

Infos zu Festivals und Veranstaltungen (die sonst auch schon einmal gerne an mir vorbei gegangen sind), Freunde zu denen ich trotz örtlicher Distanz Kontakt halten konnte und Informationen bekam, die mir ansonsten nicht zugänglich gewesen wären. Ich habe mehr und mehr von mir gepostet und ein Gefühl dafür entwickelt, was ich mitteilen will und was ich für mich behalte.

Als ich dann zum ersten Mal sah, wie ein befreundetes Pärchen am Sonntagabend ein Bild von all ihren Rädern im Wohnzimmern postete, musste ich schmunzeln. Das könnte mir auch passieren, dachte ich, Mittlerweile sind meine Räder übrigens auch bei mir „eingezogen“. Dauerhaft. Das und vieles andere wäre sicher auch ohne Socialweb möglich gewesen. Aber Kontakt zu halten, sich über Interessen auszutauschen, Freundschaften zu pflegen – das alles erscheint mir ohne digitales Netzwerk heute unendlich schwerer. Der Sport und die Vernetzung haben mich mittlerweile durch ganz Deutschland aber auch nach Kopenhagen, Amsterdam und Prag geführt. Ich habe mir einen Traum erfüllt und habe in New York Polo gespielt. Überall treffe ich Gleichgesinnte, Und auch außerhalb Europas treffe ich fast überall in größeren Städten „Facebook-Freunde“. Freunde mit denen ich schon auf Gegenseitigkeit Häuser getauscht habe. Menschen zu denen ich den Kontakt heute nicht mehr verlieren möchte. Ohne digitale Netzwerke wäre das echt schwer. Die große Welt ist für mich kleiner geworden.

Ich fühle mich heute nicht nur besser vernetzt mit Freunden, die alles andere als ausschließlich digital oder virtuell sind. Ich bin mir auch selbst sehr viel näher. Wer weiß: vielleicht hätten wir schon bald nach dem Start wieder aufgehört Bikepolo zu spielen, weil eine Vernetzung zu schwierig gewesen wäre und uns der sportliche Anreiz gefehlt hätte. Socialmedia hat nicht weniger erreicht, als meine Art zu kommunizieren zu verändern und mir neue Möglichkeiten zu eröffnen.

No Comments

    Leave a Reply